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DARK MISSION - Fegefeuer

DARK MISSION - Fegefeuer

Titel: DARK MISSION - Fegefeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Cooper
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Informationen, die sie besaß, ließ sich nur ein grober Plan zusammenbasteln. Ein Zirkel, eine ganze Reihe Leichen und Rituale, die sie nicht kannte.
    Himmel noch mal, sie brauchte mehr Informationen!
    Ich bin auf dem Weg, Caleb, ich komme!
    Silas schloss die Fahrertür des Pick-ups auf und gab Jessie einen Wink einzusteigen. Sie tat es und rutschte auf die Beifahrerseite. Miteinem Seitenblick beobachtete sie Silas, wie er sich gleich nach ihr in die Fahrerkabine hievte. Sie musterte sein kantiges Profil, seine hohen Wangenknochen, die dunklen Bartstoppeln auf seinen Wangen.
    Was zum Henker brachte einen Menschen dazu, einen Beruf zu wählen, bei dem man morden musste?
    Die Zündschlüssel klimperten, als Silas sie mit Nachdruck ins Zündschloss trieb. »Wohin also?«
    »Ähm.« Jessie verschränkte die Hände im Schoß. »Ins alte Seattle runter, in die Unterstadt.«
    »Das ist dein Ernst, ja?« Als sie nickte, zuckte Silas mit den Schultern. »Was ist das für ein Ort, zu dem wir fahren?«
    »Ich weiß es nicht so genau«, erklärte sie. Immerhin dieses Mal war sie ehrlich. »Ich glaube, es ist so etwas wie seine … Zuflucht. Vermute ich.«
    »Eine Art Versteck? Eine konspirative Wohnung also?«
    Jessie nickte. »So etwas in der Art.«
    »Unten in den Katakomben? Ist dein Bruder lebensmüde, oder was?« Sie schoss Silas einen verächtlichen Blick zu, und er presste die Lippen zusammen. »Wie nah an den Graben heran müssen wir?«
    Kacke! Einzelheiten. Jessie kannte keine Einzelheiten. »Nicht sonderlich nah«, meinte sie ausweichend. Sie hoffte, dass das stimmte. Der südliche Rand der Ruinenstadt war nicht nur gefährlich, man saß dort buchstäblich in einer tödlichen Falle.
    Sollte sich Caleb irgendwo tief im Süden herumtreiben, dann würde es bald richtig interessant.
    Silas ließ eine Hand unter seiner Jacke verschwinden. Jessie wusste, was er da machte. Er prüfte, ob seine Waffe noch sicher in ihrem Holster steckte.
    Immerhin war er ja hier, um ihren kleinen Bruder zu erschießen.
    Jessie setzte sich zurecht. »Fahren Sie einfach drauflos! Ich erinnere mich sicher gleich, wo wir langmüssen, sobald ich es sehe.« Und dann musste sie es ganz natürlich aussehen lassen, nicht so, als folgte sie einer aus Magie gelegten Spur durch ein chaotisches Labyrinth.
    Ohne dass noch ein weiteres Wort zwischen Silas und Jessie fiel, folgte der Pick-up dem sich Kehre um Kehre nach unten windenden Highway hinunter zu den halb vergessenen Straßen des alten Seattle. Jessie lehnte den Kopf an die Scheibe und beobachtete, wie die vertrauten Gebäude aus Stein und Stahl an ihnen vorbeiflogen.
    Der Verkehr wurde immer dünner. Ein Auto nach dem anderen fuhr vom Karussell ab, bis der Pick-up der einzige Wagen auf der Straße war. Niemand sonst fuhr so weit hinunter. Jessie verfolgte mit dem Finger auf der Scheibe den Schwung, den die Leitplanke der Ausfahrt hatte.
    »Wohnen Sie hier in Seattle, Agent Smith?«
    Er blickte nicht zu ihr herüber. »Nein.« Seine Hände lagen locker um das Lenkrad. »Ich wohne schon lange nicht mehr hier. Und bitte: du und Silas, okay?«, setzte er dann hinzu.
    Jessie war sich nicht sicher, ob sie das konnte. Immer noch tippte sie mit den Fingerspitzen gegen die Scheibe. »Aber Sie kennen die Geschichte, oder? Ich meine, die der alten Stadt.«
    Wieder blickte er zu ihr herüber. Ein Blick, als ob er ihre Frage erst auf ausgelegte Fallstricke hin untersuchen müsste. Nach einer Weile zuckte er mit den Achseln. »Wer kennt die nicht? Die Westküste wurde in zwei Stücke gerissen. Erdbeben, Tsunamis, Vulkanausbrüche. Dieselbe Geschichte, die zu erzählen es überall gibt, mit ein paar Jahren Unterschied, mehr nicht.«
    So einfach konnte man das in Worte packen. So schnell war das dahingesagt. Jessie konnte sich die Verwüstungen kaum vorstellen, die Panik. »Meine Mutter hat nicht viel darüber erzählt«, sagte sie. »Sie ist hier geboren und aufgewachsen. Ich habe gelesen, dass die Menschen aufwachten und eine Aschewolke den Himmel verdunkelt hat.«
    »Hast du denn sonst noch mit Überlebenden darüber gesprochen?«
    Jessie schüttelte den Kopf. »Ist ja kein Thema, auf das man mal eben so kommt«, meinte sie mit einem schwachen Lächeln. »Aber manchmal sieht man einem alten Trunkenbold, der in einer Ecke derBar hockt, in die Augen. Und da kann man es lesen … das, was er alles gesehen hat.«
    Lange Zeit starrte Silas hinaus auf die Straße. Schließlich sagte er: »Seattle war nicht die

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