Dark Swan - Mead, R: Dark Swan
lange dann noch auf die Ergebnisse? Dann vergeht noch mehr Zeit. Jeder Tag ist gefährlich.“
„Aber wenn es nun ein Mädchen ist?“ Das kam von Jasmine. Kiyo und ich drehten uns zu ihr um. „Wenn Eugenie das Kind austragen kann? Du erzählst in einer Tour, wie toll Luisa ist. Würdest du da nicht noch eine Tochter wollen– zumal mit deiner derzeitigen– na ja– Freundin sozusagen?“
„Das ist ja gar nicht–“ Kiyo brach ab und wandte sich wieder zu mir um. Die dunklen Augen musterten mich, und mein Zorn löste sich auf, als sein Blick weicher wurde. Ich spürte seine Liebe und wusste, dass das hier alles nur von Panik herrührte, von seiner Angst, dass die Prophezeiung sich am Ende bewahrheitete. „Zwei Tage“, sagte er schließlich.
„Zwei Tage. Und dann mache ich das Richtige.“ Ich war mir nicht ganz sicher, was dieses Richtige sein würde, wenn ich ein Mädchen bekam, da ich ja nicht gerade darauf brannte, Mutter zu werden. Aber das spielte keine Rolle. Was eine Rolle spielte, war, dass ich die Wahl hatte.
Dann, abrupt und ohne Ankündigung, schlang Kiyo seine Arme um mich, drückte mich an seine Brust. „Ich liebe dich.“ Seine Stimme zitterte. Es war das erste Mal, dass er die Worte sagte, seit wir wieder zusammen waren, und sie zerrissen etwas in mir. „Ich hab einfach bloß Schiss.“
„Ich auch.“ Tränen schossen mir in die Augen. Blöde Hormone. „Aber das wird schon.“
Als er mich losließ, wurde mir erst richtig klar, dass Jasmine das alles mit angeschaut hatte. Der Dramafaktor hatte wahrscheinlich alles übertrumpft, was sie im Fernsehen finden konnte. Ihr Gesicht war eine leere Maske, was mich beunruhigte. Sie hatte sich die ganze Zeit gewünscht, selbst den Thronerben in die Welt zu setzen. Da hätte sie doch jetzt total für eine Abtreibung sein müssen. Andererseits… Vielleicht war sie dermaßen fixiert auf die Prophezeiung unseres Vaters, dass es ihr völlig egal war, wer diesen Enkelsohn bekam; Hauptsache, sie konnte mit uns an der Macht teilhaben.
„Wäre gut, wenn du morgen hier bei Jasmine bleibst“, sagte ich später zu Kiyo, als wir im Bett lagen. „Hätte sie das hier bloß nicht erfahren. Vielleicht reagiere ich ja übertrieben, aber ich mache mir Sorgen, dass sie mit dem Wissen irgendwas anfängt. Ich könnte sie durch Volusian bewachen lassen wie jetzt gerade…“ Ich rief meinen Hilfsgeist normalerweise für die Nachtwache herbei. „… aber mit dir hätte ich ein besseres Gefühl.“
Kiyo zog die Laken um uns herum zurecht. „Wohin willst du denn?“
„Na, wohin wohl?“
Er ächzte. „Eugenie, du darfst dort nicht hin, solange dieser Schlamassel nicht geklärt ist. Wenn die das rauskriegen– wenn irgendjemand das rauskriegt– tja. Dann bricht die Hölle los, und zwar vonseiten der Befürworter der Prophezeiung und von denen, die sie ablehnen.“
„Ich komme nicht drum rum. Mir ist jetzt klar, dass ich mich vor allem deshalb so krank fühle, weil… du weißt schon. Aber von diesen Ländern getrennt zu sein wirkt sich auch auf mich aus. Ich muss da einfach kurz vorbeigucken.“ Aber nicht mit ausgedehnten Meditationssitzungen. Ich durfte es nicht riskieren, dass aus einer solchen intensiven Zwiesprache noch mehr verräterische Anzeichen meiner Schwangerschaft erwuchsen. Ich wollte einfach bloß das absolute Minimum an notwendigem Kontakt aufrechterhalten. „Und nicht nur wegen der Magie. Ich muss auch ein Auge auf die Umstellungen im Vogelbeerland behalten.“
Ich hatte Angst vor seiner Reaktion, zumal nach dem Ausbruch vorhin. Aber er küsste mich einfach nur auf die Lippen. „Sei vorsichtig. Und mach schnell.“
„Das werde ich.“ Ich erwiderte den Kuss, fester. Ich rutschte dichter an ihn heran, verschlang unsere Beine miteinander. Ich hatte höllische Angst wegen dem, was passiert war, wegen dem, was ich vielleicht in mir trug. Aber jetzt, mit Kiyo an meiner Seite, fühlte ich mich sicher. Wir würden das zusammen durchstehen, und auf einmal wollte ich mich mit ihm vereinen und von seiner Liebe durchdrungen sein.
Er reagierte sofort auf den Kuss. Mit der einen Hand kippte er meinen Kopf zurück, um besser an meine Lippen heranzukommen. Mit der anderen packte er meinen Oberarm. Seine Nägel kratzten leicht über meine Haut, als die animalische Lust übernahm. Dann brach er abrupt ab und zog sich zurück.
„Was ist los?“ Ich wollte schon sagen, dass er sich keine Sorgen machen zu brauchte, dass ich schwanger werden könnte, aber
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