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Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition)

Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition)

Titel: Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Flynn
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Was denn?«
    Durch Bens Kopf schossen verbotene Dinge: Tiere, Drogen, Tittenmagazine. Dann stellte er sich Feuerwerkskracher vor und überlegte, ob er sagen sollte, es hätte in dem Spind gebrannt. Dann wäre er ein Held.
    »Äh, Streichhölzer.«
    »Du dachtest, du hättest Streichhölzer gesehen?« Das Blut war von Grugers Wangen bis direkt unter seinen Bürstenhaarschnitt gestiegen.
    »Ich wollte eine Zigarette.«
    »Du bist der Putzjunge, richtig? Day mit Nachnamen.«
    Aus Grugers Mund klang der Name albern, irgendwie mädchenhaft. Eine Weile musterte er die Platzwunde auf Bens Stirn, dann wanderte sein Blick demonstrativ zu den gefärbten Haaren.
    »Du hast dir die Haare gefärbt.«
    Ben stand da mit seiner schwarzen Mähne und spürte, wie er in eine Schublade gesteckt und in die Kategorie der Verlierer, Junkies, Weicheier und Schwulen einsortiert wurde. Er glaubte zu hören, wie Gruger genau dieses Wort dachte – seine Oberlippe zuckte.
    »Mach, dass du hier rauskommst. Geh mir aus den Augen, putz woanders. Und lass dich hier nicht mehr blicken, bis wir weg sind. Wir wollen dich nicht sehen. Kapiert?«
    Ben nickte.
    »Wiederhol es laut, damit das klar ist.«
    »Sie wollen mich hier nicht sehen«, murmelte Ben.
    »Los, geh jetzt.« Er sagte es, als wäre Ben ein kleiner Junge, ein Fünfjähriger, der zu seiner Mutter zurückgeschickt wird. Und er ging.
    Die Treppe hinauf zum dumpfigen Hausmeisterkabuff, und ein Schweißtropfen rann ihm den Rücken hinunter. Er hielt die Luft an. Wenn er wütend war, vergaß er immer zu atmen. Er holte den übergroßen Eimer, stellte ihn klappernd ins Waschbecken, ließ heißes Wasser hineinlaufen, gab etwas von dem pissfarbenen Reinigungsmittel dazu, und die Ammoniakdämpfe brachten seine Augen zum Tränen. Schließlich hievte er das Ganze wieder auf das Wägelchen. Aber er hatte den Eimer zu voll gemacht, und als er ihn über den Beckenrand wuchtete, kippte er, und ein Schwall Putzwasser ergoss sich über Bens Vorderseite, Leiste und Bein waren im Nu patschnass. Und es sah aus, als hätte er sich vollgepisst, der arme Putzjunge. Die Jeans klebte am Oberschenkel und wurde steif. Jetzt hatte er drei Stunden beschissen langweilige Knochenarbeit vor sich, mit nassen Weichteilen und einer Jeans wie aus Karton.
    »Ach fick dich, du Arschloch«, brummte er leise vor sich hin und trat mit dem Arbeitsstiefel gegen die Wand, dass der Putz bröckelte. Dann schlug er mit der Hand dagegen und brüllte: »Fuuuuuck!«, bis ihm die Stimme überschnappte. Aber auf einmal bekam er Angst, Gruger könnte ihn hören und beschließen, ihm doch Ärger zu machen, und er blieb eine Weile feige im Kabuff stehen und lauschte.
    Aber nichts rührte sich. Niemand interessierte sich dafür, was im Hausmeisterkabuff vorging.
     
    Eigentlich hätte Ben schon eine Woche früher putzen sollen, aber Diondra hatte gejammert, dass doch ganz offiziell Weihnachtsferien waren, und da hatte er es verschoben. Daher war der Mülleimer in der Cafeteria voller alter Limodosen, aus denen Sirup tropfte, Sandwichverpackungen, an denen Hühnersalat klebte, und verschimmelten Resten des letzten Lunch-Specials von 1984 , einem Hackfleischauflauf mit süßer Tomatensauce. Alles total vergammelt. Zusätzlich zu Ammoniak und Körpergeruch schmierte er sich beim Ausräumen natürlich von allem etwas an Pulli und Jeans und roch nun endgültig nach altem Essen. So konnte er nicht bei Diondra aufkreuzen, und er war ein Idiot, dass er es überhaupt geplant hatte. Jetzt musste er erst nach Hause radeln und seiner Mutter die Stirn bieten – was unter Garantie eine Strafpredigt von mindestens dreißig Minuten bedeutete –, duschen und zu Diondras Haus zurückfahren. Falls seine Mom keinen Hausarrest verhängte. Ach, scheiß drauf, dann würde er einfach abhauen. Schließlich gehörte sein Körper ihm, es waren seine Haare. Sein vermurkstes schwarzes Schwulenhaar.
    Er wischte den Boden, packte den Müll aus den Lehrerzimmern in Beutel – seine Lieblingsarbeit, weil es zwar nach einer großen Sache aussah, aber darauf hinauslief, dass er nur eine Menge zerknülltes Papier einzusammeln brauchte, alles federleicht. Als Letztes wischte er den Korridor zwischen Highschool und Grundschule. Leuchtend blaue Türen markierten den Eingang, aber sie waren im Grunde Attrappen und hatten nicht mal ein Schloss. So scheuerte er sich Stück für Stück vorwärts, vom Highschoolland nach Kiddieville, ließ den Schrubber dort in den Eimer fallen und

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