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Dark Love

Dark Love

Titel: Dark Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lia Habel
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Lippen. »Bedauernswerte Kreaturen.«
    »Wie kann ein Protein so viel Schaden anrichten?« Nora rieb die Handgelenke aneinander.
    »Prionen sind auch für Krankheiten wie Rinderwahn verantwortlich. Sie beschädigen das Körpergewebe – vor allem Hirngewebe. Dieses Prion ist nur zufällig auch unglaublich virulent. Nicht einmal jetzt verstehen wir ganz, wie oder warum es so funktioniert, wie es funktioniert. Wir können es uns am ehesten so erklären, dass es den Körper reanimiert und kontrolliert, damit der Träger das Prion durch Körperflüssigkeiten an einen anderen Organismus weitergeben kann. Man kann sich auch anstecken, indem man das Fleisch eines Infizierten isst. So hat es vielleicht begonnen, bei Tieren vielleicht. Auch wenn die Krankheit unsere pelzigen Freunde nicht in dieser Form befällt.«
    Samedi rief ein Bild von Nora auf den Schirm, was sie leicht zurückzucken ließ. »Und der Grund, dass Sie immun sind – herzlichen Glückwunsch, nebenbei –, besteht darin, dass Sie mit einer Genabweichung gesegnet sind, die sich unerhört resistent gegen erkrankte Zr-068 zeigt. Um es einfach auszudrücken, Ihre Proteine weigern sich schlicht, sich zu verformen.«
    Meine Mutter hatte also recht gehabt. Sogar meine Gene sind stur.
    »Ihr Vater zeigt eine leicht abweichende, aber nicht weniger erstaunliche genetische Variation, die darin resultierte, dass immer nur sehr wenige seiner Proteine zugleich zerstört wurden, was ihm ermöglichte, noch viele glückliche, symptomfreie Jahre zu leben, bevor er von einer Krankheit geschwächt wurde, die nichts mit dem Lazarus zu tun hatte.«
    »Okay«, sagte sie. »Und warum dauert es dann so lange, einen Impfstoff zu entwickeln?«
    »Tja, Dr.   Elpinoy würde es zwar niemals zugeben, aber er leidet an Lampenfieber …«
    »Oh, halten Sie den Mund, Sie Flegel«, fuhr Elpinoy ihn an und löste endlich die verschränkten Arme. »Miss Dearly, die Sache ist kompliziert. Das menschliche Immunsystem greift Prionen nicht an, weil es sie nicht als Fremdkörper identifiziert. Es hält sie für normale Proteine. Deshalb bin ich hier. Ihr Vater und ich versuchen, das Lazarusprion an ein genetisch verändertes Bakterium zu binden, welches dann vom Immunsystem angegriffen wird. Mit etwas Glück können wir das Immunsystem dazu bringen, auf etwas zu reagieren, das es ansonsten ignorieren würde. Aber es ist schwierig und potenziell gefährlich. Wenn man es nicht äußerst vorsichtig angeht …«
    »… könnte man Menschen mit dem Impfstoff infizieren«, vollendete Nora den Satz. Sie begriff schnell.
    Samedi starrte sie einen Moment lang an und wischte sich theatralisch eine nicht vorhandene Träne weg. »Ich hätte nie gedacht, dass die Jugend von heute mich noch einmal so beeindrucken könnte. Wenn ich mir Sie und Bram so anschaue, kann ich wider Erwarten daran glauben, dass wir vielleicht doch nicht alle verdammt sind.«
    Elpinoy seufzte. »Ja, das ist ein Risiko. Außerdem besteht noch die Gefahr, dass das Immunsystem letztendlich sämtliche Proteine angreift, sowohl die nützlichen als auch die schädlichen. Schließlich bestehen sie technisch gesehen aus dem gleichen Stoff.«
    Nora betrachtete Samedi weiterhin etwas argwöhnisch, aber doch interessiert. »Aber was ist mit denen, die schon tot sind?«
    »Oh, wir sorgen dafür, dass die Infizierten ›weiterleben‹ können«, fiel Beryl ein. »Wir behandeln sie mit einem Präparat, das Mikroorganismen abtötet und die Zersetzung verlangsamt … und aus irgendwelchen Gründen, die wir noch nicht verstehen, lassen Insekten wie Fliegen und Käfer die Infizierten ohnehin in Ruhe. Vielleicht ahnen sie irgendwie, dass Zombies kein gutes Futter abgeben. Allerdings sind es Bazillen und Bakterien, die für das verantwortlich sind, was wir ›feuchte‹ Verwesung nennen.«
    »Schleimig«, warf Samedi ein und rieb zur Verdeutlichung die Finger aneinander.
    Beryl schüttelte den Kopf und fuhr fort: »Sie sind im Grunde einbalsamiert. Deswegen wird Baldwin hier nicht von Gasen oder Schleim oder was auch immer aufgetrieben. Die Betroffenen erleiden eine Form der ›trockenen‹ Verwesung, fast wie bei Mumien.« Sie war ein echter Wissenschaftsfreak und geriet richtig in Fahrt. »Und Bakterien sind auch für die meisten unserer Körpergerüche verantwortlich, deshalb stinken sie nicht nach Verwesung oder so. Sie verschleißen, ja, aber dagegen können wir etwas tun. Das Einzige, was wir nicht aufhalten können, ist die Zerstörung des

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