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DARK MISSION - Fegefeuer

DARK MISSION - Fegefeuer

Titel: DARK MISSION - Fegefeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Cooper
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gemächlicheren Trab überging. Dann, als die beiden Hexer und sie die Straße verließen, drosselten sie das Tempo weiter und liefen nun durch Nebensträßchen und schmale Gassen, von denen Jessie keine wiedererkannte.
    Schließlich, als der ältere Hexer noch langsamer wurde, fragte Jessie: »Wie weit ist es noch? Meine Knie bringen mich fast um.«
    Der Mann namens Dawson blickte sie an, sagte aber nichts.
    Arschloch.
    »Bis zu den Katakomben«, sagte der Junge hinter ihr und fing sieauf, als sie vor Erschöpfung über ihre eigenen Füße stolperte. Ihre Beine waren schwer wie Blei. Die Finger des Jungen schlossen sich fest um Jessies Arme. »Bist du okay?«
    Jessie zwang sich zu einem Lächeln. Es fiel reichlich dünn aus. »Ich glaube, ich habe mich ganz schön aufgeschrammt vorhin.«
    »Halt noch ein bisschen durch!« Der Junge ließ sie los, blieb aber unmittelbar neben ihr. Jessie hätte das richtig süß gefunden, wenn sie nicht seine eigentlichen Motive gekannt hätte. Tod. Schmerz. Ritual.
    »Old Seattle ist ganz schön groß«, maulte Jessie, als sie über vielfach geborstenen, pockennarbigen Asphalt stapften. Jessie wusste schon nicht mehr, durch welche schmalen Straßen sie bis hierher gekommen waren. Welche Straßen sie überquert hatten, vorsichtig, immer auf der Hut, doch noch Anzeichen dafür zu entdecken, dass sie verfolgt würden.
    Jessie hoffte sehr, dass das Com immer noch funktionierte.
    Der Mann, der vor ihr ging, Dawson, sagte immer noch kein Wort. Gelegentlich aber sah er sich nach ihr um. Kontrollierte, wo sie blieb, wie schnell sie vorankam. Warf ihr finstere Blicke zu.
    Freundschaftlich tätschelte der Hexer mit den Sommersprossen ihr die Schulter, während er sich ihrem humpelnden Schritttempo anpasste und gleichauf mit ihr ging.
    Jessie hätte ihm am liebsten einen Tritt verpasst.
    »Da gibt es eine Stelle, drei Kilometer tiefer rein. Es ist ein alter Park. Oder besser: Es war einmal ein Park. Man kann immer noch die Überreste von Bäumen erkennen und so’n Zeug. Aber in der Dunkelheit wachsen nur noch ziemlich seltsame Pflanzen. Pilze und das ganze Schleimzeugs.«
    »Michael!«, warnte der ältere Mann.
    »Was denn?!« Der Junge lächelte Jessie an. »Ist ja nicht so, als käme sie nicht sowieso gleich dahin. Da gibt’s ein altes, verblasstes Schild. Ich glaube, sie haben das dort Waterline genannt. Muss mal sehr hübsch da gewesen sein.«
    Jessie durchkramte ihr Gedächtnis. »Davon habe ich noch nie etwas gehört. Da lebt ihr alle?«
    »Du wirst es schon bald erleben«, meinte der junge Hexer namens Michael aufgeräumt. Viel zu gut gelaunt. Viel zu mehrdeutig. »Schon bald.«
    »Das reicht jetzt!«, fauchte der ältere Mann über seine Schulter hinweg. »Wir müssen jetzt still sein!«
    Michael legte einen Finger an die Lippen, fixierte Jessie mit großen Augen, und für einen kurzen Moment völligen Irrsinns fand sie ihn bezaubernd. Wirklich und wahrhaftig bezaubernd.
    Seine Magie klebte an ihr wie Spinnweben, und Jessie wusste das.
    Mit voller Absicht versuchte der Kerl, sie möglichst entspannt und locker zu halten. Sie in jeder ihm möglichen Art und Weise zu bezaubern, ihr Honig ums Maul zu schmieren.
    Schlau. Jung und unerfahren, aber schlau. Sein Amulett, mit dessen Hilfe er sich konzentrierte und seine Magie entfaltete, musste er irgendwo versteckt am Körper tragen.
    Jessie lächelte zurück. Sollte er doch denken, seine Magie wirke bei ihr! Dass er sie, Jessica Leigh, in der Tasche habe. Dass er sie eingelullt und ihr magische Fesseln angelegt habe.
    Schweigend suchten ihre Begleiter und sie sich ihren Weg durch die nächtliche Stadt. Dabei vermieden sie das Karussell. Sie rutschten Wartungsleitern hinunter, deren Existenz Jessie nie zuvor bemerkt hatte, Leitern, die an beiden Seiten der Betonstelzen eingelassen waren, die das Straßensystem trugen. Ebene um Ebene ließen Jessie und die beiden Hexer New Seattle hinter sich.
    Jessie betete darum, dass das Com durchhalten möge.

KAPITEL 23
    »Wer ist der Meister eures Zirkels?«
    Die junge Hexe, die Silas gepackt hielt, spie ihm ins Gesicht. Warmer, dickflüssiger Speichel landete auf seiner Wange, nass und ekelhaft.
    Silas beantwortete die Geste mit einem Faustschlag mitten ins Gesicht der Hexe. Ihr Kopf flog zur Seite, und Blut troff aus ihrer breiten Nase. »Wo hält sich euer Zirkel versteckt?«, zischte Silas.
    Die Blondine lachte, aber es war ein zittriges Lachen. Die Schusswunde in ihrem Bauch ließ Silas nicht mehr

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