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Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition)

Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition)

Titel: Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Flynn
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und ein Lügner. Lasst mich nicht in euer Haus, und wenn doch, niemals ohne Aufsicht. Ich klaue. Wenn ihr mich mit eurer Perlenkette in meinen gierigen kleinen Pfoten erwischt, erzähle ich euch einfach, dass sie mich an die Kette meiner Mutter erinnert hat und ich sie deshalb unbedingt anfassen musste, nur eine Sekunde, es tut mir auch wirklich leid, ich weiß gar nicht, was in mich gefahren ist.
    Meine Mom hat nie irgendwelchen Schmuck besessen, der nicht Grünspanflecken auf ihrer Haut hinterlassen hat, aber das weiß ja keiner. Und ich klaue die Perlen trotzdem, wenn grade mal keiner hinsieht.
    Ich stehle Unterhosen, Ringe, CD s, Bücher, Schuhe, iPods, Uhren. Wenn ich beispielsweise zu einer Party gehe – Freunde habe ich bekanntlich nicht, aber manchmal lädt mich jemand ein –, komme ich mit mehreren Shirts unter dem Pullover, ein paar hübschen Lippenstiften in der Tasche und dem Bargeld aus einer oder zwei Handtaschen wieder zurück. Manchmal, wenn die Gäste genug getrunken haben, nehme ich auch gleich die ganze Handtasche mit. Ich hänge sie mir einfach über die Schulter und verschwinde. Verschreibungspflichtige Pillen, Parfüm, Knöpfe, Stifte, Lebensmittel. Ich habe einen Flachmann, den der Großvater von irgendjemandem aus dem Zweiten Weltkrieg mitgebracht hat, ich besitze eine Anstecknadel der Phi-Beta-Kappa-Gesellschaft, die eigentlich dem Lieblingsonkel irgendeines Typen gehört. Ich habe einen zusammenklappbaren Zinnbecher, den ich vor so langer Zeit geklaut habe, dass ich mich nicht mal mehr erinnern kann, wo. Deshalb behaupte ich, es sei ein Familienerbstück.
    Meine tatsächlichen Familienerbstücke, die Schachteln unter meiner Treppe, möchte ich lieber nicht anschauen. Die Sachen anderer Leute sind wesentlich erträglicher für mich. Denn zu ihnen gehören auch die Geschichten der anderen Leute.
    Ein Gegenstand in meinem Haus, den ich nicht gestohlen habe, ist ein Tatsachenroman mit dem Titel
Des Teufels Ernte: Das Satansopfer von Kinnakee, Kansas
. Das Buch ist 1986 erschienen und wurde von einer ehemaligen Journalistin namens Barb Eichel verfasst. Mehr weiß ich nicht. Mindestens drei Quasi-Freunde haben mir ein Exemplar des Buches geschenkt, mit ernstem Gesicht und voller Verständnis, und alle drei habe ich kurz darauf in die Wüste geschickt. Wenn ich sage, ich möchte das Buch nicht lesen, dann möchte ich das Buch nicht lesen. Das Gleiche gilt für meine Regel, dass ich nachts das Licht anlasse. Jedem Mann, mit dem ich ins Bett gehe, sage ich, dass ich immer das Licht anlasse, aber die Typen kommen mir ständig mit Bemerkungen wie: »Ich kümmere mich schon um dich, Baby« und versuchen dann, das Licht auszumachen. Als ginge es darum. Irgendwie überrascht es sie, dass ich tatsächlich bei Licht schlafe.
    Ich holte
Des Teufels Ernte
aus einem schiefen Bücherstapel in der Ecke hervor – das Buch hob ich aus den gleichen Gründen auf wie die Schachteln mit den Briefen und den anderen Kram meiner Familie, nämlich, weil ich das Zeug vielleicht eines Tages haben möchte, und selbst wenn das nicht passiert, möchte ich nicht, dass jemand anderes es bekommt.
    Die erste Seite lautete:
    Kinnakee, Kansas, im Herzen Amerikas, ist ein ruhiges Farmerstädtchen, in dem die Menschen einander kennen, zusammen in die Kirche gehen und miteinander alt werden. Aber auch dieses kleine Städtchen war nicht gefeit gegen die bösen Einflüsse der Außenwelt: In den frühen Morgenstunden des 3 . Januar 1985 wurden drei Mitglieder der Familie Day in einem Rausch aus Blut und Schrecken Opfer dieses Bösen. Dies ist nicht nur die Geschichte eines Mordes, sondern auch die einer Teufelsanbetung, von Blutritualen und der Ausbreitung des Satanismus bis in die behaglichsten, scheinbar sicheren Winkel Amerikas.
    Sofort füllten sich meine Ohren mit den Geräuschen jener Nacht: Eine laute, unartikulierte Männerstimme, fast ein Grunzen, ein ersticktes, trockenes Wehklagen. Die durchdringenden Vogelschreie meiner Mutter.
Darkplace
. Ich schaute mir das Foto von Barb Eichel auf der Rückseite des Buches an. Sie hatte kurze Stachelhaare, baumelnde Ohrringe und ein trauriges Lächeln. Laut Biographie lebte sie in Topeka, Kansas, aber das war vor über zwanzig Jahren.
    Ich musste Lyle Wirth anrufen, ihm meinen Vorschlag unterbreiten, für einen angemessenen Preis Infos zu verkaufen, aber ich war noch nicht bereit, mich von ihm schon wieder belehren zu lassen, was den Mord an meiner eigenen Familie anging.
(Du glaubst

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