Dark Swan - Mead, R: Dark Swan
mache.“
Er blieb stehen, und seine Züge glätteten sich. „Stimmt. Das steht mir nicht zu.“
Eine Entschuldigung war das nicht gerade, aber es kam nahe heran. Ich setzte mich auf einen Stuhl und zog die Beine unter mich. „Also schön. Nein, ich schlafe nicht mit ihm.“
Seine Miene änderte sich nicht, aber ich sah die Erleichterung in seinen Augen aufblitzen. Es war billig, sicher; aber dass er eifersüchtig gewesen war, bescherte mir ein warmes Flattern im Bauch.
Er griff sich einen Stuhl und setzte sich rittlings darauf, legte das Kinn auf die Rückenlehne. „Und was ist dann an diesen Geschichten dran?“
Ich erzählte es ihm. Als ich fertig war, schloss er die Augen und atmete aus. Einen Moment später öffnete er sie wieder.
„Ich weiß nicht, was mir mehr Sorgen bereitet. Dass du dich der Magie zuwendest oder dass du dich Dorian zuwendest.“
Ich zeigte hinter mich. „Mein Wohnzimmer schon gesehen? Ich will nicht irgendwann dafür verantwortlich sein, den Hurrikan Eugenie auf Tucson losgelassen zu haben.“
Das brachte ihn zum Lächeln. „Der sucht Tucson doch sowieso schon regelmäßig heim. Aber ich verstehe, was du meinst. Was mir daran Sorgen mach t … keine Ahnung. Ich wende eigentlich keine Magie an, aber ich habe mein halbes Leben mit Leuten verbracht, die es tun. Ich habe miterlebt, welchen Einfluss es auf sie hat. Wie es sie beherrschen kann.“
„Zweifelst du an meiner Selbstbeherrschung? Oder an meiner Stärke?“
„Nein“, sagte er völlig ernst. „Du bist einer der stärksten Menschen, die ich kenne. Aber der Sturmköni g … ich habe ihn einmal erlebt, als ich klein war. Er wa r … na, ich sag’s mal so. Dorian und Aeson und Maiwenn sind stark. Gegen andere Feinde nehmen sie sich wie Fackeln gegen Kerzen aus. Dein Vater dagege n … der ging mehr Richtung Lagerfeuer. Man kann sich diese Kraft nicht zunutze machen und unbeschadet davonspazieren.“
„Ich weiß diese Warnung zu schätzen, Gandalf, bloß ist mir neu, dass ich eine Wahl hätte.“
„Da hast du wohl recht. Ich will bloß nicht, dass du dich veränderst, das ist alles.“ Ein Lächeln huschte über seine Züge und verschwand. „Und dass du mit Dorian zusammenarbeites t … na ja, das macht es nur noch schlimmer.“
„Du klingst eifersüchtig.“
„Sicher.“ Das kam ohne Zögern; er hatte anscheinend keine Probleme damit, zu seinen Gefühlen zu stehen. „Aber außerdem ist er machthungrig. Und er möchte, dass die Eroberung wahr wird. Irgendwie habe ich meine Zweifel, dass er sich lange damit zufriedengeben wird, nur angeblich dein Geliebter zu sein.“
„Na ja, aber vergiss nicht, dass ich da auch noch mitzureden habe. Außerdem sind Verhütungsmittel auch was Tolles, habe ich recht?“
„Absolut. Aber Maiwenn sag t … “
„Ich weiß, ich weiß. Alle möglichen klugen und überzeugenden Sachen.“
Kiyo sah mich misstrauisch an. „Was soll das heißen?“
„Gar nichts. Ich finde es nur komisch, dass du mit mir wegen Dorian redest und gleichzeiti g … “
„Gleichzeitig was?“
Ich stellte meine Kaffeetasse hin und sah ihm in die Augen. „Aber wieder ehrlich antworten, ja?“
Er hielt meinem Blick stand. „Immer.“
„Ihr beide kamt mir vor, als ob ih r … mehr als dicke Kumpels wärt. Ist da mehr zwischen euch? Beziehungsmäßig, meine ich.“
„Nein.“ Die Antwort kam schnell und bestimmt.
Ich überlegte. „War mal mehr zwischen euch?“
Darauf kam ein Zögern. „War es mal, ja“, sagte er nach einem Moment.
„Verstehe.“ Ich sah weg und bekam meine eigene Eifersucht zu spüren, die so grausam war, ihn sich zusammen mit dieser schönen Frau vorzustellen.
„Es ist vorbei, Eugenie. Schon eine ganze Weile. Wir sind jetzt nur noch gute Freunde, mehr nicht.“
Ich sah auf. „So, wie du und ich gute Freunde sind?“
Er grinste frech, und ich sah die Temperatur in seinen Augen ein paar Grad ansteigen. „Nenn es, wie du willst, aber ich glaube, wir wissen beide, dass wir nicht bloß gute Freunde sind.“
Nein, wahrscheinlich nicht. Und nachdem ich so viel Zeit mit ihm verbracht hatte und seit Kurzem mit einem ausgewachsenen Feinen herumknutschte, machte es mir plötzlich gar nicht mehr so viel aus, dass Kiyo ein Kitsune war. Die Trennlinien, die für Ordnung in meinem Leben sorgten, waren alle verwischt. Das machte mir Angst, weil ich Kiyo wollte und mir plötzlich die Ausreden ausgingen. Und ehrlich gesagt war es wesentlich einfacher, Ausreden zu haben.
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