Dark one 01 - Blind Date mit einem Vampir-neu-ok-06.12.11
ich sie daran
erinnerte, dass sie nicht das Geringste dagegen einzuwenden gehabt hatte, mich
mit ihm zu verkuppeln, als sie noch dachte, er sei ein seelenloses,
blutsaugendes Monstrum, winkte sie einfach nur ab, mit der Begründung, dass
Vampire zumindest niemals mit einer anderen Frau durchbrennen würden und ihre
Geliebte schwanger und ohne einen einzigen Cent in der Tasche in einem fremden
Land zurücklassen würden.
Ich musste
zugeben, das war ein Argument, aber auch damit gelang es ihr nicht im
Mindesten, die Stärke meiner aufkeimenden Gefühle zu mindern. Sie waren
möglicherweise noch nicht felsenfest, aber ich hatte das sichere Gefühl, dass
Raphael und ich die ersten Schritte auf einem Weg gegangen waren, der zu etwas
weitaus Ernsthafterem als einem bloßen Urlaubsflirt hinführte. Und ob es klug
war, mich in einen Mann zu verlieben, über den ich so gut wie gar nichts
wusste? Tja, ich unterdrückte die nörgelnde, leise Stimme der Sorge, indem ich
mir ins Gedächtnis rief, dass ich alles Wichtige, alles, was an Raphael
wirklich zählte, bereits kannte - seinen Charakter, seine Moralvorstellungen
und die Tatsache, dass er kein Untoter war.
Roxy und ich
besichtigten das Museum, trieben uns ein Weilchen in zwei nahe gelegenen
Städten herum und kehrten schließlich für ein Mittagsschläfchen ins Hotel
zurück.
„Der Markt
hat ganz schön lange auf und die Tatsache, dass du unbedingt darauf bestehst,
Touristin zu spielen, ist echt Gift für meinen Schönheitsschlaf“, jammerte
Roxy, als ich sie anderthalb Stunden später weckte.
„Du musst ja
auch schließlich nicht jede Nacht bis zwei Uhr dableiben. Was haben Christian
und du eigentlich noch die ganze Zeit lang angestellt?“
Sie stöhnte
und rieb sich den Schlaf aus den Augen.
„Er ist so
um eins gegangen. Ich hab mich dann noch ein bisschen mit einer Gruppe
Portugiesen rumgetrieben. Wusstest du, dass es portugiesische Gruftis gibt? Es
gibt sie jedenfalls. Und sie sind irgendwie niedlich. Keiner von ihnen spricht
Englisch, aber wir hatten richtig Spaß beim Tanzen. Ich glaube, wir sollten
vielleicht noch einen Abstecher nach Portugal machen, bevor wir nach Hause
fahren.“
Ich sagte
nichts, sondern blickte nur aus dem winzigen Fenster auf die Dächer der nahe
gelegenen Häuser.
„Joyful? Ich
weiß, du fängst bestimmt gleich wieder mit ,la, la, la’ an, wenn ich dieses
Thema anschneide, aber hast du Raphael eigentlich mal gefragt, was er nach
diesem Wochenende vorhat?“
Ich seufzte
und drehte mich zu ihr um. „Nein. Dafür ist es noch zu früh. Wir sind doch
gerade erst zusammengekommen. Da kann ich ihn doch noch nicht fragen, ob wir
uns bemühen sollten zusammenzubleiben oder ob er keinen Platz für mich in
seinem Leben hat.“
„Er ist mir
vollkommen wurscht, aber was ist mit dir?“, fragte Roxy. Sie strich über ihre
Daunendecke. „Hast du Platz in deinem Leben für ihn? Würdest du für ihn zu
Hause alles aufgeben? Kannst du dir vorstellen, mit ihm und dem Markt durch die
Weltgeschichte zu reisen, nur um bei ihm zu sein?“
Ich machte
mich auf den Weg zur Tür. „Warum musst du immer so schwierige Fragen stellen?“
„Einer muss
es ja tun. Joy, der Markt wird in vier Tagen abreisen. Wenn das hier so
ernsthaft ist, wie du glaubst, solltet ihr euch dann nicht mal über die Zukunft
unterhalten, die nach den paar Tagen kommt, in denen ihr euch gegenseitig die
Klamotten vom Leib reißt?“
Ich blieb
einen Augenblick lang an der Tür stehen; meine Hand strich über das kühle,
glatte Holz.
„Wenn du
wissen willst, ob ich schon darüber nachgedacht habe, was es bedeuten würde,
alles hinter mir zu lassen, dann lautet die Antwort Ja, das habe ich. Wenn du
wissen willst, ob ich das durchziehen werde, tja, dann hängt die Antwort von
Raphael ab.
Und wenn du
jetzt damit fertig bist, mich in die Mangel zu nehmen, dann sehen wir uns
gleich unten in der Schänke. Besagter Gentleman sagte, er würde kurz
vorbeikommen, bevor er sich wieder um die Security kümmern muss.“
„Du bist
doch nicht dumm, Joy“, rief sie mir nach, als ich die Tür schloss, „wenn du
glaubst, dass er wirklich anders ist, und wenn er tatsächlich derjenige ist,
auf den du gewartet hast, dann soll er es dir beweisen!“
Ein anderer
Gast, der am Fuß der Treppe stand und zu mir hochschaute, bewahrte mich davor,
Roxy eine Antwort zuzubrüllen. Ich lächelte, murmelte etwas in meinem besten
Deutsch und hüpfte die Stufen zur Schänke hinunter, wo Raphael auf
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