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DARK MISSION - Fegefeuer

DARK MISSION - Fegefeuer

Titel: DARK MISSION - Fegefeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Cooper
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Pflicht!
    Matilda nickte, als hätte sie mit dieser Entwicklung schon gerechnet. »Gut. Jessie, es tut mir furchtbar leid, aber du wirst deine eigenen Sachen anziehen müssen, wenn du von hier fortgehst.«
    Mit beiden Händen strich Jessie über die herrlichen Farben des weich fallenden Stoffs. Sie konnte es nicht verhindern: Ganz plötzlich verspürte sie einen Stich Sehnsucht. »Ich verstehe«, sagte sie leise.
    Silas ging um den Tisch herum und stellte sich hinter ihren Stuhl, legte ihr zärtlich die Hände auf die Schultern. Jessie schloss die Augen.
    »Silas, wird man nach euch suchen?«
    Hinter ihr hörte Jessie Silas zustimmend grunzen.
    »Gut«, sagte Matilda. »Dann bringe ich euch den Fluss hinunter, bis zu einer bestimmten Stelle etwa anderthalb Kilometer von hier. Das sollte weit genug sein, und die Strecke ist nicht zu weit und zu heftig, damit glaubhaft bleibt, ihr hättet es bei der Strömung allein bis dorthin geschafft.«
    »Wir wissen das zu schätzen.« Mit kleinen, kreisenden Bewegungen massierte Silas Jessies Schultern, ein beruhigendes Gefühl. Dennoch schlug ihr das Herz bis zum Hals. Sie öffnete die Augen und bemerkte, dass Matilda sie beobachtete.
    Jessie lächelte. Sie wusste, dass es ein dünnes, grimmiges Lächeln war. Aber, zum Geier, sie versuchte es immerhin!
    Ganz so, als hätte sie die Antwort, auf die sie gewartet habe, Jessie vom Gesicht abgelesen, nickte die erfahrene alte Hexe. »Na, dann steig ich wohl mal am besten in meine Docksides«, meinte sie und erhob sich. »Silas, wir kommen dann zu dir raus auf den Steg!«
    Jessie schob ihre Beine aus dem Rock und setzte die Füße auf den Boden. Sie drehte sich zu Silas um, dessen Hände immer noch auf ihren Schultern lagen. Dann legte sie die rechte Hand auf seine Brust, spürte, wie sein Herz kräftig und gleichmäßig schlug. Ihr Herz hüpfte. »Bevor wir gehen«, begann sie leise.
    Etwas regte sich ganz tief in Silas’ Augen, etwas wie Vorsicht, etwas, was noch im Fluss war, noch unfertig. Aber er legte Jessie einen Finger auf die Lippen, ließ ihn über die Ober-, dann über die Unterlippe gleiten. Rasch, noch ehe Jessie über die plötzlich in ihr aufwallende Hitze nachdenken konnte, zerstoben ihre Gedanken wie Glassplitter, lagen seine Lippen auf ihrem Mund.
    Wärme, Entschlossenheit, Zärtlichkeit, das alles lag in Silas’ Kuss, mit dem er ihr von den Lippen zu saugen schien, was sie hatte sagen wollen. Als ob er es nicht hatte hören wollen.
    Weil er nicht wusste, wie er es ertragen sollte.
    Jessies Finger krallten sich in Silas’ T-Shirt, während sie sich im Geiste heftig selbst in den Hintern trat. Natürlich war es kein Abschiedskuss. Natürlich wusste er nicht mehr als das, was sie bereit war, mit ihm zu teilen.
    Natürlich!, dachte sie, während sie alles, ihr ganzes Wesen, ihr ganzes Herz, in diesen einen Kuss legte. Sie löste sich aus dem Kuss und zwang sich zu einem Lächeln, das leichthin die Lippen, die sich hatten verführen lassen, umspielen sollte. »Blödmann«, sagte sie in unbekümmertem Tonfall. Nur sie wusste, dass sie das andere nun niemals sagen würde.
    Silas strich ihr eine Haarsträhne hinters Ohr. »Schade, dass du den Rock nicht behalten darfst.«
    Sie versuchte eine Antwort zu geben, irgendeine, irgendetwas zu sagen. Es sollte unbekümmert und leicht dahingesagt klingen, ein bisschen anzüglich vielleicht. Aber die Antwort blieb ihr im Hals stecken. Ehe Silas die Tränen in ihren Augen sehen konnte, sie fragen konnte, warum sie weine, wandte sie sich von ihm ab, stand auf und ging aufs Haus zu.
    Noch ehe sie die Schwelle überschritten hatte, kullerten ihr heiße Tränen die Wangen hinunter.
    Schweigend half Matilda ihr, sich umzuziehen, wieder in ihre eigenen, abgetragenen Sachen zu steigen. Die alte Frau flocht Jessies blondes Haar zu einem Zopf, umwickelte es mit einem langen Stück Band. Jessie ließ sie gewähren.
    Sie ließ die alte Hexe machen, während Tränen sich ihren Weg aus ihrem Herzen, ihrer Seele suchten.
    Zum Schluss knotete Matilda Jessie ein Lederband um den Hals und küsste ihr die Stirn. »Du bist stark, Liebes. Wenn du so weit bist, deine Wahl zu treffen, wirst du den Weg bis zum Ende gehen.«
    Jessie betastete den rauchigen Obsidian in der Hand, der an dem Lederband um ihren Hals hing. Unter seiner rauen Oberfläche gab es mit Gold durchzogene Strudel aus Schwarz, Schicht auf Schicht aus Wirbeln und Strudeln. Schatten gefangen in Glas.
    Der Stein erwärmte sich rasch in

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