Dark one 02 - Kein Vampir für eine Nacht-neu-ok-06.12.11
woher er gekommen war.
Ich begann die Formel zu sprechen, aber bevor ich damit fertig war,
schimmerte die Luft verheißungsvoll, und drei bekannte Gestalten platzten zur
Tür herein.
„ Mi amor , ich komme, um dich zu rrretten! Ich mache dich
ferrrtig, du drrreckige, stinkende Teufelsbrrrut!“, brüllte Antonio und fegte
in den Raum, wobei er extrem schneidig, aber leider völlig wirkungslos mit
seinem Degen herumfuchtelte.
„Ich habe eine Bibel gefunden“, rief Esme eifrig, dann schaute sie
bestürzt auf ihre leeren Hände. „Oje, ich habe sie wohl irgendwo verloren. Man
muss sich ganz schön konzentrieren, um einen derart schweren Gegenstand
transportieren zu können. Das ist nicht einfach. Vielleicht liegt sie ja auf
der Treppe...“ Esme machte kehrt und verschwand.
Jem, der nun eine verschlissene Baggy-Jeans trug, die ihm fast von den
Hüften herunterrutschte, sowie ein löcheriges T-Shirt und eine schwarze
Lederjacke mit einem Totenkopf auf dem Rücken, schlenderte an Antonio vorbei.
Er hatte sich nach Art der Fünfziger-Jahre-Rebellen das Haar nach hinten
geklatscht und sich zur Krönung des Ganzen mit mehreren dicken Goldketten
behängt. Er zog ein Klappmesser aus der Tasche, ließ es aufschnappen und grinste
den Dämon höhnisch an. „Hey, wenn du was aufs Maul willst, dann komm her!“
„Du wagst es mi amor mit deinerrr widerrrlichen Anwesenheit zu
besudeln? Dafürrr wirrrst du sterrrben!“
Christian schüttelte den Kopf und murmelte etwas, das ich nicht
verstand. Vermutlich war es Tschechisch, aber ich brauchte keine Übersetzung.
Meine Gedanken gingen in eine ziemlich ähnliche Richtung, allerdings
bezweifelte ich, dass meine Formulierung auch nur annähernd so höflich war wie
seine.
„Willste Ärger? Dann komm - ich bin bereit! Mach schon, zeig mir, was
du drauf hast, du Arsch!“
„Jem sieht eindeutig zu viel fern“, brummelte ich.
„Ich habe sie! Also habe ich sie doch erst im Keller verloren! Alis,
meine Liebe, das ist kein Porzellan. Das ist bestimmt nur eine billige
Keramiklampe. Ich komme sofort! Warten Sie auf mich und meinen Schnuckel. Diese
Bibel ist wirklich sehr schwer...“
An dieser Stelle muss ich einen interessanten Sachverhalt erklären:
Geister können mit der Welt der Lebenden interagieren, wenn sie sich sehr
konzentrieren und ihre telekinetischen Kräfte mobilisieren und gezielt
einsetzen, aber miteinander können sie genauso interagieren wie wir. Das muss
man wissen, denn nun kam Esme rückwärts, mit dem Hinterteil voran, in den
Weinkeller und zog unerklärlicherweise eine von Christians antiken Bibeln
hinter sich her, statt sie zu tragen. Sie konnte nicht sehen, dass sie sich auf
Kollisionskurs mit Antonio befand, der um den Kreis herumtobte und dem Dämon
alle möglichen Beleidigungen an den Kopf warf.
Ich sah es, jedoch zu spät.
„Esme!“, rief ich, als sie mit einem Ruck an der Bibel zog, wodurch
sie das Gleichgewicht verlor und mit Antonio zusammenstieß, der gerade rief:
„Jetzt sehen wir uns die Farrrbe deinerrr Eingeweide an, du widerrrwärrrtiges
Ekelpaket!“ Er stürzte mit der Nase voran in den Kreis, der damit gebrochen
war. Doch eine Nanosekunde bevor der Dämon begriff, dass er frei war, sprach
ich das letzte Wort der Formel, das noch fehlte, um ihn dorthin zu jagen, woher
er gekommen war. Er verwandelte sich in eine ölig schwarze Rauchsäule, die in
sich zusammenfiel und in einem Riss im Fliesenboden verschwand, als würde sie
von einem riesigen Dämonenstaubsauger weggesaugt.
„Na, das war aber spannend!“, sagte Esme und rieb sich das Hinterteil.
Antonio kam völlig verdattert aus dem Kreis gewankt. Die lockigen
Haare standen ihm zu Berge, als hätte er seine Finger in die Steckdose
gesteckt. Er blinzelte einige Male und schien Schwierigkeiten mit der Koordination
seiner Beine zu haben. „Ich... ich... ich...“
Esme stützte ihn und führte ihn zu einer Sitzbank.
Schwer atmend klammerte ich mich an Christian, während wir den
schwarzen Fleck auf dem Boden anstarrten. Christian wollte darauf zugehen, aber
ich hielt ihn fest.
„Es ist vorbei, Geliebte“, sagte er und küsste meine Finger, bevor er
sie von seinem Handgelenk löste.
Antonio sprang von der Bank und rückte sein Wams zurecht. Der Rauch,
der aus seinen Locken aufstieg, sah wie ein Heiligenschein aus. „Du nimmst
augenblicklich deine schmutzigen Hände von mi corrrazón, sonst brrringe
ich dirrr Manierrren bei, du blutgierrrigerrr Schluckspecht, du!“
Christian
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