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DARK MISSION - Fegefeuer

DARK MISSION - Fegefeuer

Titel: DARK MISSION - Fegefeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Cooper
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Kräuter und dieser gottverfluchte Geruch, der Jessie pur war und nichts als Jessie.
    »He da, Silas!« Naomis Gestalt bewegte sich in sein Gesichtsfeld hinein. Er sah ihr übliches schmutziges Grinsen. »Brauchst du Hilfe bei der Dame?«
    »Leck mich doch!« Silas löste die Karabinerhaken des Tandemgurts, ohne aufzustehen. »Hol sie runter von mir, scheiße noch mal!«
    Naomi beugte sich herunter, packte Jessie an der Jacke und beförderte sie mit einem genau abgezirkelten Ruck zurück auf ihre eigenen Füße. Hörbar holte Silas Luft, zuckte zusammen. »Habt ihr Verbandszeug da drinnen, Tape?«
    »Die Rippen, was?« Naomi nickte und schloss Jessies Fußfesseln auf. »Jep, haben alles da: Mullbinden, Bandagen, Tape, alles. Na, komm schon hoch, alter Mann, wir verarzten dich rasch, ehe ich fürs Briefing nach oben muss! Himmel, ich hab nicht mal Zeit für ’nen anständigen Drink zwischen den Einsätzen!«, brummte sie. »Was für eine Vergeudung nach gewonnener Schlacht!«
    Silas bleckte die Zähne, so breit war sein Grinsen. Aber das Grinsen hielt nicht lange an.
    Als sich Jessie zu ihm umwandte, waren ihre Augen leer, ihr Miene ausdruckslos, ihr Gesicht aschfahl. Der Blick aus diesem Gesicht und diesen Augen war dumpf und – o Gott! – besaß nichts mehr von dem, nicht einen Funken Lebendigkeit, was sie so einzigartig gemacht hatte. Mit diesem toten Blick ging sie vor der Frau her, die sie über den Parkplatz trieb.
    Silas kam auf die Füße und folgte den beiden. Es gelangen ihm gerade einmal vier Schritte, als der Schutzschild des heiligen Andreas aufflammte und blaues Feuer spie.
    Einen Atemzug später folgte schon Schmerz.
    Alles geschah viel zu schnell.
    Naomi bewegte sich rasch, reagierte augenblicklich. Sie riss Jessie die Beine unter dem Körper weg und war schon wieder in Bewegung, ehe Jessie überhaupt den Boden berührte. Jessie brüllte auf; scharfkantiger Kies bohrte sich in ihre Bauchdecke, in die feine, weiche Haut über der Wange. Das Haar, das ihr ins Gesicht fiel, nahm ihr die Sicht.
    »Miles, greif dir deine sechs!« Naomis Stimme kam von irgendwo hinter ihr. Von zu weit weg, als dass die Jägerin sich jetzt noch hätte um Jessie kümmern können.
    Hoffte Jessie wenigstens.
    »Gottverdammte Scheiße!« Silas’ Stimme. Seine Wut. »Mann am Boden! Wo ist Jes… Scheiße! « Dieses seltsame, intensive blaue Licht durchdrang selbst Jessies dichten Vorhang aus Haar, der sie blind machte.
    Keinen Sekundenbruchteil danach gab Jessie bereits alles, strapazierte Muskeln, Knochen und Sehnen, um die Knie unter den Körperzu bekommen. Fast zeitgleich krachte die erste Salve Kugeln genau in die Wand über ihr und ließ das Mauerwerk in scharfen Splittern überallhin durch die Dunkelheit fliegen. Jessie zuckte zusammen, rollte sich zur Seite, während noch mehr Stimmen Befehle brüllten, Warnungen, überall um sie herum.
    Es fiel ihr so verdammt leicht, Silas’ Stimme aus all dem Chaos und Lärm herauszuhören. Den tiefen Klang, Professionalität gemischt mit Adrenalin und Aggression. Ungerührt gab Silas seine Befehle. Daneben Naomis Stimme. Naomi fluchte, Jessie hörte den Schmerz.
    Andere Stimmen, die Jessie niemandem zuzuordnen wusste. Grimmige Stimmen.
    Jessie drückte sich gegen das verfallende Gemäuer des Wohnblocks. Es gelang ihr, die Knie gegen die Brust zu pressen und die mit Handschellen auf den Rücken gefesselten Hände unter dem Po und ihren Beinen durchzuziehen.
    Maschinengewehrsalven zerrissen die Nacht, noch mehr blaues Licht flammte auf. Jetzt, wo Jessie wieder Hände und Arme zu Hilfe nehmen konnte, stemmte sie sich hoch auf die Füße und strich sich das Haar aus dem Gesicht, das ihr die Sicht genommen hatte. An der Wand entlang kroch Jessie weiter, ein Auge immer auf dem Gefecht, das vor ihr im Gange war.
    Hexen und Hexer. Hexenjäger und -jägerinnen. Magie schwängerte die Luft wie Ozon während eines heftigen Gewitters; Feuerwaffen spuckten Kugeln, die durch die Luft fetzten. Jessie sah, wie Silas langsam, die Deckung hochgenommen, einen Mann umkreiste, der doppelt so groß und breit war wie er. Seine Waffe war ein schwarzer Fleck auf dem Boden, außerhalb seiner Reichweite.
    Jessie sah Naomi, einen hochgewachsenen, schlanken Schatten, der sich in die Deckung duckte, die ein niedriger Haufen Ziegel einer umgefallenen Mauer bot, eine Waffe mit langem Lauf im Anschlag. Rasch hob die Jägerin die Hand, die Finger gespreizt. Jessie lugte um die Ecke und sah drei weitere bewaffnete

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