Dark Swan - Mead, R: Dark Swan
verflucht noch mal, es fühlte sich richtig gut an. Anscheinend hatte er eine exhibitionistische Ader. Aber nirgendwo war jemand. Hier waren nur wir und die Wüste und der Sturm.
Ich hatte nicht gedacht, heute Nacht noch einmal kommen zu können, aber Kiyo bewies mir genau in dem Moment, als die ersten warmen Regentropfen fielen, das Gegenteil. Um uns herum blitzte und donnerte es, das Gewitter war da, brüllte der Erde seine ganze eigene Ekstase entgegen. Kiyo bewegte sich immer noch in mir, ohne auf das Wetter zu achten, war nur auf mich und sich bedacht. Schließlich, als es richtig auf uns niedergoss, spürte ich, wie er zuckte und noch ein paarmal hart zustieß, bevor er sich zurückzog.
Dann drehte er mich um und zog mich wieder an sich. Ich konnte sein Herz in der Brust fast so laut schlagen hören wie den Donner um uns herum. Die Blitze ließen die Wüste aufgleißen, und der prasselnde Regen drohte uns wegzuschwemmen.
Wir achteten gar nicht weiter darauf.
Bald danach schlief ich ein, in seinen Armen unter den Laken, nachdem wir uns abgetrocknet hatten. Keine Schlaflosigkeit heute Nacht.
Trotzdem wachte ich ein paar Stunden später auf, ohne recht zu wissen, warum. Die Unklarheit dauerte nur einen Moment. Kiyo presste seine Hand über meinen Mund, und ich bekam kaum Luft. Das Gewitter war vorbei, es war völlig still in dem dunklen Zimmer.
Ich fing an, mich zu wehren, und dann war sein Mund neben meinem Ohr, seine kaum hörbare Stimme.
„Pst. Hier drin ist irgendwas.“
Ich nickte, und einen Moment später nahm er die Hand weg. Wir lagen beide ganz ruhig da, und ich dachte über seine Wortwahl nach. Irgendwas , nicht irgendwer .
Mir liefen nicht nur im übertragenen Sinn Schauer den Rücken hinab. Ich folgte Kiyos Blick zum schmiedeeisernen Fußende des Bettes und sah, dass sich Eiskristalle darauf ausbreiteten wie zarte weiße Spitze. Unser Atem kam in kleinen Wolken heraus, und dort, wo ich nicht zugedeckt war, bekam ich eine Gänsehaut.
Ein Umriss bewegte sich in mein Gesichtsfeld. Er schimmerte im zurückgekehrten Mondlicht. Bevor ich ihn noch sah, wusste ich, um was es sich handelte: um einen Eiselementar. Ein Elementarwesen, das annähernd menschliche Gestalt besaß und aus scharfen, glitzernden Eiskristallen bestand.
Streng genommen handelte es sich auch nur um einen Feinen. Manche konnten nicht körperlich in unsere Welt überwechseln, genau wie umgekehrt manche Schamanen nicht in ihre. Feine, die nicht nur geistig herüberkommen wollten, denen aber die nötige Kraft fehlte, um ihren Körper mitzunehmen, kamen manchmal in veränderter, fehlerhafter Gestalt. Als Elementare.
Das Entscheidende war natürlich, dass jeder Feine, der nicht stark genug war, seinen Körper mitzubringen, sich nicht auch nur ansatzweise mit mir messen konnte. So einen Elementar machte ich im Handumdrehen platt. Also jedenfalls, wenn ich das richtige Werkzeug dabeihatte.
Im Moment stand mi r – außer meiner Körperkraf t – nur mein Schmuck zur Verfügung, und der war mehr unter Abwehr als unter Angriff zu verbuchen. Meine Waffen lagen alle zu Hause, nur den Zauberstab hatte ich in der Handtasche stecken. Die lag aber leider immer noch drüben bei der Tür, wo ich sie unmittelbar nach Betreten des Zimmers fallen gelassen hatte, weil sie uns nur dabei gestört hätte, einander die Kleider vom Leib zu reißen.
Unschöne Situation, ehrlich. Und nun bekam der Elementar auch noch mit, dass wir wach waren, und er grinste buchstäblich eiskalt.
Scheiße noch mal. Dann musste ich eben zur Tür stürzen und darauf bauen, dass ich schneller war als dieses Ding. Ich wollte Kiyo gerade sagen, dass er hübsch liegen bleiben solle, da sprang er plötzlich aus seiner Liegeposition auf und verpasste dem Elementar einen Tritt in den Solarplexus.
Das Wesen flog zurück, knallte gegen die Wand, und einen Moment konnte ich Kiyo nur anstarren. Ich hatte seine Bewegung kaum sehen können. In dem einen Moment lag er neben mir, im nächsten war er bei dem Elementar. Und griff ihn an! Ich meine, ich war nicht gerade untrainiert, aber diesen Tritt hätte ich nicht anbringen können. Eigentlich kaum jemand, den ich kannte. Letzten Endes bekämpfte ich solche Kreaturen mit meinem Willen oder mit Waffen, nicht mit meinem Körper. Wie hatte Kiyo das angestellt? Ich starrte ihn ungläubig an, dann wurde mir klar, dass ich gerade eine Eins-a-Gelegenheit verpasste.
Ich sprang vom Bett und an Kiyo vorbei. „Nein, Eugenie! Bleib
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