Dark Swan - Mead, R: Dark Swan
dieselben Qualen angedeihen lassen, mit denen Ihr mich in all den Jahren gepeinigt habt, in denen ich dazu versklavt war, für Euch Botengänge zu machen.«
Ich brachte nicht einmal einen Schrei heraus, so sehr schnitten mir seine Hände die Luft ab. Es kam nur irgendetwas zwischen einem Ächzen und einem Japsen heraus. Verzweifelt, erbittert, kämpfte ich auf geistiger Ebene mit ihm. Ich war eine der mächtigsten Schamaninnen der Welt. Ich wurde mit eigensinnigen Geistern fertig. Ich konnte sie versklaven. Ich hatte einmal eine ganze Schar Hilfsgeister befehligt. Ich konnte das hier.
»Du wirst Schmerzen spüren, wie du sie in deinen schlimmsten Albträumen nicht für möglich gehalten hättest«, sagte er. »Du wirst um deinen Tod flehen; darum, dass ich dich in Stücke reiße … denn selbst das wäre leichter zu ertragen als die Qualen, die ich dir auferlegen werde.«
Alle hatten mich immer wieder davor gewarnt, Volusian zu behalten. Und wenn du die Kontrolle über ihn verlierst? , hatten sie gefragt. Dorian hatte sogar angeboten, mir dabei zu helfen, ihn für immer in die Unterwelt zu verbannen. Ich hatte ihre Besorgnis mit einem Lachen abgetan. Ich war stark. Selbst nach einer Schlacht wie der gegen die Feuerdämonen hatte ich die Verbindung zu Volusian praktisch aufrechterhalten können, ohne auch nur daran zu denken. Aber jetzt – jetzt war das anders.
»Du bist am Ende. Das Band, das mich bindet, ist so gut wie zerrissen. In wenigen Herzschlägen wird von deiner Kontrolle nichts mehr übrig sein …«
Nein! Ich konnte es nicht laut sagen, aber das Wort stand flammend in meinem Kopf. Ich war nicht am Ende. Ich würde nicht die Kontrolle über ihn verlieren. Diese letzten Quäntchen Kraft aus mir herauszuquetschen fühlte sich an, als würde ich mir selbst das Herz herausreißen. Du wirst mir gehorchen! Zurück mit dir!
Vor meinen Augen begann es zu flimmern, als mir der Sauerstoff ausging, und dann – zog er sich wirklich zurück.
Seine Augen loderten vor leidenschaftlichem Hass. Er hätte es beinahe geschafft, war nur ein kleines Stück von der Freiheit entfernt, und das wussten wir beide. Meine Kontrolle ließ immer noch arg zu wünschen übrig, und ich konnte nur hoffen, dass ich bald meine Kraft wiedergewann und meinen Griff verstärken konnte.
»Du wirst mir gehorchen«, sagte ich mit dünner Stimme. »Du wirst mir kein Haar krümmen.«
»Wie meine Herrin befiehlt.« Aber ich hörte ihm seine Gewissheit an, dass ich nicht lange durchhalten würde, hörte ihm an, dass er auf Zeit spielte.
Und mir lief tatsächlich die Zeit davon, nicht nur, weil er irgendwann wieder ausbrechen würde, sondern weil jeden Moment Abigail kommen konnte. Ich musste mich entscheiden, was ich unternehmen wollte. Mein erster Impuls war, ihm zu sagen, dass er mich von hier wegbringen sollte. Aber wenn dieser Befehl mich meine letzte Kraft kostete, konnte er mich problemlos töten, sobald wir erst mal draußen waren. Und selbst wenn ich es hinaus schaffte, was wurde dann aus den Mädchen? Ich konnte sie nicht ganz allein retten. Wie lange würde es dauern, bis Markelle verschwunden war?
Nein, ich musste Volusian aus dem Haus kriegen. Solange ich ihn dann nicht herbeirief, boten mir diese Schutzzauber Sicherheit. Ich musste ihn losschicken, Hilfe zu holen, und das wollte gut überlegt sein.
»Verlass dieses Haus. Geh zu Dorian«, sagte ich. Ich raffte meine rasch nachlassende Kraft zusammen, um den Befehl zu unterstreichen. »Ich befehle es dir. Geh zu Dorian, und sage ihm, wo ich bin. So genau, dass er mich finden kann.«
Ich hätte ihn zu Kiyo schicken können. Kiyo wusste, wo sich dieses Haus hier befand. Aber wenn die Anstrengungen dieser Befehle ausreichten, um das Band zu zerreißen, das Volusian hielt, dann war Dorian vielleicht in der Lage, ihn erneut zu binden. Das wäre immer noch besser, als wenn Volusian frei herumlief. Wobei das Ganze natürlich davon abhing, dass mein Befehl überhaupt stark genug war, um Volusian dazu zu zwingen, Dorian die Nachricht zu überbringen. Mit meinem ersten Befehl hatte ich Volusian aus dem Haus bekommen wollen, sodass ich hinter den Schutzzaubern in Sicherheit war. Wenn das alles war, was ich noch hinbekam, dann war Volusian anschließend nicht mehr gebunden, mir zu gehorchen.
Er muss mir weiterhin gehorchen , dachte ich verzweifelt. Er muss zu Dorian gehen …
»Geh!«, befahl ich barsch.
»Wie Ihr befehlt.«
Volusian verschwand mit zusammengekniffenen Augen und
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