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Dark Road

Titel: Dark Road Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Haptie
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sprang Moe aus dem Loch, das er ins Fenster gemacht hatte.
    »Großartig«, sagte Zack und seine Stimme brach, »die Ratten verlassen das sinkende Schiff.«
    »Wir müssen raus.« Clovis machte sich am Verschluss von Zacks Sicherheitsgurt zu schaffen und begann ihn aufzumachen. »Ich werfe dich aus dem verdammten Fenster, wenn es sein muss - und du, Frankie, mach deinen Gurt auf.Versuch die Tür aufzukriegen ...«
    »STOPP!«, brüllte Zack. Obwohl es keinen anderen Weg gab und er gleich aussteigen müssen würde, aber —
    Plötzlich kippte die Vorderseite des Vans nach oben.
    Einen grauenhaften Moment lang dachte Zack, dass der Güterzug sie schon erwischt hatte, ohne dass sie es gehört oder bemerkt hätten; aber dann segelte der Van nach vorn — nicht rumpelnd, holpernd oder ruckend, sondern gleitend, schneller und schneller. Er hörte Clovis rufen: »Festhalten!«, und sie neigten sich zur Seite, dann wieder hoch und wieder zur Seite und landeten. Erneut wurden sie angehoben, und das Heck des Vans schwang herum, sodass sie wieder gerade ausgerichtet waren. Rums.
    Und sie standen auf dem Boden.
    Während seine Ohren noch von den Angstschreien dröhnten, auch von seinen eigenen, drückte Zack sein Gesicht an das Fahrerfenster. Dort schimmerten im fahlen Mondlicht die Bahngleise, unerklärlich weit oben, viel höher als der Van und gut zwei Meter entfernt. Die Bahnlinie verlief hier entlang einer Art Bahndamm, wie es schien. Der Eis-Engel-Van parkte ordentlich am Rand dieser Böschung, parallel zu den Gleisen. Fest und sicher auf gepflastertem Boden.
    »Wir sind von den Gleisen runter! Wir sind von den Gleisen runter!« Er hörte sich selbst rufen. Oder flüstern?
    In diesem Augenblick wurde das schreckliche Beben und Stoßen auf den Gleisen so laut wie ein Erdbeben. Der goldene Strahl des großen Scheinwerfers vorne an der Lok pflügte durch die Dunkelheit, vertrieb das Mondlicht, vergoldete die Gleise, schweifte über die Rückseiten der heruntergekommenen Häuser, den Van und dessen erschreckte Insassen. Und der Rockscar-Güterzug schoss donnernd durch die Nacht. Ein kräftiger Schwall von Druckluft erfasste den Eis-Engel sogar noch unten am Rand der Böschung und er geriet ins Schwanken. Die Lok des Güterzugs war, wie Mr. Meakin gesagt hatte, tatsächlich genauso hoch wie ein zweistöckiges Gebäude. Rauch und Funken stieben aus ihrem hohen Schlot. Die Hitze des altertümlichen Heizkessels versengte die Luft.
    Und dahinter folgte Waggon um Waggon um Waggon, jeder so groß wie ein Doppeldeckerbus und voll beladen mit Gütern der Handelsschiffe, die im Hafen von Rockscar anlegten. Holz, Baumwollballen und Marmorblöcke, aus fernen Bergen geschlagen, Weinfässer, Zuckersäcke und Teekisten.
    Niemand wagte es, etwas zu sagen.
    Zack klammerte sich immer noch ans Lenkrad, obwohl der Motor längst aus war. Clovis und Frankie starrten vor sich hin und hielten die Hand des jeweils anderen fest umklammert.
    Der Zug war in dieser Nacht nicht besonders lang – nur etwa vierzig Waggons. Und natürlich der abgeschlossene Passagierwagen. Nach zehn Minuten waren sie alle an ihnen vorbeigerauscht. Schließlich sahen die Insassen des Eis-Engels zum ersten Mal den Wagen des Wächters und den Wächter selbst in der offenen Tür vom Licht des Kupfergrills beleuchtet. Er bildete die Nachhut; das beleuchtete Viereck des Fensters wurde immer kleiner; der Lärm, der Rauch, die Funken vom Motor und die Räder auf den Gleisen - alles wurde kleiner und verschwand in der Nacht.
    Schweigen. Fast Stille.
    Dann: »Was ist passiert?«, flüsterte Clovis. »Wie hast du ihn von den Schienen bekommen?«
    »Habe ich nicht«, sagte Zack. Ganz langsam versuchte er die Hände vom Lenkrad zu lösen und lockerte einen Finger nach dem anderen.
    »Ich hab da draußen was gesehen«, flüsterte Frankie.
    Zack drehte sich zu ihr um. Er sah und übersah absichtlich, dass Clovis und sie sich noch immer an den Händen hielten.
    »Was hast du gesehen, Frankie?«
    Plötzlich erschien ein Bild vor seinem inneren Auge: Der Polizist, der Silberpfeil, in der Nacht in Shadowcliff, der sich zu ihm beugte und ihm genau dieselbe Frage stellte.
    »Irgendetwas«, sagte Frankie. »Gerade eben. Etwas im Dunkeln. Nur dunkler.«
    Sie musste Clovis’ Hand losgelassen haben, denn sie hob beide Arme zu einer seltsamen Geste, als wollte sie die Luft vor ihrem Gesicht umfassen.
    »Etwas, das keinen festen Körper zu haben scheint?«, wagte sich Zack vorsichtig vor. »Ohne

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