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Dark Moon

Dark Moon

Titel: Dark Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Knightley
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duldete keinen Widerspruch. »Halt dich von dem Haus in der Water Lane fern, hörst du?«
    »Warum? Was weißt du über diesen Mann?« Langsam bekam ich Angst.
    »Mach einen großen Bogen um diese Gegend«, wiederholte Grandma. »Und lass dich auf kein Gespräch mit diesem Anwalt ein. Versprichst du mir das?«
    Ich nickte.
    »Sag es!« Grandma drückte fest meine Hand. »Versprich es!«
    »Ich verspreche es. Grandma, was geht hier eigentlich vor?«
    Sie biss sich auf die Unterlippe. »Solomon gehört zu einer Gruppe von Leuten, mit denen du lieber nichts zu tun haben möchtest, glaub mir.« Das klang nur wie die halbe Wahrheit.
    »Ist er ein Gangster oder so was?«, fragte ich. »Arbeitet er für die Mafia?«
    Grandma hob die Augenbrauen. »Wie kommst du denn darauf?«
    »Wir haben bei Emilia mehrere gefälschte Pässe gefunden. Sie muss in den letzten fünfzig Jahren mindestens zwanzigmal die Identität gewechselt haben. Außerdem war in ihrem Keller ein Präzisionsgewehr mit Schalldämpfer versteckt. Kann es sein, dass sie auf der Flucht vor Solomon war?«
    Ich hatte Grandma noch nie ängstlich erlebt, aber jetzt stand ihr plötzlich der Schweiß auf der Stirn. »Das war sie mit Sicherheit. Er muss sehr lange nach ihr gesucht haben.«
    »Und er war ziemlich wütend, als er in ihrem Haus nicht fand, wonach er suchte.«
    Grandma stöhnte auf, als hätte ich ihr lauter Katastrophennachrichten überbracht, eine schlimmer als die andere. »Waren deine Eltern dabei?«
    »Ja, aber sie können sich an nichts erinnern.«
    »Aber du! Du weißt noch, was geschehen ist«, stellte meine Großmutter aufgeregt fest.
    Ich nickte. »Und das brachte Solomon ziemlich aus der Fassung.«
    Grandma lachte, es klang beinahe triumphierend. Sie schlug die Decke beiseite.
    »Was hast du vor?«, fragte ich entsetzt, als sie sich mühsam aus dem Bett wälzte. »Du musst dich ausruhen!«
    »Dazu ist keine Zeit.« Auf wackligen Beinen humpelte sie zu dem Stuhl, auf dem ihre Sachen lagen, und zog sich umständlich an. »Du fährst nach Hause und bleibst dort. Wenn sich dieser Solomon bei euch meldet, sagst du mir sofort Bescheid. Und ich meine: sofort. Hast du mich verstanden?«
    Ich nickte verstört.
    Grandma trat dicht vor mich hin und gab mir einen Versöhnungskuss auf die Wange. »Und jetzt fahr nach Hause.«
    Woher kannte meine Großmutter Charles Solomon? Warum sollte ich mich von Emilias Haus fernhalten? Und wieso hatte sie gelacht, als ich ihr erzählt hatte, dass Solomons Hypnosetrick bei mir nicht funktioniert hatte?
    Mittlerweile verdunkelten bleischwere Wolken den Himmel, sodass die Autofahrer auf dem Highway ihre Scheinwerfer einschalten mussten. Ich war so in Gedanken versunken, dass ich meine Ausfahrt verpasste, was ich aber erst bemerkte, als ich den Wegweiser zum Fähranleger in Horseshoe Bay sah. Das hatte mir gerade noch gefehlt! Es würde ewig dauern, bis sich eine Gelegenheit fand, von der Neunundneunzig abzufahren und zu wenden.
    Die ersten Blitze zuckten über den Himmel. Ich fuhr statt der erlaubten hundert Stundenkilometer nur noch fünfzig, da ich so gut wie nichts mehr sah. Der Regen trommelte so heftig gegen die Scheibe, dass die Wischer nicht mehr nachkamen. Ich wusste, dass der Highway sich immer weiter die Berge hochwand. Wütend schlug ich auf den Lenker. Seit etlichen Kilometern fuhr ich in die falsche Richtung, hatte aber bislang keine Ausfahrt entdeckt. Wahrscheinlich hatte ich sie bei diesem Mistwetter übersehen. Es war sinnlos. Genauso gut hätte ich mit geschlossenen Augen weiterfahren können. Ich steuerte den nächsten Parkplatz an, wo ich das Ende des Gewitters abwarten wollte.
    Selbst als ich geparkt und den Motor ausgestellt hatte, blieb das Trommeln des Regens ohrenbetäubend. In den Bergen blitzte es, Sekunden später rollte dumpfer Donner heran. Schwer atmend hielt ich mich am Lenkrad fest und zuckte erschrocken zusammen, als mein Handy klingelte. Es war Mark.
    »Wo warst du?«, schnappte ich wütend, bevor er überhaupt die Gelegenheit hatte, etwas zu sagen. »Ich habe ein paarmal versucht, dich zu erreichen!«
    »Ich habe hier geschuftet und über deinen mysteriösen Charles Solomon recherchiert«, antwortete Mark leicht beleidigt.
    Stöhnend rieb ich mir die Augen. »Entschuldige bitte. Ich wollte nicht ungerecht sein. Aber heute ist nicht mein Tag. Erst habe ich meine Großmutter auf dem Schlafzimmerboden gefunden und dann habe ich mich bei diesem Sauwetter auch noch gründlich

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