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DARK MISSION - Fegefeuer

DARK MISSION - Fegefeuer

Titel: DARK MISSION - Fegefeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Cooper
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sind …«
    »Vielleicht hat sie jemand abgeholt«, warf Naomi ein. Sie langte nach dem Com an ihrem Gürtel.
    »Warte bitte noch!« Jonas hielt die Aufzeichnung der Com-Übertragung an, ließ den Cursor an dem Schallwellenbild entlanglaufen, bis die Welle heftig und spitz nach oben ausschlug und noch einmal wilder auf und ab sprang, ehe sie endete. Jonas markierte die Klangspitze und gab einen Befehl ein.
    »Ich hoffe wirklich, du bekommst das alles mit.« Jessies Stimme, ein Flüstern so laut, dass der Lautsprecher vibrierte. »Wir dringen immer tiefer in die Ruinen vor. Hier gibt es jede Menge Tunnel, die sie benutzen. Aber ich bekomme einfach nicht heraus …«
    »He!« Eine Männerstimme, ganz plötzlich, der Tonfall scharf. »Sie hat ein Com!«
    »Scheiße!«, zischte Jessie. Ein dumpfer Schlag, die Lautsprecher dröhnten, dann Knistern und statisches Rauschen.
    Dann ein verzerrt klingender Schmerzensschrei, der urplötzlich abriss. Jessies Schrei. Silas umklammerte mit beiden Händen die Lehne von Jonas’ Rollstuhl.
    Rasch tippte der Techie Tastenkombinationen ein. Das Klicken der Tastatur, über die seine Finger jagten, war alles, was in der lastenden, angespannten Stille noch zu hören war. Dann seine Stimme. Er entschuldigte sich: »Das war’s. Mehr kann ich aus dem Ding nicht rausholen.«
    Abrupt richtete Silas sich auf. Zu schnell. Er rammte sich an derKante eines hervorstehenden Regals den Schädel. »Scheißdreck, verfluchter!«, zischte er. Naomi drückte sich rasch zur Seite, als er sich ziemlich rücksichtslos an ihr vorbeidrängte.
    »Smith, he!«, rief sie ihm hinterher. »Wo willst du hin?«
    Silas warf einen Blick zurück, sah, dass Naomi ihm bereits nachsetzte. Sah Jonas, der angelegentlich den Monitor studierte, die Ellenbogen rechts und links neben der Tastatur auf den Arbeitstisch gestützt.
    »Silas!« Naomis Tonfall war scharf.
    Silas sprang vom Laster herunter. »Ich schnapp sie mir.«
    »Die Kleine?« Naomi war unmittelbar hinter ihm, packte ihn hinten an der Jacke, zog und brachte ihn mit einem Ruck zum Stehen. »Oder den Zirkel?«
    Silas drehte sich zu ihr um. Jeden Muskel spannte er an, als Naomi ihm den ausgestreckten Zeigefinger unter die Nase hielt.
    »Überleg dir jeden Schritt zweimal, den du machst, Smith!«, warnte sie ihn, ihre Stimme gefährlich ruhig. »Du warst ziemlich lange ziemlich weit weg vom Schuss. Jetzt bist du zurück, bist wieder in New Seattle. Aber glaub ja nicht, nicht für eine Sekunde, alles sei vergeben und vergessen!«
    Silas ballte die Fäuste.
    »Nicht mal unendlich viele erfolgreiche Missionen überall auf der Welt könnten irgendwas ungeschehen machen.« Ein zweiter Finger gesellte sich zu dem ersten. »Du hast dich lange genug mit einer Hexe herumgetrieben, was allenthalben zu erhobenen Augenbrauen geführt hat. Gib denen eine Steilvorlage, irgendwas, und du wirst schon sehen, was passiert!« In ihren Augen blitzte es, sie sprühten blaue und violette Funken.
    Ihre Stimme klang besorgt. Schon das genügte, um Silas klarzumachen, dass Naomi die Wahrheit sagte. Die Vorschriften verlangten, dass ein Jäger, der gegen die Regeln verstieß, an die Institutionen der Kirche zur Disziplinierung überstellt wurde. Disziplinierung hieß in jedem Fall Umschulung. Um- und Neukonditionierung.
    Vielleicht auch weitaus Schlimmeres als das.
    Es handelte sich um eine höchst geheime Prozedur, die keinem Missionar je die Rückkehr zu seiner alten Mission erlaubt hatte.
    Silas begegnete Naomis Blick. »Dann wirst du mich also verpfeifen?«
    »Stell mich besser nicht vor die Wahl!«, erwiderte Naomi, der Tonfall bitter, die Fäuste geballt.
    Mich, dich, selbst ein Baby.
    Silas war nicht bereit, sich noch mehr von dem Scheißdreck der Kirche in den Rachen stopfen zu lassen.
    »Ich schnapp mir Jessie«, erklärte er leise.
    Naomis Mund wurde zu einem dünnen Strich in ihrem Gesicht. »Um sie zu töten.« Es war kein Vorschlag, sondern eine Feststellung.
    »Nein.« Silas lachte, aber sein Lachen hatte nichts Belustigtes. Voller Bitterkeit, Resignation und Wut gab er zu: »Um sie zu retten. Sie ist nicht der Feind.«
    »›Eine Zauberin darfst du nicht am Leben …‹«
    »Nein!«
    Naomi griff nach der Waffe in ihrem Schulterholster. »Du dämlicher …«, setzte sie an, und der harte Zug um ihren Mund sagte Silas, dass sie ihm keine Chance geben würde.
    Er packte sie an ihrem verletzten Arm und grub seinen Daumen in das Loch, das die Kugel Naomi ins Fleisch gebohrt

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