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Dark Moon

Dark Moon

Titel: Dark Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Knightley
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grinsen. Noch nie hatte ich mich dermaßen aufreizend gestylt, doch das Ergebnis konnte sich sehen lassen. Ich packte meine Schminkutensilien zusammen mit meinem Telefon und dem Portmonee in eine schwarze Lederhandtasche. Es war kurz vor halb zehn, die Sonne ging unter. Höchste Zeit also, Jack abzuholen.
    Als ich hinterm Steuer saß und zur Water Lane fuhr, bekam ich doch Angst. »Lydia Garner, du machst dir was vor«, flüsterte ich. »Keiner dieser Vampire wird sich von deinem Aussehen täuschen lassen. Sie alle werden merken, dass du dich nur verkleidet hast und dass deine Knie ganz erbärmlich zittern.« Vor Jacks Haustür zupfte ich nervös mein Kleid zurecht, ehe ich klingelte. Jack öffnete so schnell, als hätte er schon hinter der Tür gewartet. Wie immer trug er einen schwarzen Anzug und ein schwarzes Hemd, dessen obere drei Knöpfe geöffnet waren. Er starrte mich ungläubig an.
    »Bevor du etwas Falsches sagst, halt lieber gleich den Mund«, knurrte ich ihn an.
    Jack wollte etwas entgegnen, doch ich hob ungehalten den Finger. »Mein Styling hat nichts mit dir zu tun, damit das klar ist. Ich will heute Nacht nur nicht in Jeans und T-Shirt vor deiner Königin stehen.«
    »Verstehe«, sagte Jack vorsichtig.
    »Dein Auto oder meins?«
    »Meins«, sagte Jack. »Dein Käfer ist mir für diesen Anlass eine Spur zu fröhlich.«
    »Spielst du etwa auf die Farbe an?«, fragte ich, doch er grinste nur. Mein Zorn vom letzten Abend war verraucht. Das gewohnte Prickeln stellte sich ein und gab meinem schlechten Gewissen neue Nahrung.
    »Wie geht es Mark?«, fragte er, während er die Tür hinter sich schloss.
    »Sein Zustand ist unverändert. Er war für einige Minuten wach und wir konnten miteinander sprechen. Grandma hofft immer noch, dass sie ihn retten kann.«
    Jack ergriff meine Hand und wieder durchzuckte mich so etwas wie ein kleiner Stromschlag; ich taumelte, hatte mich aber sofort wieder im Griff. Er ignorierte meine Reaktion und hielt meine Hand noch fester.
    »Was immer mit Mark geschieht, ich gebe dir jetzt ein Versprechen«, sagte er, seine schwarzen Augen fixierten mich. »Ich werde die Vampirin finden, die ihm das angetan hat. Und wenn ich sie gefunden habe, wird sie den ewigen Tod finden.« Mit diesen Worten ließ er mich los und ich rang nach Luft. Für einen Moment hatten mich weder Sehnsucht noch Verlangen erfüllt, sondern Zorn und wilde Entschlossenheit.
    »Nur noch eins, bevor wir fahren«, sagte ich verwirrt. »Warum bekomme ich jedes Mal einen Schock, wenn ich dich berühre?«
    »Lass uns ein andermal darüber reden«, sagte Jack. Er betätigte die Fernbedienung des Nissans und mit einem lauten Piepsen wurden die Türen entriegelt.
    »Nein, ich muss es wissen! Immer wenn ich dich anfasse, habe ich das Gefühl, innerlich zu verbrennen.«
    Jack wich meinem Blick aus. »Das sind nicht deine Gefühle«, sagte er schließlich. »Es sind meine. Du spürst in diesem Moment das, was ich für dich empfinde.«
    Mein Herz begann, wie wild zu schlagen. »Du liebst mich?«
    »Mehr, als du dir vorstellen kannst«, flüsterte er. »Ich habe fünfzig Jahre lang mit Emilia zusammengelebt. Wir waren ein Paar, wie es kein zweites gab. Dann starb sie und ich dachte, ich könnte niemanden mehr so lieben, wie ich sie geliebt habe. Doch dann habe ich dich kennengelernt. Seit diesem Tag kann ich nur noch an dich denken. Aber ich weiß, dass das nicht sein kann, nicht sein darf. Emilia liegt erst eine Woche unter der Erde und schon beginne ich, sie zu vergessen!« Er sah mich verzweifelt an. »Und du hast Mark, der dich gerade jetzt so dringend braucht.«
    »Emilia hat immer gewollt, dass ich deine neue Gefährtin werde«, sagte ich.
    Jack lachte bitter. »Emilia hat ihr Leben gelebt und sie ist zufrieden gestorben. Vorher wollte sie mir noch ein letztes Geschenk machen.«
    »Was für ein Geschenk?«, fragte ich misstrauisch.
    »Du darfst Emilia nicht falsch verstehen. Sie hat mich ebenso geliebt wie ich sie, deshalb wollte sie dafür sorgen, dass es mir auch nach ihrem Tod gut geht. Und sie hat auch dich sehr gemocht.«
    »Lass uns fahren«, sagte ich nur. »Sonst kommen wir noch zu spät zu deiner Zeremonie.«
    Jack war nicht weniger aufgeregt als ich. Das konnte ich an der Art erkennen, wie er das Lenkrad umklammerte. Strathcona war eines der trostloseren Viertel von Vancouver. Viele der schäbigen Häuser standen zum Verkauf, doch die Schilder der Immobilienmakler waren schon ausgeblichen und verwittert.

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