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Dark Moon

Dark Moon

Titel: Dark Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Knightley
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vor.«
    »Lydia Garner«, sagte er. In seiner Stimme glaubte ich etwas wie Genugtuung zu hören.
    Ich erschrak so sehr, dass ich beinahe das Steuer verriss. »Woher kennst du meinen Namen?« Doch die Antwort konnte ich mir selbst geben. Emilia musste mit ihm über mich gesprochen haben.
    Erneut kam die Sonne durch. Helle Flecken tanzten auf dem Wasser der Strait of Georgia, die sich rechts bis nach Bowen Island erstreckte. Von der erhöhten Uferstraße aus konnten wir das Blau des Pazifiks sehen. Der Mann schloss die Augen. Tränen rannen über sein Gesicht. »Das Meer ist in diesem Licht wunderschön«, flüsterte er. Er hustete noch einmal, dann sank sein Kopf auf die Brust.
    »Nein!«, rief ich verzweifelt. Ich rüttelte an seiner Schulter. Der Oberkörper kippte zur Seite weg und schlug gegen die Tür. Mit einer Hand am Lenkrad bückte ich mich nach meinem Telefon, das in den Fußraum gerutscht war, und wählte die Nummer von zu Hause. Ich musste aufpassen, dass ich den Wagen in der Spur hielt, ein Unfall hätte mir jetzt gerade noch gefehlt.
    »Garner«, meldete sich die Stimme meiner Mutter.
    »Mom? Oh, Gott sei Dank, du bist daheim!«
    »Lydia?« Mom war vollkommen außer sich. »Wo steckst du? Deine Großmutter ruft alle fünf Minuten an, weil sie wissen will, ob du endlich zu Hause angekommen bist.«
    »Mir geht es gut«, erwiderte ich. »Ich brauche deine Hilfe.«
    »Als Mutter oder als Ärztin?«, fragte sie alarmiert.
    »Als Ärztin. Ich bin in fünf Minuten da.«
    Ich wartete ihre Antwort nicht ab, sondern legte sofort auf, denn ich hatte die Ausfahrt Woodgreen Drive erreicht. Mom lief schon ungeduldig vor der Haustür auf und ab, als mein Käfer mit quietschenden Reifen zum Stehen kam.
    »Kannst du mir bitte mal sagen, was los ist?«, fragte sie aufgebracht.
    »Das wirst du gleich sehen.« Ich rannte um den Wagen herum und öffnete vorsichtig die Beifahrertür. Der Mann fiel mir direkt in die Arme. »Ich brauche deine Hilfe!«
    Mom war sofort bei mir, schreckte aber einen Moment zurück, als sie sah, in welchem Zustand er war. Augenblicklich schaltete sie um. »Rein mit ihm ins Haus«, kommandierte sie, jetzt war sie nur noch eine Ärztin, die einen Notfall vor sich hatte.
    »Wir müssen ihn in den Keller bringen«, sagte ich. »Er verträgt kein Sonnenlicht.«
    Mom packte die Beine des Fremden, ich hielt seine Schultern fest. So trugen wir ihn ins Haus und die Treppe hinab in den Keller. Vorsichtig legten wir ihn in Dads Werkstatt ab. Hier fiel nur Zwielicht durch den Fensterschacht.
    »Ich hole oben meine Tasche.«
    Unter der Treppe war ein Regal, in dem wir unsere Sommersachen aufbewahrten. Dort befanden sich auch drei zusammengerollte Badematten, die wir jetzt gut gebrauchen konnten.
    »Wer ist das?«, fragte Mom, als sie zurück war. Die Verschlüsse des Alukoffers schnappten auf und sie klappte den Deckel hoch. Es war ein perfekt ausgestattetes Notfallset, das wenig mit den Erste-Hilfe-Taschen zu tun hatte, die jeder im Auto hat. Der gut gesicherte Halliburton war vollgepackt mit Dingen, die es nur auf Rezept gab.
    Mom legte eine Hand auf die Stirn des Mannes und blickte besorgt drein. Hastig horchte sie seine Brust mit einem Stethoskop ab. »Wenn ich mir diesen Ausschlag so anschaue, tippe ich auf Lupus Erythematodes.«
    »Lupus Erywas?«
    Mom packte ihren Arztkoffer wieder zusammen. »Lupus Erythematodes ist eine Autoimmunerkrankung, die eigentlich nicht gefährlich ist, unbehandelt aber zum Tode führen kann. Licht kann die Symptome verstärken, aber so schlimm wie hier habe ich den Ausschlag noch nie gesehen, noch nicht einmal in Fachbüchern. Außerdem sieht seine Brust aus, als wäre er von einem wilden Tier angegriffen worden.«
    »Wird er überleben?«, fragte ich.
    Meine Mutter betrachtete den Mann mit undurchdringlicher Miene. »Ja«, sagte sie.
    »Also doch Krankenhaus«, sagte ich.
    Da schnellte plötzlich die Hand des Patienten vor und packte meine Mutter am Arm. »Kein Krankenhaus. Bitte.«
    Mom schrie und riss sich los. Auch ich war augenblicklich aufgesprungen.
    »Sie ersparen sich und mir viel Ärger, wenn Sie mich einfach nur etwas ruhen lassen.« Seine Stimme war heiser, aber sie hatte wieder an Kraft gewonnen.
    »Warum?«, fragte ich ungeduldig, denn das hatte ich ihn schon ein paarmal gefragt und nie eine Antwort darauf bekommen.
    »Die Leute dort würden zu viele Fragen stellen. Fragen, die ich nicht beantworten könnte.«
    »Du warst Emilias Geliebter«, sagte

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