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DARK MISSION - Fegefeuer

DARK MISSION - Fegefeuer

Titel: DARK MISSION - Fegefeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Cooper
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Hoffnung in Jessies Augen aufblitzen sah. Jessie wusste genau, dass ihre Augen sie verraten hatten.
    Sie seufzte. »Wahrscheinlich.«
    »Nein, nicht wahrscheinlich, ganz sicher. Ich weiß es nämlich«, korrigierte Matilda sie. Mit einer Kopfbewegung nach hinten zum Garten hin, der gleich hinter der Außenwand sein Blütenmeer entfaltete, fuhr die erfahrene Hexe fort: »Und dem Mann da draußen bekäme es nicht sonderlich gut hierzubleiben. Nicht in der momentanen Situation. Wenn du ihn darum bittest, bliebe er wahrscheinlich. Aber die Unruhe fräße ihn von innen auf. Wie Weltengrün, das eine alte Eiche erwürgt, würde es ihm die Luft abdrücken, wenn er hierbliebe.«
    »Ich weiß«, sagte Jessie. Sie berührte die schmale, verschorfte Wunde um ihren Hals, verfolgte mit den Fingerspitzen ganz sacht die Linie heilender Haut darauf. Mit geschlossenen Augen sprach sie weiter: »Ach, verdammt, das weiß ich doch! Bei allem, was Silas macht, essen, schlafen, träumen, geht es immer nur um seinen Job. Darum, was er für seine Verantwortung hält. Aber eines Tages wird ihn dieser Job umbringen.«
    Matilda stellte die Teller auf die Arbeitsplatte der Küche. Leise klirrten sie aneinander.
    »Und ich glaube«, setzte Jessie in gedämpfter Lautstärke hinzu, »dass er genau darauf hofft.«
    »Das ist seine freie Entscheidung.« Matilda drehte sich zu Jessie um und nahm ihre beiden Hände. Sie legte sie Handfläche an Handfläche, faltete sie wie zum Gebet und umfasste sie mit den eigenen Händen. Dann sah sie Jessie tief in die Augen. »Zwischen euch beiden gibt es eine ganze Mauer aus Lügen. Jeder Narr begreift das sofort. Aber auf Lügen kann man nichts als Versagen und Verlust bauen.«
    Jessie schrak zurück. »Aber wenn ich ihm alles erzähle …«
    »Wird er tun, was seine Pflicht ist, ja«, gab Matilda ihr recht. »Er ist ein Mann, der die Pflichterfüllung vor alles andere stellt, immer. Das ist ein Segen ebenso wie ein Fluch. Also bleibt dir nur, rasch zu handeln.« Sie drückte Jessies Hände und ließ sie dann los. »Also lass uns einen Plan schmieden!«
    Silas war immer noch im Garten. Er stand am Rand des gepflasterten Innenhofs und beobachtete, wie ganz allmählich die Nacht aufzog und der Himmel sich verdunkelte. Mit gerunzelter Stirn blickte Silas hinauf. »Ich weiß ganz genau, dass es dort oben richtig kalt ist«, meinte er nachdenklich. »Aber hier ist es so warm wie an einem Strand in Florida. Das ist schon verdammt seltsam, unwirklich.«
    Jessie nickte. Sie ließ sich auf einem der Lehnstühle nieder, zog die Beine hoch und wickelte Unterschenkel und Füße in den weichen Stoff des langen Rocks. »Es ist wie im Paradies hier.«
    »Dank euch schön!«, sagte Matilda und klang erfreut und amüsiertzugleich. »Ich möchte wetten, im Paradies ist es auch mächtig seltsam und ausgesprochen unwirklich.«
    Ein Lächeln umspielte Silas’ Lippen, und Jessie sah es in seinen nebelgrauen Augen ankommen, während er zu ihr und Matilda herüber an den Tisch kam. Aber Silas setze sich nicht. »Matilda, wir schulden dir eine Menge.«
    Die Hexe lächelte. »Das ist richtig«, entgegnete sie. »Und ich sage euch jetzt, was ihr tun könnt, um eure Schuld mir gegenüber abzutragen.«
    Jessie legte den Kopf schief. Sie sagte nichts, beobachtete einfach nur Hexe und Hexenjäger.
    »Niemals«, sagte Matilda fest und hob beschwörend beide Hände, »dürft ihr jemandem von diesem Ort erzählen. Niemals!« Ihr Blick bohrte sich in Silas’ Blick, ein offener, ehrlicher Blick, so fest wie ihre Stimme. Eine ebenbürtige Gegnerin für den Krieger in Silas’ Brust.
    Zum Teufel, Jessie war sich sicher, die Hexe wäre eine ebenbürtige Gegnerin selbst für eine Gottheit, überschritte diese nur die Grenzen dessen, was Matilda hier in den Felsen des Grabens für ihr Territorium hielt.
    Silas nickte. »Versprochen«, sagte er. »Du hast dem Fels hier ein wunderschönes Zuhause abgetrotzt. Ganz allein. Das ist schon was.«
    Matilda lächelte. Das Lächeln ließ ihre hoheitsvollen Züge weicher wirken und auch ihren Blick. »Gut. Also dann: Wann habt ihr zwei vor aufzubrechen?«
    Jessie öffnete schon den Mund, um zu antworten. Aber Silas kam ihr zuvor: »Sofort«, erwiderte er und warf Jessie einen entschuldigenden Blick zu. Sie klappte den Mund zu und schwieg.
    Das war’s also, oder etwa nicht? Ach Scheiße, sie hatte diese Antwort doch schon halb erwartet! Da geht er hin, mein Kerl, dachte sie sarkastisch, und folgt dem Ruf der

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