Dark Moon
wieder zurück zur Arbeit. Danke für den Besuch.« Ohne mich eines weiteren Blickes zu würdigen, verließ er das Restaurant.
»Ehrlich gesagt hatte ich keine andere Reaktion erwartet«, sagte ich auf dem Heimweg zu Hank. Er hatte das Fenster heruntergekurbelt, sodass meine Stimme den Fahrtwind übertönen musste. »Mark ist ein Kopfmensch. Genauso gut hätten wir ihm erzählen können, im Stanley Park seien Aliens gelandet. Wie ging es denn Ihnen, als Sie das erste Mal von Vampiren hörten? Sie sehen nicht so aus, als würden solche Wesen in Ihr Weltbild passen.«
»Nein, bis meine Frau auf die gleiche Art wie die Mergers ums Leben kam. Ich wollte den Bastard finden, der ihr das angetan hatte. Deine Großmutter hat mir Gelegenheit dazu gegeben.«
»Wie ist meine Großmutter denn so?«, fragte ich vorsichtig.
»Da fragen Sie gerade den Richtigen. Sie sind doch ihre Enkelin, nicht ich!«
»Aber ich kenne sie nur als etwas eigensinnige alte Frau, die ansonsten liebenswert und harmlos ist.«
»Liebenswert? Ja. Harmlos? Auf gar keinen Fall.« Hank packte einen Kaugummi aus und steckte sich den Streifen in den Mund. »Sie trägt eine große Verantwortung. Wer seine Aufgabe nicht hundertprozentig erledigt, den macht sie sofort einen Kopf kürzer. Natürlich nur im übertragenen Sinne.«
»Wie groß ist die Zahl der Wächter?«
»Das kann ich Ihnen leider nicht sagen, Miss.«
»Weil Sie es nicht dürfen?«
»Weil ich es nicht weiß«, sagte Hank und ließ eine Kaugummiblase platzen.
»Kommen Sie, lassen Sie sich nicht alle Würmer einzeln aus der Nase ziehen!«
Hank warf mir einen prüfenden Seitenblick zu.
Ich setzte mein unschuldigstes Lächeln auf und er rollte mit den Augen.
»Ich kann nur für British Columbia sprechen. Hier überwachen sechzig Wächter knapp vierzig Vampire«, sagte er.
»Nur vierzig?«
»Dafür, dass Sie bis vor Kurzem noch gar nicht wussten, dass diese Blutsauger überhaupt existieren, geben Sie sich ziemlich abgebrüht. Ihre Anzahl ist seit mehreren Hundert Jahren ziemlich konstant geblieben. Das glauben wir zumindest. Schließlich gibt es keine Meldebehörde für Vampire.«
»Aber wie können Sie dann sicher sein, dass die Zahl konstant bleibt?«, wollte ich wissen.
»Na ja. Obwohl Vampire mehr tot als lebendig sind, brauchen sie Nahrung«, erklärte Hank.
»Blut«, sagte ich.
»Exakt. Dabei spielt es keine Rolle, ob es Tierblut oder menschliches Blut ist, wobei es da aber einen Unterschied im Geschmack geben soll.« Hank spuckte den Kaugummi nach draußen und kurbelte das Fenster hoch. »Wenn sich Vampire an Tieren vergreifen, ist das okay. Bei Menschen reagieren wir natürlich empfindlicher. Wenn ein Vampir einen Menschen tötet, tut er es immer auf die gleiche Art und Weise. Er beißt zu.« Hank setzte den Blinker und fuhr vom Highway ab. »Deshalb überprüfen wir regelmäßig die Vermisstenmeldungen. Und jeder Mord mit auffälligen Begleitumständen wird von uns genauer untersucht.«
Hank parkte den Wagen in der Einfahrt hinter dem Volvo meines Vaters. Es hatte keinen Sinn, vor meiner Mutter weiter Theater zu spielen. Mittlerweile musste Grandma sie angerufen haben. Ich wusste nicht, was mich zu Hause erwarten würde, befürchtete aber Schlimmes.
Und in der Tat, gerade als ich die Haustür öffnen wollte, wurde sie von Mom aufgerissen. Bevor ich etwas sagen konnte, verpasste sie mir eine Ohrfeige, nur um mich danach sofort in die Arme zu schließen.
»Wer ist das?«, fragte sie mich mit verheulter Stimme und zeigte auf meinen Leibwächter.
»Hank Gerrard, Ma’am«, sagte er.
»Sie warten draußen«, fauchte sie Hank an.
»Mom!«, rief ich entrüstet.
»Und du gehst rein!«
Ich warf Hank einen entschuldigenden Blick zu, doch er winkte beschwichtigend ab, als hätte er so etwas schon oft erlebt. Die Tür fiel mit einem lauten Knall ins Schloss.
»Was hast du dir nur dabei gedacht!«, schrie mich meine Mutter an.
»Was habe ich mir wobei gedacht?«, antwortete ich wütend.
Sie hielt mir das Testament unter die Nase.
»Was ist das?«, fragte ich unschuldig.
»Das habe ich mich auch gefragt! Doch dann rief mich deine Großmutter in der Klinik an und erzählte mir, dass du Probleme mit einem Vampir hast.«
»Ich habe keine Probleme mit Jack Valentine!«
»Ah, du kennst also schon seinen Namen.« Sie warf das Kuvert auf den Tisch. »Am liebsten würde ich diesen Wisch zerreißen!«
Dass sie ihre Drohung nicht umgehend wahr machte, ließ mich hoffen.
»Mein
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