Dark Swan - Mead, R: Dark Swan
Risiko für den Fötus dar. Bei einer Frau in Ihrem Alter und in Ihrem Gesundheitszustand macht man das fast nie…“
„Aber damit könnte ich es erfahren? Was ich wissen muss?“
„Damit kann man viel erfahren. Kein Test kann Ihnen alles sagen, aber er kann Ihnen einen Großteil Ihrer Sorgen nehmen… vor allem, wenn Ihre Familiengeschichte so schlimm aussieht…“
Schlimm war gar kein Ausdruck.
„Absolut. Bitte.“
Ich hielt den Atem an, weil ich wusste, dass ihre Entscheidung wirklich auf der Kippe stand. Schließlich drehte sie sich zu ihrem Aktenschrank um und ging ihn durch, bis sie ein Formular fand. Sie kritzelte etwas in Ärztehandschrift darauf und gab es mir. „Hier.“
Es war eine Überweisung zu einer Praxis für Frauenheilkunde und Geburtshilfe ganz in der Nähe. Mein Name, ein paar angekreuzte Kästchen, einige unleserliche Wörter. Ich konnte CZB erkennen und Notfall .
„Notfall?“, fragte ich. Ich meine, es war ja einer, aber es verblüffte mich, dass sie das so ausdrückte.
„So bekommen Sie gleich einen Termin. Die meisten dieser Tests sind erst später dran– weil man sie so früh nicht macht. Geben Sie die Überweisung meiner Arzthelferin, bevor Sie gehen.“ Sie füllte noch ein Formular aus, während sie redete. „Sie ruft dann dort an und macht für Sie einen Termin– aber Sie müssen sich darüber im Klaren sein, dass man Sie vielleicht abweist, wenn Sie dort sind. Die Entscheidung liegt bei meinen Kollegen. Wie ich schon gesagt habe: Das ist keine Routineuntersuchung.“
Meine nächsten Worte kamen zögernd. „Warum tun Sie es dann?“
„Weil ich glaube, dass bei einer Schwangerschaft die Gesundheit der Mutter über allem steht.“
Die Gesundheit der Mutter. Es gefiel mir überhaupt nicht, mich als Mutter zu sehen. Scheiße. Das war doch jetzt überhaupt nicht Thema. Hier ging es um eine Abtreibung. Warum machte ich mir Gedanken über das Geschlecht? Ich wollte kein Kind. Ich war noch nicht bereit für ein Kind. Und ganz bestimmt nicht für eines, dem die Eroberung der Welt prophezeit worden war.
„In diesem Fall besorgt mich vor allem Ihre seelische Verfassung. Darum gebe ich Ihnen auch noch das hier.“ Sie gab mir das zweite Formular. Es war die Überweisung zu einem Psychotherapeuten.
„Ich brauche keine–“
„Eugenie, ein Schockzustand wegen einer ungewollten Schwangerschaft ist ganz normal. Damit ist zu rechnen. Aber eines ist offensichtlich… Bei Ihnen liegen die Probleme viel tiefer.“
Sie hatte ja keine Ahnung.
„Lassen Sie meine Arzthelferin einen Termin für den Test abmachen. Dann besorgen Sie sich einen Termin bei einem Psychologen und melden sich hier zur Nachuntersuchung.“
Ich konnte ihr auf keinen Fall sagen, dass ich nicht vorhatte, in Therapie zu gehen. Ich wusste nicht mal, ob ich die Nachuntersuchung wollte. Aber ich kam hier gerade ganz gut weg, und ich wusste es. Ich nickte brav. „Danke.“ Ich ging, bevor sie es sich noch mal anders überlegte.
Jasmine sah mich genervt an, als ich endlich rauskam. „Das hat ja ewig gedauert.“ Sie warf eine Zeitschrift beiseite. „Wie tief waren diese Stiche denn?“
„Nicht so tief“, murmelte ich. Ich ging auf Autopilot zu meinem Wagen, immer noch völlig geplättet. „Sie hat sich Sorgen darüber gemacht, dass ich so erschöpft bin, das ist alles.“
„Na ja, das kannst du geradebiegen, wenn wir wieder in der Anderswelt sind.“
Ich ließ den Wagen an und starrte ins Leere. Mir gingen Zahlen im Kopf herum. Neun Wochen, sieben Wochen. Zwei Tage. So lange dauerte es bis zu meinem Test. Zwei Tage.
Ich konzentrierte mich wieder auf unsere Umgebung, damit ich keinen Unfall baute. „So schnell kommen wir nicht wieder in die Anderswelt.“
Jasmine schoss mir einen Blick rüber, der klar besagte, wie sie das fand; aber meinem Gesicht war wohl schon die Antwort darauf zu entnehmen, denn sie fing gar nicht erst an, Druck zu machen.
Als wir zu Hause ankamen, legte ich meine Handtasche und die Papiere in mein Schlafzimmer und setzte mich dann mit zu ihr aufs Sofa. Hirnloses Fernglotzen war wohl eine gute Idee… tja, bloß dass es mich auch nicht von meinen Problemen ablenken konnte.
Schwanger. Eroberer der Welten. Thronerbe des Sturmkönigs.
Ich war’s. Ich hatte zu verantworten, was geschehen war und was geschehen würde.
Wir waren noch nicht lange zu Hause, als Kiyo vorbeischaute. Er schenkte mir ein fröhliches Lächeln und trug seinen weißen Kittel von der Arbeit, was
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