Dark one 02 - Kein Vampir für eine Nacht-neu-ok-06.12.11
außerhalb der Fachwelt
berühmt! Fs wird Bücher geben, Fernsehsendungen, Vortragsreisen, Sponsoring
Ihnen wird alles zur Verfügung stehen, was Sie brauchen, und all das dient nur
einem, und zwar dem höchsten und hehrsten Zweck: der Forschung. Ich denke, Sie
verstehen, warum es wichtig ist, dass wir unserer natürlichen Neigung
widerstehen, die Geister zu befreien, und diese einzigartige Gelegenheit
nutzen, um so viele Erkenntnisse wie nur irgend möglich zu gewinnen.“
„Hm“, machte ich, denn mir war im Laufe ihres manipulativen Vortrags
immer klarer geworden, dass irgendetwas oberfaul war im Staate Dänemark, aber
das musste ich Guarda ja nicht auf die Nase binden. Ich schob lässig die Hand
in die Hosentasche und suchte nach etwas, das ich als Hüter verwenden konnte.
Aber ich fand nur ein paar Münzen, und irgendwie konnte ich mir nicht so recht
vorstellen, einen Geist an ein Geldstück zu binden. Also musste ich wohl oder
übel noch zwei Troddeln von meinem Pullover opfern.
Die Frage war nur, wie ich es schaffen sollte, zwei Hüter
herzustellen, ohne dass es jemand mitbekam.
„Ich wusste, Sie würden es einsehen“, sagte Guarda zufrieden und
wandte sich wieder den Geistern zu. Die alte Frau war davon marschiert, hatte
sich auf einen Stuhl plumpsen lassen und blickte wütend in die Runde. Der junge
Mann glotzte ganz unverhohlen einen GAGA-Mitarbeiter mit Igelfrisur an, der ein
Augenbrauenpiercing und jede Menge Tattoos auf den Unterarmen hatte.
„Sagen Sie, was ist eigentlich mit den drei anderen Geistern passiert,
die bereits beschworen wurden? Werden die jetzt auch untersucht?“
Guarda tätschelte mir lächelnd die Hand. „Einer ja. Die anderen beiden
haben wir leider verloren.“
„Verloren?“ Ein beschworener Geist konnte nur verschwinden, wenn der
Beschwörer ihn befreite ... oder wenn der Beschwörer starb.
„Wie ist das möglich?“
„Es war ein bedauerliches Missgeschick, aber so etwas wird nicht noch
einmal vorkommen, das kann ich Ihnen versichern“, entgegnete sie, bevor sie
sich wieder der Gruppe zuwendete. „Wenn Sie jetzt bitte zurückbleiben würden,
damit die Gemeinschaftsmitglieder ihre Voruntersuchungen machen können!“
„Ich habe mein Ritual doch noch nicht durchgeführt“, klagte der
Beschwörer namens Steve.
„Ja, ja, machen Sie nur, es fehlt ja noch ein Geist“, sagte Eduardo.
Ich überlegte mir, dass ein Ablenkungsmanöver hermusste, damit ich die
Hüter herstellen konnte, aber zuerst musste ich noch die Namen der Geister
herausfinden. Namen haben Macht, wie ich bereits erwähnte, und daher wollten
die beiden bestimmt nicht, dass jeder wusste, wie sie hießen. Da ich ihre
Beschwörerin war, mussten sie mir jedoch alle Fragen beantworten, die ich ihnen
stellte. Ich verzog mich unauffällig in den dunkelsten Bereich der Bühne (man
hatte mehrere Scheinwerfer eingeschaltet, als meine Geister erschienen waren)
und nahm die alte Frau ins Visier. Ich konzentrierte mich auf sie, öffnete ihr
einen ganz kleinen Teil meines Bewusstseins und fragte leise: „Wie heißen Sie?“
Sie bewegte den Kopf und schaute in meine Richtung. Dann bewegten sich
ihre Lippen. „Alis Owens.“
Guarda drehte sich ruckartig zu ihr um. Ich drückte die Daumen, dass
ihr entgangen war, was die alte Frau gesagt hatte.
Ich schaute den jungen Mann an, konzentrierte mich und wartete, bis er
der Kamerafrau, die ihm ziemlich auf den Leib gerückt war, den Rücken zukehrte,
und stellte meine Frage.
„Jem Hopkins.“
Das hatte Guarda gehört. Sie musste es gehört haben, denn sie schlich
zu Eduardo und flüsterte ihm aufgeregt etwas ins Ohr, wobei sie immer wieder in
meine Richtung schaute.
Mist! Ich musste handeln, und zwar schnell. Ich ging nach vorn auf die
Bühne, streckte eine Hand aus und begann zu schwanken, wobei ich leise vor mich
hin stöhnte und mir alle Mühe gab, so auszusehen, als fiele ich jeden Moment in
Ohnmacht.
„Christian?“, jammerte ich. Mehrere Leute liefen auf mich zu, aber
Christian konnte offenbar sehr schnell sein, wenn er wollte. Einen Augenblick
später stand er neben mir und legte einen Arm um meine Taille, um mich zu
stützen. Ich lehnte mich Halt suchend an ihn.
„Ich fühle mich nur etwas schlapp. Die Beschwörung hat viel Kraft
gekostet“, sagte ich matt, wobei ich es sehr genoss, in seinen Armen zu liegen.
Ich atmete den schwachen würzigen Duft ein, der ihm anhaftete und mich bis ins
Mark zu durchdringen schien.
Christian gab meine Worte an die
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