Dark Swan - Mead, R: Dark Swan
„Es stärkt mich auch… aber so etwas passiert im Dornenland nicht. Da hat meine Anwesenheit keinen solchen Effekt.“
„Ach nein?“ Er schmunzelte frech. „Dort lässt du es regnen…“
Mir fiel wieder ein, wie das Dornenland unter Trockenheit gelitten hatte. Während ich mit dem Land verbunden gewesen war, hatte ich mit Kiyo Sex gehabt, und die Energie dieser Vereinigung hatte das Königreich gestärkt, die Dürrezeit beendet und den dringend notwendigen Regen gebracht, der die Leute und die Pflanzen gedeihen ließ.
Ich erwiderte sein Lächeln. „Diese Mühe brauchen wir uns heute wohl nicht zu machen. So hilfsbedürftig ist dieses Land nicht.“
Er legte einen Arm um meine Hüfte und zog mich an sich. Seine Stimme war heiser. „Aber stell dir die Resultate vor, wenn doch. Das käme ja noch obendrauf.“
Er beugte sich vor, brachte seine Lippen an meine, schob seine Zunge mit rauer Leidenschaft in meinen Mund. Ich spürte, wie mein Körper antwortete, und einen Moment lang war das Angebot verlockend. Ich stellte mir vor, wie es sein würde, sich inmitten dieses ganzen Grüns zu lieben, hier in der Sonne. Würde ein Bett aus roten Blumen unter uns wachsen? Bloß… so gern ich es herausgefunden hätte, ich fühlte mich mit diesem Königreich noch nicht wohl. Ich wollte nicht riskieren, dass die Leute über mein Liebesleben Bescheid wussten, auch wenn das für die Feinen keine große Bedeutung hatte. Widerstrebend entzog ich mich ihm.
„Ein andermal.“
Nach ein bisschen Protestieren ließ er mich in Ruhe. Ich setzte mich auf den Boden, während er wartete, schloss die Augen und öffnete mich der Welt um mich herum. Wir sind eins , versicherte ich dem Land. Ich bin hier. Ich spürte seine Antwort, spürte, wie sich Wärme in mir ausbreitete, und verlor jedes Zeitgefühl. Als ich Schluss machte, war ich erschrocken, wie weit sich die Sonne über den Himmel bewegt hatte. Kiyo saß im Schneidersitz auf dem Boden und schaute mich an. Er wirkte ganz entspannt.
„Mist“, sagte ich und sprang auf. „Sorry. So lange hatte ich dich nicht warten lassen wollen.“
Er stand ebenfalls auf. „Kein Problem. Du hast das gebraucht. Ihr beide habt es gebraucht.“ Mir war klar, dass er recht hatte. Ich hatte wieder mehr Schwung, und das Land kam mir stark vor und in sich ruhend.
Wir schlossen uns noch einmal mit Rurik kurz, dann machten wir uns auf den Rückweg ins Dornenland. Hier verabschiedete sich Kiyo von mir, um sich erneut „um ein paar Sachen zu kümmern“. Er versicherte mir, dass er so rasch wieder in Tucson sein würde, wie er konnte, aber ich sah den Blick, den Jasmine mir zuwarf, als sie das zufällig hörte. Ich konnte mir denken, was sie dachte: Maiwenn bekam wieder ihre Berichte.
Jasmine brannte darauf, wieder nach Tucson zu kommen, aber bevor wir aufbrachen, ging ich auf einen Impuls hin noch einmal allein zu der Stelle, wo ich mich vorher mit dem Dornenland verbunden hatte. Sie lag in einem wenig frequentierten Winkel der Schlossgärten; eine meiner Lieblingsstellen, im Schatten eines Mesquitebaums. Sein Duft konnte sich mit dem der Blumen im Vogelbeerland messen, und um ihn herum standen Kakteen aller Formen und Größen, manche klein und gedrungen, andere groß und unheimlich wie Wächter.
Fast alle blühten.
Ein Schauer lief mir den Rücken hinab, während ich die Blüten auf den Kakteen anstarrte. Sie bildeten einen Kreis leuchtender Farben genau um die Stelle herum, an der ich gesessen hatte, und die Blütenblätter hatten alle möglichen Formen und Größen. Die Blüten waren wunderschön. Voller Zauber.
Und nicht eine war vorhin schon da gewesen.
KAPITEL 20
Ich hatte keine Ahnung, was die Blüten bedeuteten. So etwas war noch nie passiert, wenn ich im Dornenland meditiert hatte. In den nächsten Tagen musste ich immer wieder an das denken, was Rurik gesagt hatte; dass in der jüngeren Geschichte kein Monarch außer meinem Vater je mehr als ein Königreich regiert hatte. Es hatte mich viel Kraft und Magie gekostet, meine Herrschaft über die Länder auszudehnen… Vergalten sie mir das jetzt, indem sie etwas davon in mich zurückfließen ließen? Ich fühlte mich auf jeden Fall stärker, wenn ich dort war, aber ich hatte nie so etwas wie eine unbewusste, fassbare Manifestation erwartet. Wozu war ich noch in der Lage? Was konnte ich das Land tun lassen?
Ich erwähnte diese Sache niemandem gegenüber, nicht einmal Kiyo. Er hatte die roten Blumen gesehen, aber sie nicht weiter
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