Dark Swan - Mead, R: Dark Swan
bedeutete, dass er wohl nicht mit Maiwenn einen auf alte Freunde gemacht hatte. Wenigstens etwas. Seine gute Laune reichte aus, um Jasmine ebenfalls zum Lächeln zu bringen, aber ich bekam keines hin. Es gab gerade nichts zu lächeln. Nichts war gut. Weder in dieser noch in sonst einer Welt. Er setzte sich zu uns auf das Sofa, auf meine andere Seite, und nahm meine Hand.
„Hey, wie geht’s dir?“ Er sah mir ins Gesicht, obwohl ich extra wegguckte. „Alles okay?“
„Bestens“, log ich. „Bin bloß müde.“
Der erstgeborene Enkelsohn des Sturmkönigs wird die Menschenwelt erobern.
„So ist sie schon den ganzen Tag drauf“, sagte Jasmine. „Sie muss dringend zur Anderswelt zurück und will aber nicht.“
„Ist das wahr?“, fragte er.
„Ich hätte nicht gedacht, dass du ein Problem damit hast“, sagte ich. „Du wolltest doch immer, dass ich mich von dort fernhalte.“
„Schon, aber nicht, wenn es solche Auswirkungen auf dich hat. Du siehst wirklich krank aus, Eug.“
„Außerdem hat sie sich von einem Gespenst verdreschen lassen“, fügte Jasmine hilfsbereit hinzu.
„Hey!“ Ich funkelte sie an. „Von wegen!“
Kiyo lachte und zog mich an sich. „Hör auf, einen auf knallhart zu machen. Geh morgen rüber in die Anderswelt. Ich begleite dich, dann ist es nicht so schlimm.“ Er entspannte sich, und es lag eine Endgültigkeit in seinem Tonfall, die mir nicht gefiel. Mir gefiel seine Anmaßung nicht. Außerdem war ich mir im Lichte der jüngsten Entwicklungen nicht so sicher, ob ich wirklich dorthin sollte.
Blumen. Überall Blumen. Überall, wo ich hintrete. Ich bin das Land, wir sind eins. Wenn ich Leben hervorbringe, tut das Land das auch…
Oder den Tod. Ich konnte auch den Tod bringen. Ich hatte die Wahl.
Immer und immer wieder. Die Worte in meinem Kopf waren alles, was ich hörte. Ich hörte weder den Fernseher noch Kiyos und Jasmines gelegentliche Kommentare. Ich hörte auch kaum, wie Kiyo erklärte, das Abendessen zu machen, und seine kleine Reisetasche in mein Schlafzimmer stellen ging. Aber ich hörte durchaus, wie er wütend zurück ins Wohnzimmer gerast kam und meine Überweisung zur CZB schwenkte.
„Eugenie!“ Er brüllte es so laut, dass Jasmine zusammenzuckte und die Augen aufriss. „Was zum Teufel ist das ?“
Ich starrte ihn kühl an und war verblüfft, dass ich angesichts dieses Ausbruchs so ruhig sein konnte, zumal nach dem Gefühlsaufruhr den ganzen Tag über. Die Verzweiflung und der Schock lagen noch nicht hinter mir, aber ich war in der Lage, sie beiseitezuschieben und Kiyos Blick zu begegnen, als ich mir endlich gestattete, den anderen Gedanken zur Kenntnis zu nehmen, der mir im Kopf herumspukte. Denn abgesehen von den Entscheidungen, die ich zu treffen, und den Konsequenzen, die ich zu tragen hatte, gab es noch etwas zu bedenken.
Ich hatte mir die Zahlen angeschaut, auf dem Kalender. Ich hatte die Daten einbezogen, die Antibiotika, was ich getan hatte– oder, vielleicht noch wichtiger, was ich nicht getan hatte. Es war alles total klar. Das war keine Soap hier. Es gab kein talkshowtaugliches Rätsel.
„Gratuliere“, sagte ich zu Kiyo. „Du wirst Vater. Wieder mal.“
KAPITEL 21
Einige Sekunden lang waren wir in der Zeit eingefroren. Es war Jasmine, die schließlich wieder Bewegung reinbrachte.
„Oh“, sagte sie. „Wow.“
Kiyo packte das Formular fester, und für einen Moment fürchtete ich, er würde es zerknüllen oder zerreißen. Stattdessen ließ er es fallen und kam so flink und wild auf mich zu wie in seiner Tiergestalt. Ich merkte, wie sich Jasmine bewegte– nicht von mir weg, sondern näher heran.
„Weißt du das genau?“, fragte er mit tiefer, tödlicher Stimme.
„Welchen Teil denn?“, fauchte ich. „Dass ich schwanger bin? Oder dass es von dir ist?“
„Beides.“
Meine Augen verengten sich, in mir war alles Zorn und Wehrhaftigkeit. „Ja. Zweimal ja.“
Stille. Dann: „Wann lässt du es wegmachen?“
„Himmel. Du kommst direkt zur Sache.“
„Du weißt, was Sache ist! Du weißt, worum es die ganze Zeit geht! Weißt du das wirklich genau? Du bist wirklich schwanger?“
Ich hatte dieselben Fragen an Dr. Moore gehabt und ertappte mich dabei, ihre Antwort zu wiederholen. „Ja. Die Tests sind sehr zuverlässig. Außerdem, wie erklärst du dir sonst diesen Termin?“ Ich zeigte auf die Überweisung auf dem Boden. Er war zwar Tierarzt, aber er wusste bestimmt trotzdem, was eine CZB war.
Jasmine dagegen nicht. Sie glitt
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