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Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen

Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen

Titel: Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen Kostenlos Bücher Online Lesen
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muss noch mehr stecken. Ich habe ein ungutes Gefühl, weil alle so seltsam reagieren, wenn sein Name fällt. Man verheimlicht mir etwas.«
    Nicks Lippen wurden schmal. Er wusste es. Sie sah es in seinen Augen.
    »Was ist es?«, drängte sie. »Verdammt noch mal, Nick … ich finde, ich habe ein Recht darauf, es zu erfahren.«
    Nick trat ans Fenster, fuhr sich mit den Fingern durchs Haar und schaute hinaus. »Ja, das Recht hast du wohl.«
    »Eben.«
    Er warf ihr über die Schulter einen ernsten Blick zu, und Marla wappnete sich. Dann wandte Nick sich um und setzte sich auf die Armlehne eines Polstersessels. »Der Unfall liegt viele Jahre zurück. Du warst etwa vier, glaube ich, und Rory noch nicht mal zwei. Eure Mutter hatte euch beide ins Auto gesetzt und wollte irgendwo mit euch hinfahren, wohin, weiß ich nicht. Jedenfalls hatte sie euch schon in den Kindersitzen angeschnallt, musste dann aber noch einmal zurück ins Haus. Rory fing an zu brüllen, du hast seinen Gurt gelöst, und er kletterte aus dem Wagen. Offenbar hast du dann die Tür geschlossen, und als Victoria zurückkam, bemerkte sie in der Eile nicht, dass ihr Sohn nicht mehr im Kindersitz saß, sondern ausgestiegen war und vor einem Hinterreifen hockte, vielleicht um ein Insekt auf der Zufahrt zu beobachten oder so was. Victoria legte den Rückwärtsgang ein und überfuhr ihn.«
    »Nein!« Marla schlug die Hand vor den Mund. Ihr wurde flau im Magen.
    »Er hat es zwar überlebt, behielt aber einen schweren Hirnschaden zurück. Irreversibel. Die Ärzte konnten nichts dagegen tun.«
    Marla war übel, und sie fror, als sei ihr ein arktischer Wind in die Knochen gefahren. »Das wusste ich nicht«, flüsterte sie und wartete darauf, dass wenigstens ein kleiner Erinnerungsfetzen zurückkehrte, aber nichts geschah. Sie entschied, dass das im Augenblick vielleicht eine Gnade war.
    »Damals warst du selbst ja noch ein Kleinkind.«
    »Aber sie … meine Eltern … Haben sie mir die Schuld gegeben?«
    Er zuckte die Achseln. »Das weißt nur du allein.«
    »Nein. Noch jemand weiß es. Mein Vater.« Marla stand auf und ging hinaus in die Eingangshalle. »Vielleicht ist es an der Zeit, etwas über mein Verhältnis zu meinem lieben alten Dad herauszufinden«, überlegte sie laut. »Ich denke, ich sollte ihm einen Besuch abstatten.« Der Vorsatz festigte sich, und sie dachte an die Schlüssel in ihrer Tasche. Der eine oder andere würde doch bestimmt zu einem der Wagen in der Garage passen. Doch Marla wagte nicht einzugestehen, dass sie den Schlüsselbund ihrer Schwiegermutter an sich gebracht hatte. Erst wollte sie sich noch einmal in Alex’ Büro umsehen.
    Nick folgte ihr in die Eingangshalle. »Soll ich dich fahren?«
    »Ja.« Plötzlich war sie sich sicher. Sie wollte Nick bei sich haben, wenn sie ihren Vater besuchte. Sie gab ihrem Schwager die Fotos von Pam Delacroix zurück. »Je eher, desto besser.«
    »Dann komm.«
    »Ich hole rasch meinen Mantel und meine Handtasche und …« Da fiel ihr ein, dass sie keine Brieftasche, keinen Führerschein, keine Kreditkarte, nicht einmal eine Versicherungskarte besaß. Es war, als hätte sie überhaupt keine Identität. »Ich bin gleich wieder da.« Sie eilte die Treppe hinauf, nahm hastig eine Ledertasche mit Schulterriemen und eine Sonnenbrille aus der obersten Schublade und steckte einen Lippenstift ein. Dann musste sie wieder an die Schlüssel in ihrer Hosentasche denken, und sie entschied, dass sie sie am besten verstecken sollte. Aber wo? Irgendwo, wo man sie nicht so schnell fand. Unsicher schaute sie sich im Zimmer um. Zu viele Hausangestellte und Verwandte hatten Zugang zu ihren Räumen. Die Schlüssel waren nirgends in Sicherheit, erst recht nicht jetzt, da Eugenia bereits nach ihnen suchte. Marla wollte sie gerade in der Handtasche verstauen, als sie es sich anders überlegte. Sie steckte den Schlüsselbund zurück in ihre Jeanstasche, wo sie ihn am Körper spürte.
    Sie musste sie bald benutzen oder Nachschlüssel anfertigen lassen, doch sie besaß ja selbst keinen Cent, geschweige denn ein Scheckbuch, eine Kreditkarte oder dergleichen. »Verdammt, verdammt«, schimpfte sie vor sich hin und eilte die Treppe wieder hinunter.
    Kein Ausweis. Kein Geld. Kein Auto. Keine verdammten Erinnerungen.
    Es war, als ob sie gar nicht existierte.

14.
    S ie haben Santiagos Arztkittel aus der Bucht gefischt«, verkündete Janet Quinn an der Tür zu Paternos Büro. Hinter ihr übertönten das Klicken von Computertastaturen,

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