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Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen

Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen

Titel: Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen Kostenlos Bücher Online Lesen
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»Dann würde er dich anerkennen.«
    »Ich hasse ihn«, hatte sie gezischt.
    »Nein, du hasst ihn nicht …«
    »Doch«, erwiderte sie voller Wut. Wie alt war sie da? Zehn? Zwölf? »Und er hasst mich auch!«
    »Vielleicht solltest du dir ein bisschen mehr Mühe geben. Er hasst dich nicht. Es ist nicht nett, so etwas zu sagen, mein Schatz.«
    Sie verdrehte die Augen und bemerkte die Verzweiflung in den erschöpften Zügen ihrer Mutter. »Und dich hasst er auch.«
    Diese Frau war nicht Victoria Amhurst gewesen. Darauf hätte Marla ihr Leben gewettet.
    »Mom?« Cissys Stimme holte Marla in die Gegenwart zurück.
    »Was? Oh, hi«, sagte sie, immer noch tief erschüttert. Sie war sicher, in dieser Vision ihre Mutter gesehen zu haben, war überzeugt, dass diese dünne Frau in dem schäbigen Baumwollrock und den Sandalen sie großgezogen hatte. »Cissy, es tut mir leid, ich … ich habe wohl geträumt.«
    Ihre Tochter sah sie besorgt an. Cissys Haar war tropfnass, sie hatte sich ein großes gelbes Badelaken um den Körper gewickelt. Mit einer Hand hielt sie es vor der Brust zusammengerafft. »Von etwas Schrecklichem?«
    »Nur … nur eine Erinnerung, glaube ich«, versicherte Marla und versuchte, das schmerzliche Bild zu verdrängen. »Aus lang vergangener Zeit. Aber ich bin eigentlich gekommen, um mit dir reden.«
    »Hat das nicht Zeit, bis ich mich angezogen habe? Mensch, Mom, das hier ist mein Zimmer. Kann man mir denn nicht ein bisschen Privatsphäre lassen?« Cissy nahm eine Caprihose und ein langärmeliges T-Shirt aus einer Schublade, dann drehte sie sich um und verschwand barfuß wieder im Bad.
    Marla wartete. Carmen klopfte sacht an die Tür, kündigte das Abendessen an und ging wieder. Als Cissy aus dem Bad zurückkam, hatte sie sich angekleidet, das Gesicht gewaschen und das Haar gekämmt. »Worüber willst du reden?«, fragte sie misstrauisch.
    »Zunächst einmal möchte ich mich für mein Verhalten in der Nacht, als mir übel wurde, entschuldigen. Ich wollte dir keine Angst einjagen.«
    Cissy zuckte abweisend die Achseln.
    »Und es tut mir wirklich leid, dass ich so weggetreten war. Dr.Robertson hat mir jetzt andere Medikamente verschrieben, und es geht mir schon viel besser.«
    »Toll«, brummelte Cissy.
    »Ja, wirklich. Ich möchte mal mit dir ausreiten.«
    »Das hast du schon mal gesagt.«
    »Ich meine es ernst.« Irgendwie musste sie an ihre Tochter herankommen. »Dieses Wochenende.«
    »Fällt diese Riesenparty dann aus?«
    »Party?«, fragte Marla, dann fiel es ihr wieder ein. »Die ist erst nächste Woche, meine ich. Ich werde Nana fragen.«
    »Ich dachte, du solltest die Planung übernehmen«, bemerkte Cissy verschlagen, als hätte sie ihre Mutter bei einer Lüge ertappt. Die Kluft zwischen ihnen war breiter, als Marla angenommen hatte, und sie fragte sich, ob es ihr jemals gelingen würde, eine Verbindung zu ihrer Tochter aufzubauen.
    »Ganz recht. Das werde ich auch tun. Ich war krank … Nun, das weißt du ja.«
    »Ja, Mom, das weiß ich«, sagte Cissy, verdrehte theatralisch die Augen und verzog das Gesicht, als müsste sie angestrengt überlegen, wie sie überhaupt mit dieser verrückten Frau verwandt sein konnte. »Okay, warum nicht. Aber ich sage dir: Du hast Angst vor Pferden.«
    »Vielleicht erlebst du ja eine Überraschung«, erwiderte Marla, und der leidgeprüfte Seufzer ihrer Tochter verriet ihr, dass Cissy nach Marlas kürzlichem Verhalten mit allem rechnen musste. »Hör zu, Cissy, ich weiß, das Leben in diesem Haus ist zurzeit schwer. Besonders für dich, und du sollst wissen, dass ich versuchen möchte, es leichter für dich zu gestalten.«
    »Ja, klar.«
    »Es ist mein Ernst.« Marla seufzte und hob die Hände. »Ich hab dich lieb, Schätzchen.«
    »Na, das ist ja mal was Neues«, sagte das Mädchen zornig, doch sein Kinn zitterte leicht.
    »Ich habe dich immer schon liebgehabt.«
    »Das glaubst du. Aber du erinnerst dich an nichts, oder?« Cissy schniefte und wandte hastig den Blick ab. »Du hast dich immer für alles andere mehr interessiert als für mich. Klar, du hast mir tonnenweise Kram gekauft, ja, toll. Na ja, was soll’s?« Sie trat nach einer CD, die auf dem Boden lag, und kickte sie gegen das Bücherregal.
    »Cissy …«
    »Ich war dir immer gleichgültig, Mom. Aber James hingegen ist etwas ganz Besonderes.«
    »O Gott«, entfuhr es Marla, als sie den Schmerz in den Augen ihrer Tochter sah. »Es tut mir so leid, wenn ich dich verletzt habe, wenn ich dich

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