Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
DARK MISSION - Fegefeuer

DARK MISSION - Fegefeuer

Titel: DARK MISSION - Fegefeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Cooper
Vom Netzwerk:
ein paar Stunden unruhigen Schlafs aufgewacht war. Alicias ironischer Tonfall zerrte an seinen Nerven und kostete ihn den Rest seiner mühsam bewahrten Geduld.
    Er gab einen unbestimmten, nichtssagenden Grunzlaut von sich.
    Alicia fasste das als Einladung auf, ging um den Kreis herum und stellte sich neben Caleb. Auch ihr Blick ruhte auf dem Sockel. Der leere Sockel wirkte seltsam … verloren hier. »Allen Anzeichen nach haben wir es mit einem, vielleicht sogar mit zwei Jägern zu tun. Einiges spricht dafür, dass Nick noch zu grillen versucht hat, was immer ihn erwischt hat. Aber es gibt keine weiteren Leichen.« Ein Herzschlag. »Außer der im Kreis.«
    Caleb blickte Alicia an. »Zu tot, um noch eine Hilfe zu sein«, meinte er trocken.
    Alicia zuckte mit den Schultern. »Wenn Kojo …«
    »Sie war offensichtlich bereits tot, Alicia, und zwar bevor der Jäger sie gefunden hat«, erklärte Caleb ungeduldig und erstickte damit ihre nutzlosen Wenn-dann-Überlegungen. »Kojo kann nur sehen, was die Frau in ihrem Gedächtnis abgespeichert hat, solange sie lebte. Kojos Macht über die Toten kann uns hierbei nicht helfen.« Oder, um genauzu sein, es könnte schon helfen, nur Caleb nicht. Er konnte die Auferweckungsmagie des Zombie-Hexers bei der Leiche von Delia Carpenter so gar nicht brauchen.
    Immerhin waren Delia Carpenter seine Geheimnisse frisch im Gedächtnis gewesen, als sie gestorben war, und sein Gesicht war das Letzte, was sie auf dieser Welt gesehen hatte.
    Caleb hätte ihr die Zunge herausschneiden sollen, als sich die Gelegenheit dazu bot.
    Alicias Blick aus strahlend blauen Augen hätte ihm die Haut vom Körper geschält, wenn so etwas möglich wäre. Aus dem Augenwinkel heraus bemerkte er, dass ihre Lippen ein hart wirkendes, schmales Lächeln umspielte. »Wie du meinst, Weissager.«
    Caleb erkannte ein Problem, wenn er es vor sich hatte. Alicia war die Lieblingshexe des Zirkelmeisters, sein Schoßtier. Das wusste sie ganz genau. Aber das war ihr nicht genug. Sie gierte nach mehr Macht. Sie genoss die Aufmerksamkeiten des Zirkelmeisters, aber wartete wie eine Raubkatze auf dem Sprung nur auf den rechten Augenblick. Sie wartete darauf, dass Caleb es verpatzte und sein Arsch auf dem Scheiterhaufen landete. Dann säße sie in der ersten Reihe und genösse die Show. Caleb war fest entschlossen, ihr dieses Vergnügen nicht zu gönnen.
    Zumindest im Augenblick drohte ihm weniger Gefahr als ihr. Er kannte die Zukunft. Seine Prophezeiungen waren für den Zirkelmeister von unschätzbarem Wert. Das war etwas, was Alicia mit den himmelblauen Augen nicht aufwiegen konnte. Jedenfalls nicht, solange sie ihm diese magische Macht nicht während seines letzten Atemzugs entriss, etwas, was Alicia nicht zu bewerkstelligen verstand.
    Nur sehr wenige Zirkelmitglieder wussten, auf welche Weise man unter Einsatz von Gewalt magische Kräfte übertrug, so wie er es zu tun verstand.
    Er erwiderte das Lächeln seiner Verbündeten wider Willen. Er wusste, dass sein Lächeln grimmig war, und bemühte sich auch nicht, sich im Ton zu mäßigen. »John ist tot.«
    »Woher weißt du das?« Caleb beantwortete die Frage nicht. Das brauchte er nicht. Einen Herzschlag später färbte ein leichtes Rot die blasse Haut auf Alicias Wangen, und sie ballte ihre schmalen, schönen Hände zu Fäusten. »Wo?«
    »Schwärmt aus! Ihr findet ihn wahrscheinlich irgendwo in offenem Gelände.«
    Ein knappes Nicken, und Alicia machte auf dem Absatz kehrt ohne ein weiteres Wort. Caleb hörte, wie sich ihre Schritte entfernten, hörte unter ihren Sohlen Schutt und Steinsplitter knirschen.
    Caleb schloss die Augen und ließ den Kopf hängen. John Cunningham war für ihn so etwas wie ein Freund gewesen, jedenfalls mehr als jeder andere. Ein Mensch, dem nahezukommen schwer gewesen war. Er hatte Caleb das Pokern beigebracht, das einzig wahre Pokern. Sie hatten ohne Einsatz gespielt, einfach so zum Spaß.
    Jetzt war John tot.
    Und er war nicht der Letzte, der bei der Sache draufgehen würde.
    »Dummköpfe«, murmelte Caleb. Idioten . Magiebegabte Marionetten, die am Ende schwer zu verfolgender Fäden hingen. Er musste dafür sorgen, dass sie sich verflucht noch mal von dem kleinen Zimmer mit der blutigen Dekoration auf dem verschlissenen Teppich fernhielten, und sie von weiteren Nachforschungen abhalten, solange es ging.
    Delias Leiche war nicht die einzige in Old Seattle. Aber er war nicht für alle diese Leichen verantwortlich. Eine weitere Leiche würde

Weitere Kostenlose Bücher