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Dark Love

Dark Love

Titel: Dark Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neslihan Dadas
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War er beleidigt, weil ich gar nicht mehr auf meine Außenwelt geachtet habe? Aber das passierte mich doch ständig! Ich versank viel zu oft in Gedanken.
    Das muss aufhören. hörte ich die tiefe Stimme von Petgi auf einmal sagen, der mit seinem Besen vor mir stand und mich mitleidend ansah. Er war einer der Wenigen, die wussten, weshalb ich ständig in einer anderen Welt versank. Jedenfalls glaubte ich das. Er sprach immer so, als ob er über alles Bescheid wüsste. Sicher war ich mir jedoch nicht.
    Wovon redest du? Ich zwang mich zu einem aufrichtigen Lächeln - so, wie immer - und atmete einmal tief durch, um wieder ganz zu mir zu kommen.
    Makayla, ich mache mir Sorgen um dich.
    Ach, das brauchst du nicht. Ich klopfte ihm beschwichtigend auf die Schulter und schritt eilig auf den Aufzug zu, um hineinzusteigen und um mich, kaum als die Tür geschlossen war, stöhnend mit dem Rücken an der Wand niederzulassen. Der Boden bestand aus einem sauberen dunklen Teppich, der meinem Hintern ganz bestimmt nicht weh tun würde. Dafür war es viel zu weich. Ich bewegte mich ein paar Minuten lang nicht, sondern war einfach nur froh, meine Ruhe zu haben. Mir dröhnte der Schädel.
    Meine Mutter öffnete, noch bevor ich meinen Schlüssel herausgeholt hatte, die Tür und ließ mich mit einem schwachen Lächeln hinein.
    Und, wie hat das Frühstück geschmeckt?
    Die Antwort wird sich nie ändern, Mom. Ich verdrehte die Augen. Das geht dich überhaupt nichts an.
    Makayla...
    Kümmere dich um deinen eigenen Kram! Genervt zog ich meine Schuhe aus, hängte meine Jacke an den Ständer und ging ins Wohnzimmer, um mich auf unsere gemütliche Couch zu setzen.
    Die ganze Wohnung war voller Erinnerungen. Auf den Regalen waren überall Bilder von
uns
- von meiner gesamten Familie. Von meinem Vater.
    Den Großteil der Möbel hatte er damals meiner Mutter zu ihren Geburtstagen gekauft. Unser Apartment sah wirklich schön aus mit all den bunten Farben. Jedes Zimmer hatte sein eigenes Design. So war die Küche ganz in weiß ausgestattet, während im Badezimmer sogar die Dusche hellblau und die gelbe Wand mit Delfinsticker beschmückt worden war. Der Boden bestand aus hellen, grauen Fliesen, die selbst, wenn sie dreckig wurden, in ihrer vollen Pracht glänzten.
    Ich nahm die Fernbedienung in meine Hand und schalte den Fernseher um. Was ich noch nie verstanden habe war, warum meine Mutter ständig die Nachrichten schaute. Ständig regte sie sich über die Politiker und über all die Geschehnisse, die auf der Welt passierten, auf. So etwas konnte mir wirklich erspart bleiben. Das Fernsehen war schon seit Langem nichts Interessantes mehr für mich. Ich fand die Sender langweilig, weil beinahe jeden Tag dasselbe lief. Deshalb hatte ich es mir angewöhnt nur noch die Musikkanäle anzusehen.
    Musik tat gut. Es beruhigte nicht nur mein Inneres ein wenig, sondern auch meinen unauffällig zitternden Körper. Bisher hatte mich noch nie jemand darauf angesprochen - nicht einmal Gustavol hatte meine Mutter. Wenn ich mich im Spiegel betrachtete, dann war das das Erste, was mir normalerweise auffiel. Vielleicht aber lag es auch einfach nur daran, dass ich die Einzige bin, die dieses Zittern spürt. Andere nahmen es wahrscheinlich überhaupt nicht wahr. Irgendwie gefiel mir das sogar. Ich musste keine belastenden Fragen beantworten oder noch weitere Personen anlügen. Meine Vater hatte mich gelehrt, immer ehrlich zu sein.
    Lügner waren schlechte Menschen. Man konnte ihnen nicht vertrauen. Sie hintergingen andere immer.
    Ich sah mich selbst jedoch als Notlügnerin. Ich wollte nicht, dass irgendjemand erfuhr, wie schlecht es mir wirklich ging. Ich wollte alleine mit meiner Trauer sein. Allein die Tatsache, dass mich dieser junge Mann namens Ares Valerius beim Weinen auf dem Friedhof beobachtet hatte, ließ mir mulmig im Bauch werden. Das war eine Unverschämtheit. Hätte mich sein Aussehen nicht so sehr beeindruckt und sein ganzes Wesen nicht so fasziniert, dann hätte ich ihm bestimmt meine ehrliche Meinung ins Gesicht gesagt. Das hätte ihn womöglich abgeschreckt.
    Aus irgendeinem Grund nahm ich plötzlich ein leichtes Ziehen unterhalb meiner Brust wahr, und schnappte deshalb erschrocken nach Luft, ehe ich auch schon aufsprang und sich meine Augen weiteten.
    Was hatte das zu bedeuten gehabt? Ging es mir nicht gut?
    Ich schüttelte meinen Kopf. Natürlich ging es mir nicht gut. Ich trauerte. Ich war abgrundtief traurig und das Leben hatte für mich seinen Sinn

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