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Dark Road

Titel: Dark Road Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Haptie
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Stimme.
    Moe saß in seinem Sicherheitsgurt neben der Beifahrertür. Ein verlotterter, mittelgroßer Hund mit zerzaustem Fell und großen Ohren.
    »Ist er ... ist er ... gewachsen?«
    »Es sah irgendwie so aus«, sagte Clovis, »zumindest einen Augenblick lang.«
    »Aber wie ...?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Moe hob seine Pfote und leckte vorsichtig daran.
    »Er sieht jetzt ganz normal aus.«
    »Ja.« Clovis schluckte. Schluckte schwer. »Ja, ganz normal. Optische Täuschung wahrscheinlich. Sah nur größer aus, weil er, na ja, geknurrt hat. Gut jedenfalls, dass er das gemacht hat. Laut Momma Truth gibt es hier Gangs und Schmuggler und so was alles, die sich des Öfteren Schießereien mit der Polizei liefern. Das heißt, wenn die Polizei sich hier überhaupt mal blicken lässt...«
    »Wir sind immer noch falsch«, sagte Zack irgendwann.
    »Besser als tot.«
    Schweigen. Dann beugte sich Clovis nach unten und kramte die Karte wieder hervor.
    »Wir sind in der Lemon Shark Street«, stellte Zack mit Blick auf ein Schild an einem nahen Gebäude fest. »Kommt mir bekannt vor. Oder doch nicht?«
    Clovis runzelte die Stirn. »Von hier aus kommen wir ziemlich einfach zu Radio Excelsior. Das ist natürlich im Stadtteil Excelsior. Wir sind in Mock Beggar. Besser, wir halten die Türen verschlossen. Fahr geradeaus weiter. Irgendwann müssen wir links, aber noch nicht gleich.«
    Zack fuhr die Straße hinab; nach dem Lärm von Sugar Town war Mock Beggar gespenstisch still.
    »Als ob wir beobachtet würden.«
    Es ging vorbei an geschlossenen Geschäften mit Holzbrettern vor den Fenstern. Eine Katze lief über den Bürgersteig. Hier und da war das orangefarbene Licht einer Flurlampe zu sehen. Auch einige der Kellerfenster unter den Eisengeländern waren beleuchtet.
    »Werkstätten«, sagte Clovis mit dunkler Stimme.
    Er öffnete das Fenster einen kleinen Spalt breit. Es roch nach dem fernen Meer und nach Fett und Kochen. Irgendwo klapperten und surrten Nähmaschinen, das Murmeln eines Radios war zu hören.
    »Wohl eher Ausbeuterbetriebe«, meinte Zack.
    Mock Beggar war bekannt dafür, dass man hier auch ohne Papiere schnell einen Job fand, wenn man bereit war, für fast nichts zu arbeiten und sich ein Zimmer mit Flöhen und Ratten zu teilen.
    »Vielleicht freuen sie sich über eine Flasche Wasser?«, schlug Clovis vor.
    Aber Zack hörte ihn nicht. Er hielt den Wagen an. Er starrte in einen engen, schlecht beleuchteten Durchgang voller Mülltonnen.
    »Ich wusste doch, dass ich von der Lemon Shark Street schon mal gehört habe«, sagte er mit einem Grinsen. »Schau dir das an.«
    Etwa bei der Hälfte des Durchgangs hing über einer Tür eine Laterne an der Wand. In blauer Neonschrift flackerte nur ein Wort: Mitternacht .
    »Ich wette, dass ist das Mitternachtscafe, der Ort auf der Liste, der ausgestrichen war.«
    »Aus gutem Grund«, sagte Clovis.
    Beide starrten in den Durchgang. Dann kurbelte Zack sein Fenster herunter und leise Musik war zu hören.
    »Klingt doch ganz gut«, sagte Zack. »Vielleicht wollen sie ein bisschen Eiscreme zur Musik.«
    »Es war durchgestrichen«, sagte Clovis. »Und Mum hat gesagt ...«
    »Das ist zwölf Jahre her oder noch länger«, unterbrach ihn Zack. »Vielleicht hat sich der Grund längst in Luft aufgelöst. Vielleicht haben sie nur einfach ihre Rechnung nicht bezahlt. Sie könnten schon ewig einen neuen Besitzer haben.«
    Die Tür unter der Lampe ging auf und ein Mann trat bei lauter Musik heraus. Er verschwand in dem Durchgang und die Tür schloss sich wieder.
    »Saxofon«, sagte Zack.
    »Ich finde, wir sollten hier verschwinden.« Clovis schlug seine Karte auf. »Wir müssen bald links, wir sind ganz nah an der Excelsior Avenue. Es ist schon halb zehn, wir sollten uns beeilen.«
    Doch Zack schaltete den Motor aus. Er nahm seinen Gurt ab und steckte sein Periskop ein.
    »Ich werfe nur mal einen Blick rein.«
    »Nein! Wir sind gerade erst im Hafen entkommen. Mir gefällt diese Kneipe nicht, lass uns einfach gehen ...«
    Aber Zack hatte die Tür schon aufgemacht. Clovis, der immer praktisch dachte, gab seine Überredungsbemühungen auf und öffnete stattdessen Moes Gurt. »Moe begleitet dich«, sagte er. »Ich bleibe beim Wagen. Beeil dich.«
    Zack und Moe traten auf die Lemon Shark Street und wurden von den Schatten verschluckt.

 
KAPITEL 19
    Zack ging an Mülleimern, aufeinandergestapelten Holzkisten und schmutzigen, verrammelten Fenstern vorbei auf die Lampe und das Neonschild zu. Der Durchgang

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