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Dark Moon

Dark Moon

Titel: Dark Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Knightley
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Unbeleuchtete, mit Graffiti beschmierte Lagerhallen und aufgegebene Betriebe säumten die Straße, die das Viertel teilte. Das Navigationsgerät war auf eine Adresse in der Nähe des Bahnhofs eingestellt, der südlich der Prior Street inmitten einer Industriebrache lag.
    »Wir sind da«, sagte Jack und deutete auf ein verlassenes Bowling Center mit dem treffenden Namen The King Pin.
    Ich bekam ein ungutes Gefühl, denn das hier war definitiv eine jener Gegenden, vor denen mich meine Mutter immer gewarnt hatte. Wer sich nachts hier herumtrieb, verkaufte entweder Drogen oder konsumierte sie.
    Jack fuhr langsam an eine Schranke heran, die sich wie durch Zauberhand hob.
    Wir rollten im Schritttempo auf einen Parkplatz, und ich stieß einen leisen Pfiff aus, als ich die Autos dort sah. In der Mehrzahl waren es Fahrzeuge ausländischer Nobelmarken wie Porsche, BMW und Lexus. Jack ließ sich nicht beeindrucken und parkte unseren Pick-up genau zwischen zwei Ferraris. Wir stiegen aus.
    Jack blickte sich kurz um. »Solomons Wagen fehlt, also ist die Königin noch nicht da.«
    Falls der Parkplatz bewacht war, dann nicht von Vampiren, denn die Nachtluft roch nach Altöl und Abgasen, aber nicht nach Blumen. Trotzdem hätte ich schwören können, dass keiner unserer Schritte unbeobachtet blieb.
    Wir gingen zum Eingang der Bowlinghalle und ich fragte mich schon, ob wir hier überhaupt richtig waren, als ein Mann aus einer dunklen Ecke trat. Er trug einen engen dunklen Anzug, dessen Jackett über der mächtigen Brust spannte. Sein Haar war militärisch kurz geschnitten und in seinem rechten Ohr steckte ein Funkempfänger. Er leuchtete erst Jack und dann mir mit einer Taschenlampe ins Gesicht.
    »Wer ist das?«, fragte er.
    »Meine Gefährtin«, antwortete Jack, ohne mit der Wimper zu zucken.
    Der Wachmann hob die Augenbrauen und grinste anzüglich. Dann sprach er in ein kleines Mikrofon, das an seinem Handgelenk befestigt war.
    »Deine Gefährtin?«, zischte ich Jack wütend an.
    »Was hätte ich denn sonst sagen sollen? Dass du nur eine Bekannte bist? So stellt wenigstens keiner dumme Fragen!« Jack holte tief Luft. »Bist du bereit, die Höhle des Löwen zu betreten?«
    Ich nickte.
    »Dann los.«
    Wir traten ein.
    Die Mischung unterschiedlichster Gerüche traf mich so unvorbereitet, dass ich nach Luft rang und mich an Jack festhalten musste. Der Duft war dicht und schwer und fremd. Ich wusste, dass sich in dieser Nacht eine große Anzahl von Nachtwesen hier versammeln würde. Doch ich hatte mir keine Vorstellung davon gemacht, was für einen Schock das für meinen Geruchssinn bedeuten würde.
    Ich ließ mir nichts anmerken, sondern trat erhobenen Hauptes in die Mitte des Raumes, wo sich innerhalb einer einzigen Sekunde alle Blicke auf mich und Jack richteten. In der Lobby der verfallenen Bowlinghalle hielten sich fast vierzig Vampire und beinahe ebenso viele Menschen auf. Wer was war, ließ sich auf den ersten Blick unterscheiden, denn die Vampire fielen durch ihre Attraktivität und ihre geschmeidigen Bewegungen sofort auf. Aber auch ihre Gefährten legten Wert auf ihr Äußeres. Sie alle strahlten eine Selbstsicherheit aus, als wären sie unglaublich stolz darauf, Teil dieser dunklen und geheimnisvollen Welt zu sein.
    »Willkommen auf der Nachtseite«, flüsterte Jack und lächelte traurig.
    »Valentine!«, rief plötzlich eine Stimme. Ein Mann von vielleicht zwanzig Jahren, mit hellblondem, schulterlangem Haar und einem ebenmäßigen Gesicht stürzte auf uns zu und fiel Jack um den Hals, der die Umarmung herzlich erwiderte. »Schön, dich wiederzusehen, Derek. Wie lange ist es jetzt her? Zwanzig, fünfundzwanzig Jahre?«
    »Zu lange, mein Freund. Zu lange. Ich habe heute erst von Emilias Tod erfahren. Es tut mir leid.«
    In diesem Moment fiel Dereks Blick auf mich und ich errötete. Er hätte Jacks Bruder sein können. Zwar war der eine schwarzhaarig und der andere blond, aber sie glichen sich in Körperbau, Stimme und Körpersprache.
    »Das ist Lydia«, stellte Jack mich vor.
    Derek hob überrascht die Augenbrauen, strahlte mich dann aber an, als wäre ich der überraschende Höhepunkt eines ansonsten ereignislosen Tages. »Es freut mich, dass Jack so eine reizende neue Gefährtin gefunden hat«, sagte er und verneigte sich altmodisch.
    »Lydia ist nicht meine Gefährtin«, sagte Jack so leise, dass nur Derek ihn hören konnte. »Sie war gestern Zeugin des Vorfalls am Lois Lake.«
    Sofort wich der freundliche Ausdruck aus

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