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Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition)

Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition)

Titel: Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Flynn
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Wir kriegen das hin. Stimmt’s, Libby? Du bist ein starkes kleines Mädchen, richtig?« Diane drehte ihren fülligen Körper zu Libby auf dem Rücksitz um, ihr Parka raschelte, dann wandte sie sich wieder Patty zu. »Es ist gut, wenn sie Libby sehen, wenn sie wissen, dass er eine kleine Schwester hat, die ihn liebt.« Patty merkte, wie ihr Selbstvertrauen stieg, weil sie vorhin das Gleiche gedacht hatte.
    Dann war Diane auch schon auf der anderen Seite ausgestiegen, scheuchte Libby auf und öffnete die Tür für Patty. Aber als sie dann zu dritt den Gehweg entlangmarschierten, kehrte Pattys Übelkeit sofort zurück. In letzter Zeit hatten ihre Magengeschwüre sie einigermaßen in Ruhe gelassen, aber jetzt brannten ihre Eingeweide wie Feuer. Sie durfte die Zähne nicht so fest zusammenbeißen. Dann standen sie vor der Tür, Libby direkt hinter ihrer Mutter. Wenn jetzt ein Unbeteiligter vorbeifuhr, würde er wahrscheinlich denken, sie statteten Freunden einen nachweihnachtlichen Besuch ab. An der Tür hing noch ein Kranz. Patty dachte:
Diese Leute haben schön Weihnachten gefeiert, und jetzt haben sie Angst und sind wütend, und ich wette, sie denken andauernd: Aber wir hatten doch so schöne Weihnachten
. Das Haus sah aus wie aus dem Katalog, in der Auffahrt standen zwei BMW s. Nein, hier wohnte niemand, dem gewohnheitsmäßig schlimme Dinge passierten.
    »Ich möchte da nicht rein, ich finde, wir sollten zurückfahren«, stieß sie hervor.
    Aber Diane ließ sich nicht umstimmen, sondern drückte auf die Klingel und musterte ihre Schwester dabei mit einem Blick, der direkt von ihrem Vater stammte, ein ruhiger, ungerührter Blick, der den Jammerlappen dieser Welt vorbehalten blieb. Dann sagte sie auch noch genau das, womit auch ihr Dad diesen Blick immer begleitet hatte: »Wir müssen es einfach nur tun, weiter nichts.«
    Mrs Cates öffnete. Sie war blond, hatte ein ebenmäßiges, etwas fades Gesicht, und ihre Augen waren rot geweint. In der Hand hielt sie ein Taschentuch.
    »Hallo, kann ich Ihnen helfen?«
    »Ich … sind Sie … sind Sie Krissi Cates’ Mutter?«, setzte Patty an und begann zu weinen.
    »Ja«, antwortete die Frau, die Finger auf ihrer Perlenkette. Ihre Augen wanderten zwischen Patty und Diane hin und her und hefteten sich schließlich auf Libby. »Oh, war Ihre Kleine … hat er Ihrer Tochter auch etwas angetan?«
    »Nein«, antwortete Patty. »Ich bin Bens Mutter. Ich bin
Ben Days
Mutter.« Mit dem Handrücken und dem Pulliärmel wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht.
    »O Gott, o Gott, oh, Louuuuu, komm bitte, schnell!« Mrs Cates’ Stimme wurde laut und zittrig, der Klang eines abstürzenden Flugzeugs. Mehrere Gesichter, die Patty allesamt nicht kannte, spähten um die Ecke des Wohnzimmers. Dann kam ein Mann mit einem Tablett voller Getränke aus der Küche. Ein Mädchen stand in der Diele herum, ein hübsches, blondes Mädchen, das eine Jeans mit aufgestickten Blumen trug.
    »Wer ist das denn?«, zwitscherte die Kleine.
    »Lauf und hol deinen Vater.« Mrs Cates verstellte ihnen die Tür, stieß sie fast körperlich von der Schwelle. »Louuuuu …«, rief sie noch einmal ins Haus, und kurz darauf erschien ein Mann hinter ihr, ein Riese, an die zwei Meter groß, solide gebaut, und die Art, wie er das Kinn hochreckte, erinnerte Patty an Leute, die bekamen, was sie wollten.
    »Das ist sie, das ist Ben Days Mutter«, erklärte die Frau mit einer Abscheu, die sich für Patty anfühlte wie ein Schlag in den Magen.
    »Sie sollten lieber reinkommen«, sagte der Mann, und als Patty und Diane einen Blick wechselten, fauchte er: »Kommen Sie schon, los«, als wären sie ungehorsame Haustiere.
    Sie traten ins Haus, einige Stufen führten ins Wohnzimmer hinunter, und dort blickten sie auf eine Szenerie, die wie eine Kindergeburtstagsparty wirkte. Vier Mädchen spielten, Glitzersterne auf Gesicht und Händen, von der Art, wie Lehrer sie gelegentlich für gute Schulnoten verteilen. Ein paar weitere saßen neben ihren Eltern, aßen Kuchen und sahen irgendwie gierig aus, während ihre Mütter und Väter ihre Panik hinter tapferen Fassaden versteckten. Krissi Cates hatte sich im Zentrum des Ganzen auf den Boden gesetzt und spielte mit zwei Puppen, vor ihr ein großer dunkelhaariger Mann, der im Schneidersitz saß und sich ganz offensichtlich bei ihr einschmeicheln wollte. Die Puppen waren die schwammigen, unhübschen Wesen, die Patty in Fernsehfilmen schon öfter gesehen hatte, wenn Meredith Baxter

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