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DARK MISSION - Fegefeuer

DARK MISSION - Fegefeuer

Titel: DARK MISSION - Fegefeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Cooper
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versuchte sich verzweifelt daran zu erinnern, wie das ging: denken, atmen.
    Ihr Herz hämmerte ein wildes Stakkato gegen sein Ohr. Es hallte in seinem Körper wider.
    In seinem Kopf.
    Scheiße!
    Jessie regte sich unter ihm, rekelte sich träge. »Silas?«
    Er hob den Kopf, begegnete ihrem verhaltenen, ruhigen Blick. Alles in ihm wappnete sich für den Schlag, der jetzt kommen würde. Kacke, schon ging es los: das Liebesgeflüster, die Eingeständnisse und Erklärungen, die gegenseitigen Beschuldigungen.
    Aber Jessie legte ihm nur eine Hand ums linke Handgelenk. Auf das Tattoo. »Wer ist Nina?«, fragte sie.

KAPITEL 12
    Sie hatte einen Fehler gemacht. Kaum dass ihr die Frage über die Lippen gekommen war, spürte Jessie, wie Silas zusammenzuckte und sich innerlich vor ihr zurückzog, auch körperlich. Er hatte seinen Schwanz aus ihrem Schoß gezogen und sich zur Seite gerollt.
    Jetzt angelte Silas nach etwas, um sich zu bedecken. Jessie war sich nicht sicher, wie sie die Frage noch einmal stellen sollte, wenn überhaupt.
    Denn sie wusste nicht, ob sie die Antwort darauf wirklich wissen wollte.
    Während Silas sich ein Handtuch um die Hüften schlang, stemmte Jessie sich auf einen Ellenbogen hoch und legte ihr Kinn in die Handfläche. Aus dieser Position heraus begutachtete sie Silas’ Profil, seine ganze Gestalt. Sie selbst kümmerte ihre Nacktheit nicht. Jetzt, wo der Schweiß auf ihrer nackten Haut zu trocknen begann, fröstelte es sie ein bisschen. Aber viel interessanter als das war, wie das Licht auf Silas’ breiten Schultern spielte, auf den durchtrainierten Muskeln.
    Silas hatte einen atemberaubend männlichen Körper.
    Der vielleicht einer anderen gehörte.
    Er würde sowieso nie Jessie gehören, selbst wenn es keine andere Frau in Silas’ Leben gab. Jessie schlüpfte aus dem Bett, nahm eine der Decken mit. »Ich habe nicht vor, wie eine Klette an dir zu kleben oder dich irgendwie unter Druck zu setzen«, sagte sie. Sie musste sich sehr anstrengen, um einen leichten, unbeschwerten Ton anzuschlagen. »Wenn du irgendwo eine Frau hast, dann versteh…«
    Er fuhr zu ihr herum, so schnell, dass sie die Bewegung kaum wahrgenommen hatte. Plötzlich war er ganz einfach da, ein unerwartet wilder Energiestoß, der ihre Sinne überlud und sie zusammenzucken ließ,als Silas sein Gesicht ganz nah an ihres brachte. Zu nah. Seine Augen brannten. »Nein«, unterbrach er sie schroff und wütend, alles in dieser einen Silbe. »Bedräng mich nicht! Nicht bei diesem Thema!«
    Jessie blinzelte, nahm kaum wahr, dass er ihre Oberarme in eisernem Griff hielt. So halb hochgehoben, stand sie nur noch auf den Zehenspitzen und konnte Silas in die graugrünen Augen sehen. Dort stand dieselbe Wut, derselbe Schmerz geschrieben, den sie gesehen hatte, als Silas vor seinem Einsatzteam in der hohen Halle eines Missionsgebäudes gestanden hatte.
    Beides, Wut und Schmerz, konnte Jessie spüren, jetzt gerade, wie spröde, scharfkantige Glasscherben in ihrer Hand.
    In ihrer Kehle steckte ein Kloß, riesengroß, so groß, dass es wehtat. Trauer. »Oh, Silas!« Die Tränen kamen aus dem Nirgendwo, Mitgefühl und tief empfundenes Mitleid.
    Verstehen.
    Silas’ Zorn verlor seine scharfkantige Schroffheit. Agression mischte sich mit Reue, mit heftigem Unbehagen. »Nicht«, sagte er wieder. Silas ließ ihre Arme los und nahm ihr Gesicht in beide Hände. Er wischte ihr die Tränen von den Wangen. »Herr im Himmel, tu das nicht!«
    Jessie konnte das Lachen, das unter Tränen in ihr aufstieg, nicht unterdrücken. »Was denn nicht? Mit dir mitfühlen?«
    »Nein, weinen.« Er nahm sie in die Arme, zog sie eng an sich. Jessie spürte die nackte Haut seiner Arme auf ihrem Rücken und schmiegte den Kopf an seine nackte Brust. »Nicht um mich. Es gibt andere Dinge, um die es sich zu weinen lohnt.«
    Ach was? Was denn so? Jessie holte tief Atem, sog den Duft von Silas’ Haut ein. Er roch nach männlicher Kraft, nach Moschus. Jessies Schultern verspannten sich. »Es ist nur, weil …«
    Tja, warum?
    Weil er ihr so einsam vorkam? So unglücklich? Weil sie wusste, wie sich Einsamkeit und Leid anfühlten? Weil sie Gefühle für ihn hatte? Für den Mann, der ihren Bruder jagte?
    Jessie schloss die Augen, kniff sie fest zusammen. Sie kämpfte dieTränen nieder, kämpfte dagegen an. Sie war so dumm. Mitgefühl zu haben würde ihr gar nichts bringen. Im Gegenteil. Es könnte tödlich für sie sein.
    Mit einer Hand streichelte Silas ihr übers Haar, über den

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