Dark Swan - Mead, R: Dark Swan
Stärke und meiner Willenskraft ab – und an beidem fehlte es mir in der letzten Zeit.
Apropos, ich hatte gerade zum ersten Mal seit einer ganzen Weile den Eindruck, wieder einigermaßen zusammenhängend denken zu können – auch wenn ich immer noch ziemlich benebelt war. Abigail hatte gesagt, dass es Zeit für meine nächste Dosis war. Anscheinend ließ die unmittelbare Wirkung relativ rasch nach. Cariena hatte gesagt, dass die meisten Leute nicht so viel Nachtschatten verabreicht bekamen, was wohl darauf hinauslief, dass ich das Zeug noch eine ganze Weile im Blut haben würde. Aber wenn ich einen Punkt erreichen konnte, an dem die Wirkung kaum noch spürbar war …
Mein Brainstorming hatte sich erledigt, als Leith reinkam. Die Auseinandersetzung mit Abigail war ihm immer noch anzusehen, aber als er mich sah, breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus. »Eugenie … wie schön du heute bist.«
Ja klar, hatte ich alles schon gehört. Ich sah unglaublich schön aus, umwerfend geradezu, das reinste Juwel. Und er liebte mich so sehr. Was er sagte, ärgerte mich unglaublich; er hätte mich ebenso gut beleidigen können. Ich trug heute ein elfenbeinfarbenes Damastkleid, das mich dermaßen an ein Brautkleid erinnerte, dass mir schlecht wurde.
Er sah mich von oben bis unten an, und aus seinem bewundernden Blick wurde ein Stirnrunzeln. Ich lag auf dem Bett, und meine eine Hand war mit einer Handschelle am Kopfende fixiert. »Was soll das?«, fragte er. »Warum haben sie das getan?«
»Ich war frech zu Abigail. Das ist die Strafe dafür.«
Seine Miene verdüsterte sich, und er setzte sich aufs Bett. »Das gefällt mir nicht, dass sie so was tut. Aber du musst zugeben, Eugenie, dass du selbst daran schuld bist …«
Oh Mann. Er konnte froh sein, dass ich kaum meinen freien Arm heben konnte, sonst hätte ich ihm ordentlich die Faust in sein hübsches Gesicht gedrückt.
Er sah mich eindringlich an. »Es wird Zeit, dass du schwanger wirst.«
»Das kann ich nun wirklich nicht beeinflussen.« Na ja, ich hätte höchstens beeinflussen können, nicht schwanger zu werden, wenn ich weiterhin die Pille hätte nehmen können. Ich hatte sie jetzt seit … wie vielen Tagen nicht mehr genommen? Drei? Vier? Ich war mir nicht sicher, wie lange ich schon hier war. Aber ich kannte die ganzen Statistiken über Frauen, die schon schwanger geworden waren, weil sie ein einziges Mal die Pille vergessen hatten …
Er seufzte und fing an, das Mieder meines Kleids aufzuschnüren. »Dann müssen wir es einfach weiter versuchen. Wenn wir danach nur ein kleines bisschen warten, schaffe ich es heute zweimal.«
Na wie schön. Ich hätte kotzen können. Am liebsten hätte ich ihm erklärt, dass es keine Rolle spielte, wie oft er es machte, weil es nur darauf ankam, wann ich meinen Eisprung hatte. Aber solche wissenschaftlichen Tatsachen waren an dieses angebliche Genie glatt verschwendet. Soweit es den durchschnittlichen Feinen betraf, führte Sex zu Babys und Punkt.
»Sobald du schwanger bist, können wir nach Hause. Dann heiraten wir, und du musst nicht mehr mit Gewalt festgehalten werden. Dann kannst du dich frei bewegen und deine Magie benutzen.«
Ich beschloss, ihn besser nicht darauf hinzuweisen, dass ich meine Magie als Allererstes dazu einsetzen würde, Witwe zu werden.
»Dann wird alles gut.« Er schob sich über mich. »Versprochen. Ich liebe dich so sehr …«
***
Nachdem Leith gegangen war, brauchte ich keinen Nachtschatten; ich fühlte mich auch so wie betäubt. Er hatte sein Wort gehalten, was das zweite Mal Sex betraf, und ich kam langsam an dem Punkt an, wo es einfach keine Rolle mehr spielte. Meine Gefühle waren tot. Es gab einfach keine Verbindung mehr zwischen meinem Körper und meinem Bewusstsein. Mein Geist schien ganz woanders zu sein, wo er träumte oder sich manchmal, wenn mein benebelter Zustand es zuließ, Rachepläne zurechtlegte. Wenn Leith auf mir lag, dachte ich an alles, was mir nur einfiel – alles, was nichts mit dieser Schändung meines Körpers zu tun hatte. Meistens stellte ich mir vor, dass das alles jemand anderem passierte und nicht mir. Dadurch war es leichter zu ertragen – bis er weg war und der innerliche Schmerz mich daran erinnerte, dass es wirklich mir passiert war.
Kurz danach kamen Cariena und ein weiteres Mädchen, um mir meine nächste Dosis Nachtschatten zu verabreichen. Den Namen des zweiten Mädchens wusste ich nicht mehr, aber nicht aus Desinteresse, sondern weil mein
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