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Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen

Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen

Titel: Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Sie?«, fuhr sie ihn spöttisch an, als hätte sie genau das schon hundertmal getan.
    Er zuckte nicht mit der Wimper. »So steht es in der Bibel.«
    »Und steht dort nicht auch: ›Richtet nicht, auf dass ihr nicht gerichtet werdet‹?«
    »Ganz recht, aber meine Frau und ich sind seit fast fünfzig Jahren verheiratet und haben unsere vier Kinder erst nach der Hochzeit bekommen. Ein Baby braucht Mutter und Vater, aber das wissen Sie ja sicher selbst. Wie auch immer, mein Beileid zu Ihrem Verlust.«
    »Ja. Ja, natürlich, danke«, entgegnete sie und wusste, dass sie leichenblass geworden war. Der Hausmeister hielt sie für Kylie … und Kylie war schwanger gewesen … Herrgott noch mal.
    Marla nahm den kostbaren Schlüssel an sich, entfernte sich langsam rückwärts, drehte sich dann um und hastete die schäbige Treppe hinauf, statt auf den schwindsüchtigen Aufzug zu warten. Im zweiten Stock rannte sie den Flur entlang zur Wohnung 3-B, wo Nick, den schlafenden James im Arm, auf sie wartete.
    »Siehst du, was man erreichen kann, wenn man es will?«, begrüßte er sie lächelnd.
    »Du glaubst es nicht«, flüsterte sie und berichtete ihm von ihrem Gespräch mit dem Hausmeister, während sie den Schlüssel ins Schloss schob.
    Sie trat durch die Tür und hinein in die Vergangenheit.
    Mit dem ersten alles umfassenden Blick in die ordentlich aufgeräumte Wohnung fielen die Erinnerungen über sie her. Sie erstarrte, ihr Herz hämmerte, und Stück für Stück kamen Erinnerungen an ihr Leben schmerzhaft an die Oberfläche, klar und deutlich. Sie hielt den Türknauf umklammert und sah das grüne Cordsamtsofa – das Sofa, das sie, wie sie plötzlich wusste, auf dem Flohmarkt erstanden hatte. Eine Wohndecke lag darüber – von ihrer Mutter gestrickt, nicht etwa von Victoria Amhurst mit der Wespentaille und dem säuerlichen Gesicht, sondern von einer viel warmherzigeren Frau, die nach Zigaretten und Parfüm und Vanille roch. Dolly … ihr Name war Dolly. »Mom«, flüsterte sie und wusste, dass die Frau, die sie großgezogen hatte, tot war. Ihre Knie drohten einzuknicken.
    Sie war nicht Marla. Ihr Verdacht stimmte. Sie hieß Kylie Paris. Und am Abend des Unfalls war sie auf dem Weg nach Monterey, hatte am Steuer von Pams Mercedes gesessen mit der Absicht, ihr Baby zu suchen. Herrgott, sie wusste es wieder, sie erinnerte sich, warum sie mit Pam unterwegs gewesen war. Unwillkürlich sah sie James an. Nach ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus hatte Kylie mit Alex gestritten und erkannt, dass er und Marla das Kind in Monterey vor ihr versteckt hielten, und sie hatte Pam um Hilfe gebeten.
    Doch dann war alles schiefgegangen. Irgendwie hatte ihre Fahrt sie in eine Falle geführt, es war wie ein Mordanschlag! Alex hatte versucht, sie umzubringen. Nur er konnte es gewesen sein … und Marla … Sie steckte da auch irgendwie mit drin. Kylie spürte, wie sie blass wurde.
    »Geht’s?« Zärtlichkeit und Sorge schimmerten in Nicks Augen.
    Kylies Eingeweide zogen sich zusammen, sie schluckte unkontrolliert. »Das hier … das ist meine Wohnung«, erklärte sie mit rauher Stimme und Tränen in den Augen. Sie schritt durch die Räume und erinnerte sich an das Doppelbett, das sie vom ersten Gehalt ihres Bankjobs gekauft hatte, lange vor ihrem Eintritt in die Sicherheitsfirma. Der Schreibsekretär war eine Antiquität, und sie hatte ihn eigenhändig aufgearbeitet, eine Tiffanylampe war ihr Lieblingsstück, für die Leuchte aus buntem Glas hatte sie ein kleines Vermögen bezahlt. Sie strich mit den Fingerspitzen über den Sekretär und warf dann einen Blick in das Bad mit den pinkfarbenen Kacheln und dazu passenden Fußmatten.
    Am Rahmen des Spiegels befand sich ein Magnet.
    Ob du nun glaubst, du kannst es, oder ob du glaubst, du kannst es nicht, du hast auf jeden Fall recht.
    Der Spruch war ihr Mantra geworden, der Kodex, nach dem sie lebte. Und hier hatte sie gelebt, allein, wenngleich es Männer in ihrem Leben gegeben hatte, eine Reihe von Liebhabern, die kamen und gingen … Partylöwen, die Sorte Männer, mit der sie nie sesshaft werden würde, weil sie gar nicht die Absicht hatte, sesshaft zu werden … jedenfalls nicht mit irgendwem.
    Jetzt lehnte sie sich an den Rahmen der Schlafzimmertür und sah die schönen, kräftigen Gesichter vor ihrem inneren Auge. Ronnie. Sam. Benton … und da waren weitere … Aber keiner war ihr unter die Haut gegangen wie Nick. Keiner konnte ihm als Mann, geschweige denn als Lover das Wasser

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