Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen

Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen

Titel: Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Varianten weitererzählt. Kylie war es irgendwie gelungen, den Kopf hoch zu tragen und zu überleben, doch der Vorfall hatte sich in ihrem Gedächtnis eingebrannt. Bis zu dem Unfall. Damals, vor vielen Jahren, hatte sie sich im Stillen geschworen, wenn sie erwachsen war, alles, aber auch alles zu tun, um den Fesseln der Armut zu entkommen.
    Und sie hatte den Schwur gehalten. Sie war dabei sogar so weit gegangen, ihr Kind für den allmächtigen Mammon aufzugeben.
    »O Gott«, flüsterte sie jetzt. Tränenüberströmt saß sie in der kleinen Wohnung, die sie länger als fünf Jahre ihr Zuhause genannt hatte. Sie blickte in Nicks besorgte Augen. »Ich bin … Ich bin Kylie Paris«, flüsterte sie. Nick hatte sie nie geliebt. Sie hatten sich nie zu romantischen Rendezvous getroffen. Sie schluckte und sah in seine blauen Augen.
    »Und Marla?«, fragte er, und die Art, wie er den Namen aussprach, ließ Kylie innerlich sterben. Er liebte eine andere Frau. Nicht sie. »Wie ist sie in diese Sache verwickelt?« Er wies in das kleine, gemütliche, sehr bewohnt wirkende Wohnzimmer mit den Zeitschriften und Rätselheften auf den Tischen.
    Kylie ließ sich in die Polster ihres Flohmarktsofas sinken. »Sie ist meine Halbschwester. Ich … ich habe ungefähr zu der Zeit, als ich auf die High School kam, von ihr erfahren. Meine Mutter hat sich verplappert, dass Conrad Amhurst mein Vater ist, dass ich einen behinderten Halbbruder und eine ältere Schwester habe, die … Conrads Liebling ist.« Sie schluckte krampfhaft bei dem Gedanken und dachte an den Tag, als hohe beschlagene Gläser mit Eistee in ihrer kleinen Wohnung vor ihnen gestanden hatten.
    »Du hast es immer gewusst?«, hatte Kylie wissen wollen und ihre Mutter Dolly böse angesehen. Dolly saß an einem kleinen, zerkratzten Resopaltisch, blätterte lässig im Enquirer und rauchte eine Zigarette.
    »Ich musste schwören zu schweigen«, gestand ihre Mutter.
    »Über mich? Über meinen Vater?« Kylie war empört.
    »Warum?«
    »Du warst ihm peinlich.« Dolly, die die duftigen blonden Locken hinter ein Stirnband zurückgestrichen hatte, fügte hinzu: »Er ist reich. Ein Prominenter. Auch ich war ihm peinlich.«
    »Aber … aber …« Kylie lehnte sich gegen die pfeifende Heizung. »Reich?«
    »Falls du glaubst, du könntest Geld von ihm einstreichen, vergiss es gleich wieder«, sagte Dolly verbittert. Ihre heisere Stimme war erfüllt von Schuldzuweisungen. »Er hat sich schon vor langer Zeit bei mir losgekauft.«
    »Das ist nicht legal.«
    »Vielleicht nicht, aber ich habe ein Dokument unterschrieben …« Sie wedelte mit ihren langen Fingern durch die Luft und störte den Rauch auf, der dem flackernden Neonlicht unter der Decke des ordentlichen, spartanisch eingerichteten Zimmers zustrebte. »Ich glaube nicht, dass ich Lust hätte, mich mit ihm und seinen Anwälten einzulassen. Dazu habe ich weder die Zeit noch das Geld. Es … es würde nichts einbringen.« Sie blätterte eine Seite in ihrer Zeitschrift um und versuchte, sich in einen Artikel über Prinzessin Diana zu vertiefen.
    »Dann bist du eine Niete«, erklärte Kylie und griff nach ihrem Glas. Die Eiswürfel klirrten, und sie leerte es in drei langen Zügen.
    »Ich weiß, dass ich verlieren würde.« Zum ersten Mal bemerkte Kylie die Falten der Erschöpfung rund um die Augen ihrer Mutter, die müde hängenden schmalen Schultern.
    »Ich würde nicht aufgeben«, behauptete Kylie forsch und verurteilte damit die Frau, die sie geboren hatte, als schwach. »Niemals.«
    »Dann bist du dumm. Oder wie dein Vater.«
    »Und der heißt?«
    »Conrad Amhurst. Er ist verheiratet. Hat mehrere Kinder mit seiner Frau.«
    »Und will sich nicht mit mir belasten«, ergänzte Kylie, tief verletzt. Natürlich war ihr klar gewesen, dass sie einen Vater hatte, doch sie ahnte ja nicht, dass er ganz in der Nähe lebte. Er hatte sie weder absichtlich noch durch Zufall jemals gesehen. »Was für ein Bastard ist er denn?«, fragte sie und wand sich innerlich in der Erkenntnis, dass das abschätzige Schimpfwort früher auch auf sie angewandt worden war.
    »Mächtig. Hartherzig. Gnadenlos. Unerbittlich.«
    »Scheint ein richtiger Scheißkerl zu sein.«
    »Das ist er. Aber immerhin hat er mir Geld gegeben, und hinzu kamen die Kleider zum Auftragen.«
    »Scheiße! Soll das heißen, soll das heißen, diese Kleider, die du angeblich von der Kirche bekommen hast … Die waren von …«
    »Von seiner Tochter. Marla.«
    »Von seiner richtigen

Weitere Kostenlose Bücher