Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen

Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen

Titel: Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
klang, als meinte er es zum ersten Mal in seinem Leben ernst.
    Nick spürte, wie die Cahill-Schlinge sich weiter zuzog. Während er zusah, wie sein Bruder in den Jaguar stieg, ihn startete und mit hoher Geschwindigkeit den Berg hinauffuhr, hoffte er inständig, dass er selbst sich nicht darauf eingelassen hatte, den Sündenbock zu spielen.

6.
    C harles Biggs ist tot.«
    Mit dieser Mitteilung betrat Janet Quinn Paternos Büro und ließ sich auf einen zwischen Aktenschrank und Fenster gezwängten Stuhl fallen.
    »Scheiße.«
    »Ganz meine Meinung.« Sie warf einen braunen Umschlag auf den Rand des ohnehin überfüllten Schreibtisches. Janet arbeitete schon seit Jahren als Detective in der Behörde. Sie war eine große, bodenständige Frau, die sich ständig wegen ihrer männlichen Erscheinung aufziehen lassen musste – kurzgeschnittenes braunes Haar, inzwischen von grauen Fäden durchzogen, ein kantiger Kiefer, dichte Augenbrauen und nachdenkliche blaue Augen hinter einer praktischen Brille. Make-up trug sie nicht, das war in ihren Augen Firlefanz. Zweifellos hatte sie mitbekommen, dass missgünstige Kollegen sie als Kampflesbe bezeichneten oder behaupteten, sie nehme Anabolika. Und missgünstige Kollegen waren nicht selten. Es war ihr gelungen, die Karriereleiter rasch hinaufzusteigen, und sie galt als eine verdammt gute Ermittlerin, die niemals aufgab.
    »Wann?«
    »Gestern, spät in der Nacht – beziehungsweise heute in den frühen Morgenstunden. Sein Herzmonitor piepte um drei Uhr siebenundvierzig. Alle Wiederbelebungsversuche blieben erfolglos. In Anbetracht seines Zustands ist es vielleicht eine Gnade für ihn.«
    »In Anbetracht unseres Falls eher nicht.«
    Sie hob eine Schulter und lehnte sich an den Aktenschrank. Sie trug Dockers, ein Hemd und Rockport-Schuhe.
    »Er hat wohl nichts mehr gesagt, bevor er starb?«
    »Nein.«
    »Todesursache?«
    »Noch nicht bekannt.« Sie schüttelte den Kopf.
    Paterno legte die Fingerspitzen aneinander und dachte nach. Dieser Unfall ließ ihm einfach keine Ruhe. Jetzt waren bereits zwei Menschen tot. Wahrscheinlich nur ein zufälliges Zusammentreffen, doch er hatte ein ungutes Gefühl dabei. Etwas stimmte da nicht. Er bemerkte einen seltsamen Glanz in Janets Augen. »Sonst noch was?«
    »Ja. Es gab einen Zwischenfall, gleich nachdem Biggs’ Herzmonitor Alarm gab«, erwiderte Janet. »Irgendein Kerl in einem gestohlenen Arztkittel hat eine Schwester angerempelt und ist weggerannt. Sie hat sein Namensschild gesehen und erkannt, dass er nicht Carlos Santiago war, ein Assistenzarzt, der schichtweise Vertretungen übernimmt. Auf dem Weg nach draußen hätte der Kerl um ein Haar eine Frau umgerannt, die von einem Pfleger im Rollstuhl geschoben wurde.«
    »Heiliger Strohsack.«
    »Ich habe schon mit Santiago gesprochen«, erklärte Janet. »Und tatsächlich, sein Namensschild ist verschwunden.«
    »Du denkst, der Mann im gestohlenen Kittel hat etwas mit Biggs’ Tod zu tun?«
    »Möglich. Ich habe die Schwester, Betty Zimmerman, schon gebeten, herzukommen und mit unserem Zeichner zu sprechen. Der Pfleger erinnert sich an kaum etwas. Er war zu besorgt um seine Patientin und hat den Kerl nicht richtig angeschaut. Aber wir werden weitersehen, wenn die Schwester bei dem Phantombildzeichner war. Bis heute Abend könnte sich schon etwas ergeben haben.«
    »Wurde der Kerl in Santiagos Kittel auch auf der Station für Brandverletzungen gesehen?« Paterno lehnte sich zurück und blickte aus dem Fenster in den Morgennebel hinaus, der immer noch von der Bucht herüberwaberte.
    »Nein. Aber sie waren dort unterbesetzt. Eine Schwester konnte ihren Wagen nicht starten, eine andere war krank. Der Rest der Belegschaft war völlig überlastet.«
    »Und Santiago?«
    »Scheint sauber zu sein. Er war echt sauer, weil er in diese Sache reingezogen wurde. Ich habe mit ihm gesprochen und denke, er ist echt. Aber er ist reizbar und hat sich energisch verbeten, dass seine Bürgerrechte missachtet werden, bloß weil er Latino ist – na, du kennst das ja.«
    »Aber er war kooperativ?«
    »Ja.« Sie nickte.
    »Glaubst du, dass das alles nur Zufall ist?«, fragte er.
    Sie schnaubte, sah ihn mit einem verzerrten, freudlosen Lächeln an und lehnte sich auf dem Plastikstuhl zurück. »Ich dachte, du glaubst nicht an Zufälle.«
    »Allerdings nicht.« Sein Verstand arbeitete auf Hochtouren. Er hatte das dringende Gefühl, dass der Unfall auf dem Highway 17, bei dem Marla Cahill am Steuer saß, mehr und mehr

Weitere Kostenlose Bücher