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DARK MISSION - Fegefeuer

DARK MISSION - Fegefeuer

Titel: DARK MISSION - Fegefeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Cooper
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Nacken, hob ihm ihr Gesicht entgegen. Silas musste gar nicht hinsehen: Er wusste, wie nah ihr Mund seinem Gesicht war.
    Wie ihre Lippen, ihr Mund schmecken würden.
    »Silas, ich habe dich nicht angelogen, als ich gesagt habe, dass ich dich lieb…«
    » Nein! « Es war ein Laut, ein Grollen, das Silas aus tiefster Kehle kam, scharf und schneidend wie eine Messerklinge, purer Schmerz. Es war das Echo des Schmerzes, den er in seiner Faust spürte, als er sie unmittelbar neben Jessies Gesicht gegen den Felsen trieb.
    Jessie erstarrte. Ihre Augen waren groß wie Seen in dem viel zu blassen Gesicht. Sie wagte kaum zu atmen. Misstrauen, so tief, dass es alles durchdrang, zog harte Linien in ihr Gesicht, und – zur Hölle damit! – es fraß sich auch in seine Eingeweide. Ließ reißen, was Silas an Kontrolle noch über sich besaß.
    Mit einem Stöhnen, das ihm aus tiefstem Herzen kam, packte Silas Jessies Gesicht mit der blutigen, schmerzenden Hand und presste seinen Mund brutal auf ihre Lippen.
    Sie wehrte sich nicht. Sie hätte sich aber wehren müssen, hätte sich winden und krümmen müssen und versuchen müssen, nein zu sagen.
    Stattdessen, ihr Atem ging stoßweise in einem unterdrückten Schluchzer, öffnete Jessie den Mund unter Silas’ Ansturm. Ihre Lippen waren kühl, weich, willig, konnten überzeugen, wie Worte es nie vermocht hätten. Ihre Zunge fand seine, die tief in ihren Mund vorstieß, ihre Wut maß sich mit seiner. Sie stieß ihrerseits vor, aber nicht, um sich von ihm zu befreien, sondern um mehr zu bekommen.
    Silas machte sich von ihr los, stolperte einige Schritte rückwärts von ihr weg. Sollte sie doch selbst sehen, wie sie ihr Gleichgewicht behielt! Jessie plumpste zurück gegen den Fels und starrte ihn an. Bleich wie ihr Gesicht war, war es trotz der Dunkelheit gut zu erkennen. Jeder Zug in diesem Gesicht verriet Jessies Anspannung. »Dann sag mir«, verlangte sie zu wissen, und ihr Atem ging keuchend, »ob sich das wie eine Lüge angefühlt hat!«
    Stolz, Wut, Unsicherheit. Mit dem Handrücken fuhr sich Silas über den Mund. »Hat sich verdammt so angefühlt wie bei jeder Stripperin, der ich bisher begegnet bin.«
    Jessie öffnete den Mund, schloss ihn wieder.
    Ihre Lippen waren nicht mehr als ein dünner Strich.
    Dass sie sich von ihm verraten vorkam, konnte er in ihren Augen lesen. Der Schlag hatte also gesessen. Silas wirbelte herum, stierte hinaus auf das schwarze Wasser und schluckte die Wut hinunter, die ihn zu überwältigen drohte. Jessie hatte ihn die ganze Zeit über belogen. Von Anfang an. Denn gleich zu Anfang hatte sie ihm in die Augen geblickt und versprochen, ihm dabei zu helfen, ihren Bruder zu finden.
    Bruder und Schwester beide magiebesessen, Hexer und Hexe. Die ganze Brut war verdorben.
    Wie hatte er das übersehen können?
    Weil, so dachte er böse, ich es nicht abwarten konnte. Wieder und wieder nicht. Weil er dem vertraut hatte, was er gesehen hatte. Es schnell erledigen, ganz einfach nur, hatte er gedacht, schnell rein und wieder raus.
    Scheiße! Silas wartete auf die Rettungsmannschaft der Mission. Seine Ungeduld vermochte er kaum zu bezähmen. Er beobachtete, wie die Dunkelheit sich in die Länge zog, noch tiefer wurde. Er tat, als hörte er Jessies unterdrücktes Schluchzen nicht.

KAPITEL 21
    Zum Teufel mit ihm!
    Zum Teufel mit ihnen allen!
    Caleb hockte da, umgeben von Büchern und Papier, die er in einem Kreis um sich ausgebreitet hatte. Die meisten Bücher waren aufgeschlagen, und die aufgeschlagenen Seiten mit Steinen beschwert, die er in Reichweite gefunden hatte. Er hatte die Ellenbogen auf die Knie gestützt, die Hände wie zum Gebet gefaltet, und starrte auf die Flut aus Buchstaben um ihn herum. Aus Bildern.
    Auf die letzten Fünkchen einer mehr und mehr schwindenden Hoffnung.
    Er war anmaßend gewesen. Scheißarrogant.
    Caleb war sich so sicher gewesen, so verflucht sicher, dass er das Ritual rechtzeitig würde beenden können. Dass er einen Weg finden würde, Curios Einfluss auf den Zirkel einzudämmen, ehe es so weit kommen konnte.
    Caleb war so nah dran gewesen. Selbst jetzt vermochte er noch den letzten, süßen Zufluss an magischen Kräften zu schmecken, die er gehortet hatte. Die Magie des Herzblutes, das er von den Leichen seiner Auserwählten genommen hatte, hatte ihn stärker gemacht, und es war Caleb sogar gelungen, diese Macht zu ernten, ohne dass der Zirkel Verdacht geschöpft hatte. Bis jetzt.
    Aber er hatte zu viel dieser gehorteten Kräfte

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