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DARK MISSION - Fegefeuer

DARK MISSION - Fegefeuer

Titel: DARK MISSION - Fegefeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Cooper
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Jessie keuchte auf, als er ihr die Hände auf den Rücken verdrehte.
    Sie ließ den Kopf hängen, während er das Haarband um ihre Handgelenke schlang und die Fessel fest zuzog und verknotete. »Du tust mir weh«, sagte sie, so leise, dass er es über dem unaufhörlichen Rauschen des breiten Grabenstroms fast nicht gehört hätte.
    Silas fletschte die Zähne. Unbarmherzig ging er gegen die Gefühle an, die in ihm aufzusteigen drohten: Mitleid, Schuld, Wut. »Hexe«, grollte er und wirbelte Jessie herum. Mit den Schultern prallte sie gegen die Felswand, und er nagelte sie dort fest, beide Hände ganz nah neben ihrem Kopf, er ganz nah vor ihrem Gesicht. »Ich hätte es wissen müssen, als du Naomi bei ihrem Nachnamen genannt hast. Von mir hast du den nicht gewusst.«
    Ihre Blicke trafen sich. In ihren Augen blitzte Trotz auf.
    Nein, Tränen glitzerten da. Herr im Himmel, klar, Tränen!
    Silas’ Finger krampften sich in den Stein. Seine Muskeln waren bis zum Zerreißen gespannt. »Versuch das erst gar nicht, wag es nicht!«, fauchte er, nur eine Handbreit von dem Gesicht entfernt, das er zu kennen geglaubt hatte. Dass er sich so von ihr hatte hereinlegen lassen! Und das hatte sie getan. Sie hatte ihn die ganze Zeit über für ihre Ziele benutzt, ihn von vorne bis hinten angelogen. »Wie sollte das Ganze denn laufen?«, verlangte er zu erfahren. »Wolltest du mich direkt zum Zirkel führen und mich dann von ihnen umbringen lassen? War das der Plan?«
    Jessies Augen weiteten sich. »Nein!« Eine Träne verfing sich in ihren Wimpern, ein Hauch von Silber in dem wenigen Licht, das so tief hinunter in den Graben fiel. »Silas, bitte …«
    »Deinetwegen haben uns diese verfluchten Hexen immer wieder aufspüren können, richtig, ja? War es nicht so?«
    »Nein, ich würde doch nie …«
    »Spar dir das, Jessica!« Er verzog seine Lippen zu einem höhnischen Lächeln. »Du hast mich benutzt.«
    Jessie zuckte zusammen.
    Das war alles, was er als Antwort brauchte.
    Er stieß sich von der Wand ab, riss Jessie herum, so heftig, dass sie ins Taumeln geriet.
    Dieses Mal half er ihr nicht.
    Sie straffte den Rücken, drückte die Schultern durch. »Was bist du doch für ein verdammter Heuchler! Tu doch bloß nicht so, als ob du mich nicht auch nur benutzt hättest!«, schleuderte sie Silas hinterher. Er antwortete nicht. Er wusste ja, dass es die Wahrheit war. Deshalb sagte er nichts. Stattdessen ballte er die Fäuste und zählte bis zehn. Bis zwanzig.
    Er zählte bis fünfzig, ehe die blinde Wut nachließ. Ehe er sich umdrehen und Jessie ansehen konnte, ohne dass er mit der Faust ausgeholt hätte und sie …
    »Ich habe es dir ja erzählen wollen.« Jessies Stimme, die ganz leise aus der Dunkelheit drang, bebte. Silas schloss die Augen. »Aber du hast ja nur allzu deutlich gemacht, dass du jede Hexe, jeden Hexer töten würdest, auf den du triffst. Jeden, dessen Blut die entsprechenden Merkmale aufweist. Mich, dich, selbst ein Baby.«
    Silas zuckte bei diesen Worten zusammen. Ihm war, als würden sie ihm wie ein Messer in den Rücken gestoßen, genau zwischen die Schulterblätter, und dann die Klinge wieder zurückgerissen. Er wandte sich ab, hatte wütende Flüche auf der Zunge, brachte aber keinen Ton heraus. Er war nicht in der Lage, Jessie zu beschimpfen. Nicht einmal in der Lage, Jessie verdammt noch mal zuzuhören.
    Zusammengekauert saß sie an der Felswand. Den Kopf im Nacken, die Augen weit offen, starrte sie hinauf in das schwarze Nichts über ihnen. »Wenn du nur …«
    »Das reicht!«, schnauzte er. Er kniete sich vor sie, riss sie nach vorn. Jetzt konnte er überprüfen, ob die behelfsmäßigen Handfesseln noch fest genug um Jessies Handgelenke saßen. Sich versichern, dass Jessie nicht einen scharfkantigen Fels gefunden und die Fesseln durchgescheuert hatte. Er kannte Jessie gut genug: Wahrscheinlich würde sie versuchen, ins Wasser zu springen.
    »Die nächstgelegene Stadt ist mindestens eine Woche Fußmarsch entfernt«, sagte er mit fester Stimme. »Und es noch mal mit dem Fluss zu probieren, würde ich dir nicht raten.« Mit einem Ruck wandte sie das Gesicht ab. Ihr jetzt offenes Haar fiel wie ein goldener Vorhang über ihr Gesicht. »Du wirst schon ziemlich bald wieder in New Seattle sein. Und da kannst du alles allen, die es interessiert, erzählen. Mich aber interessiert’s einen Scheiß! Ich habe genug von deinen Lügen.«
    »Das waren nicht alles Lügen«, meinte Jessie müde. Sie legte den Kopf in den

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