Dark one 06 - Ein Vampir kommt selten allein-neu-ok-08.12.11
heiraten?“
„Ich habe gesagt, ich tue, was immer nötig ist, um zu
verhindern, dass Sie die ganze Macht einer Zorya erlangen, und das war mir
ernst“, entgegnete er mit rauer Stimme.
Es schien plötzlich einige Grade wärmer in der Gasse zu
werden, und ich musste mich mehrmals räuspern, bevor ich sprechen konnte. „Das
bedeutet alles in allem, dass Sie mich küssen wollten.“
Sein Blick fiel auf meinen Mund, und in diesem Moment wurde
mir etwas höchst Schockierendes bewusst: Ich wollte, dass er mich küsste. Auf
der Stelle, ohne Rücksicht auf die Geister und etwaige Passanten. Ich wollte
seine Lippen auf meinen spüren, wollte ihn schmecken und mich ganz und gar
unzüchtig an ihn schmiegen. Aber das Schlimmste war, dass ich von ihm dazu
gezwungen werden wollte, ihn zu küssen, damit ich so tun konnte, als wollte ich
es nicht.
In meinem Inneren herrschte das reinste Gefühlschaos: Zu
meiner Verwirrung und Unschlüssigkeit gesellten sich Scham und Abscheu. Wie
konnte ich Lust darauf haben, diesen finsteren Kerl zu küssen, nachdem ich
gerade erst mit seinem Freund geschlafen hatte? Was war nur mit mir los?
„Ich hatte noch nie etwas dagegen, Sterbliche zu küssen“,
sagte Kristoff. Seine tiefe Stimme klang unglaublich sexy. Ich fröstelte,
obwohl mir plötzlich ganz heiß wurde, und hatte das Gefühl, meine Kleidung wäre
mir viel zu eng.
„Und ich finde Sie nicht abstoßend.“
„Oh“, machte ich, und mein Gehirn warf alle Vernunft über
Bord und belieferte meinen Mund nur noch mit Unsinn. „Gut. Ich finde Sie auch
nicht abstoßend.“
Seine Augen wurden noch dunkler. Ich atmete tief durch und
fragte mich, warum ich zwar die Luft in meine Lunge strömen spürte, mir aber
trotzdem so schwindelig war, als litte ich unter Sauerstoffmangel. Meine Brüste
rieben an seiner weichen Lederjacke, und dieses Gefühl ließ mich abermals
erschaudern.
„Freut mich.“ Seine Lippen streiften die meinen ganz leicht,
sodass man kaum von einem Kuss sprechen konnte, aber ich kam schlagartig wieder
zur Vernunft.
„Ich bin kein Flittchen!“, rief ich, packte ihn am Kragen
und schüttelte ihn.
„Ich stecke Ihnen doch nicht die Zunge in den Hals, nachdem
ich gestern erst mit Ihrem Freund geschlafen habe! So eine bin ich nicht! Sie
sind böse! Sie sind ein Vampir, verdammt! Aber Sie sind nicht Angel, und ich
bin nicht Buffy, und jetzt hören Sie gefälligst auf, mich so
durcheinanderzubringen!“
Er sah mich verwirrt an, dann blitzte Zorn in seinen Augen
auf, und dann küsste er mich, küsste mich richtig, mit ganzem Lippen- und
Zungeneinsatz und den Händen in meinem Haar, und es war um mich geschehen.
Seine Zunge forderte meine zu einem erotischen Tanz, der mir unvermittelt alle
möglichen erogenen Zonen meines Körpers bewusst machte. Ich schmiegte mich
enger an ihn und genoss es, seinen stählernen, warmen und absolut maskulinen
Körper zu spüren.
Es war gut, dass er mich in seinen Armen hielt, denn ich
bekam weiche Knie und meine Beine drohten nachzugeben. Als Kristoff sich
schließlich von mir löste, war ich völlig atemlos und überwältigt von der
Intensität der Gefühle, die von ihm auszugehen schienen und die ich
unerklärlicherweise teilte. Ich sah fassungslos zu ihm auf und wusste überhaupt
nicht mehr, was ich denken sollte.
Seine Augen waren von einem tiefen Nachtblau. „Die
Diskussion darüber, wer von uns beiden wirklich böse ist, müssen wir
verschieben. Du bist hier nicht sicher. Die Polizei sucht nach dir, und hier
wohnen auch ein paar Schnitter.“
Ich wurde knallrot vor Verlegenheit und ging auf Abstand.
Ich hatte mich gerade in meinen schlimmsten Albtraum verwandelt - in ein
aufdringliches, schamloses Weib. Was dachte Kristoff jetzt nur von mir? Ich war
drauf und dran gewesen, ihn auf offener Straße zu verführen, vor den Augen
einer Horde Geister, unmittelbar nachdem ich die Nacht mit seinem Freund
verbracht hatte. Ich straffte die Schultern und versuchte, mich wieder zu
fassen. „Ich habe mir schon gedacht, dass die Polizei nach mir fahndet. Aber
vor den Leuten von der Bruderschaft habe ich keine Angst. Ich weiß, du hast ein
Problem mit ihnen, aber für mich stellen sie keine Bedrohung dar.“
„Nein?“ Der Anflug eines Lächelns spielte um seine
Mundwinkel. Ich riss meinen Blick von seinem Mund los und hielt mir im Geist
eine Standpauke zum Thema Moral. „Was werden sie denn deiner Meinung nach tun,
wenn sie herausfinden, dass ihre heiß geliebte Zorya mit einem
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