Dark Swan - Mead, R: Dark Swan
rechnete eindeutig damit, dass unsere Verbindung zerreißen würde. Kaum war er weg, da ließ ich mich aufs Bett fallen. Ich war einer Ohnmacht nahe. Würde es funktionieren? Oder hatte ich gerade nur endgültig die Kontrolle über ihn verloren? Ich hatte zu viel Angst, auszugreifen und die Verbindung einer Probe zu unterziehen. Dazu fehlte mir die Kraft.
Unvermittelt wurde die Tür aufgeschlossen. Zeit für meine Medizin. Wenn das wieder der richtige Trunk war, würde ich mit ziemlicher Sicherheit die Kontrolle über Volusian verlieren. Mir wurde ganz anders bei der Vorstellung. Wenn Markelle erneut getrickst hatte, konnte ich weiter über meine Kräfte verfügen.
Abigail kam herein, einen Becher in der Hand, und nach ihr Markelle. Die Kleine hielt den Blick gesenkt, und ihre ganze Körperhaltung drückte Fügsamkeit aus. Ich biss mir auf die Lippen, als sie näher kamen, und wartete ab, was die Zukunft für mich bereithielt.
Kapitel 24
Das Zeug schmeckte so bitter wie immer, aber während ich trank, hob Markelle den Blick. Ihren Augen war nichts anzusehen, kein Zwinkern, keine Erwartung. Doch irgendwie wusste ich es. Ich wusste es genau. Das war wieder der gefakte Trank.
Zufrieden, dass ich alles brav geschluckt hatte, bedachte Abigail mich mit einem vernichtenden Blick. »Wir müssen dich wieder ordentlich zurechtmachen. Dieser Trottel kommt heute Abend noch mal, und er hat dieses Kleid hier ganz schön zugerichtet. Er will, dass du gut aussiehst, also …« Sie zuckte lustlos mit den Achseln. Ich durfte ihr natürlich nicht sagen, dass mein Kleid nicht wegen Leiths’ sexueller Aggressivität verknittert und ein bisschen zerrissen war, sondern weil mich ein zorniger Geist zu töten versucht hatte.
Markelle hielt den Blick wieder gesenkt. »Soll ich ihr ein neues Kleid holen?«
»Nein. Du musst dich auch zurechtmachen. Art kommt bald.«
Das Mädchen verzog das Gesicht, aber Abigail schien es nicht zu bemerken. Warum sollte sie auch? Sie nahm die Mädchen ja ohnehin kaum wahr. Mir war klar, was ihre Worte zu bedeuten hatten. Markelles Zeit war gekommen. »Ich lasse ihr das gepunktete Kleid bringen, sobald sie wieder aufwacht.«
Mir wurde klar, dass mit sie ich gemeint war und dass ich jetzt besser mal eine Betäubung vortäuschte. Ich ließ mich aufs Bett sinken und blinzelte, als ob ich versuchte, wach zu bleiben. Die beiden gingen, und Markelle sah noch mal kurz zu mir. In ihren großen Augen war alles Mögliche zu lesen. Angst. Hoffnung. Nervosität.
Ich atmete aus, sobald sie weg waren, und setzte mich auf. Höchste Zeit für einen Plan. Meine Muskeln waren immer noch schwach, aber sie fühlten sich inzwischen mehr so an wie nach einem harten Lauf. Was hatte Markelle noch gleich gesagt? Der normale Abstand war alle zwölf Stunden? Den hatte ich gerade erreicht. Die Wirkung des Nachtschattens musste jetzt deutlich nachlassen. Theoretisch sollte auch meine Magie wieder zurückkehren und –
»Ja Donnerwetter«, murmelte ich. Ich hatte meinen Geist in den Raum ausgreifen lassen und kurz – ganz kurz nur – das Kribbeln von Luft und Wasser gespürt. Ich würde so bald niemanden damit fertigmachen können, aber die Magie kehrte definitiv zurück. Und wenn ich sie wiederhatte, waren diese Arschlöcher geliefert.
Aber die Zeit bis dahin musste ich erst mal überstehen. Diesmal würde ich nicht so überstürzt handeln wie bei Volusian. Jede weitere Minute brachte mehr von meiner Kraft und Magie zurück. Ich nutzte diese Wartezeit am besten dazu, die Lage einzuschätzen. Abigail war immer noch im Haus. Art und Leith würden irgendwann zurückkommen – ob einzeln oder zusammen, wusste ich nicht. Ich konnte nur eines mit Bestimmtheit sagen: dass ich mich nicht mit allen dreien gleichzeitig anlegen wollte. Das bedeutete, dass als Erstes Abigail ausgeschaltet werden musste, aber dazu brauchte ich Hilfe.
Nach vielleicht einer guten Stunde schlüpfte Cariena mit einem rosa Seidenkleid ins Zimmer. Es erinnerte mich an Sachen, wie Maiwenn sie trug. Anscheinend hatte niemand das Rundschreiben gelesen, dass Rothaarige kein Rosa tragen sollten. Ich stand auf, nahm Cariena das Kleid ab und warf es achtlos aufs Bett. Sie war völlig entgeistert, dass ich mich auf den Beinen halten konnte. Wenn man bedachte, wie das in der letzten Zeit so gelaufen war, konnte ich ihr das kaum zum Vorwurf machen.
»Eure M…majestät, was –«
»Cariena, wir verschwinden jetzt von hier.«
»Das können wir nicht!«
»Und ob
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