Dark Swan - Mead, R: Dark Swan
diversen Erkenntnisse.
„Zwei Plazentas“, sagte Veronica. Sie tippte mit einer Hand etwas in den Computer, während sie mit der anderen immer noch die Sonde hielt.
„Was… was bedeutet das?“, fragte ich.
„Es bedeutet, dass es eineiige oder zweieiige Zwillinge sein können“, sagte Dr. Sartori. „Bei nur einer Plazenta wären sie auf jeden Fall eineiig.“
Ich schluckte. Die Töne, dieses wellenartige Wischen… es überwältigte mich. Mein Herzschlag, noch ein Herzschlag und dann noch einer… Wie war das möglich? Wie konnte in einem einzigen Körper so viel leben?
„Können Sie den Test trotzdem machen?“, stammelte ich.
Dr. Sartori hatte die Nadel in der Hand, aber das war auch schon alles. Sein Blick zuckte wieder zum Bildschirm. „Kann ich schon… aber davon wird in dieser Situation abgeraten. Bei Zwillingen erhöht sich das Risiko.“
„Das ist mir egal“, sagte ich nachdrücklich. „Ich will diese Untersuchung. Ich muss es wissen. Bei meiner Familiengeschichte…“
Ich betete, dass ihm Dr. Moores Angaben reichten und ich mir nicht noch Einzelheiten ausdenken musste. Er besprach sich mit Victoria, wobei ich wegen der medizinischen Fachbegriffe nicht folgen konnte. Sie tastete mit der Sonde jeden Winkel ab und nahm Maße für den Computer ab, während Dr. Sartori ab und zu auf Details hinwies. Schließlich, nachdem er mich noch einmal vor den möglichen Folgen gewarnt hatte, erklärte er sich dazu bereit.
Es tat so weh, wie man erwarten würde, wenn einem eine gigantische Nadel in den Leib gestoßen wird. Seine Hände waren übermenschlich ruhig, während er konzentriert auf den Monitor schaute und das Vorankommen der Nadel beobachtete. Ich konnte immer noch nicht viel erkennen, begriff aber, dass es darum ging, an die Plazenta heranzukommen, ohne den Fötus zu berühren. Die Plazentas, in diesem Falle. Sie mussten ein zweites Untersuchungsset holen, weil sie für das andere Baby eine frische Nadel brauchten.
Das andere Baby.
Ich konnte es immer noch nicht fassen. Sie halfen mir, als sie mit der Untersuchung fertig waren, überfrachteten Jasmine und mich mit Nachsorgeempfehlungen, um sowohl selbstverletzendem Verhalten als auch dem Risiko einer Fehlgeburt vorzubeugen.
Ist das denn wichtig? , dachte ich düster. Eine Fehlgeburt würde mir die Entscheidung abnehmen. Dann hätte ich es nicht mehr in der Hand.
Fürs Erste tauchte ein kleineres Problem auf: wie wir nach Hause kamen. Ich hatte Schmerzen und wollte nicht fahren. Mir war auch davon abgeraten worden. Jasmine bot sich freundlicherweise an.
„Ich weiß ganz genau, dass du keinen Führerschein hast“, sagte ich. Ich lehnte an meinem Wagen und ließ mich von der sengenden Sonne wärmen.
„Schon, aber fahren kann ich. Nun komm, so weit ist es ja nicht. Und du kannst schon mal gar nicht fahren. Was willst du denn sonst machen? Tim anrufen, damit er gleich weiß, was los ist?“
Ich wollte meine Mom, wurde mir klar. Ich wollte, dass meine Mom kam und mich nach Hause fuhr– zu sich nach Hause. Ich wollte, dass sie sich um mich kümmerte und mit mir redete wie früher immer. Ich wollte, dass sie das alles in Ordnung brachte.
Ich blinzelte und wandte den Kopf, weil ich nicht wollte, dass Jasmine sah, wie mir die Tränen kamen.
„Na schön.“ Ich hielt ihr die Schlüssel hin. „Wenn wir rechts ranfahren müssen, ziehe ich dir den Strafzettel vom Taschengeld ab.“
Ich muss ihr zugutehalten, dass sie verantwortungsvoll fuhr– und sie hatte recht, so weit war es nicht. Ich stellte die Lehne ein Stück nach hinten; am liebsten hätte ich die nächsten Tage durchgeschlafen oder wie lange es dauern mochte, bis die Ergebnisse kamen. Ich wollte die Warterei nicht durchstehen müssen. Ich konnte die Warterei nicht durchstehen. Die Stille im Auto und der Rhythmus schafften es fast, aber dann sagte Jasmine etwas.
„Also.“ Ihre Stimme war ganz sachlich. „Wenn es Jungs werden, lässt du abtreiben. Wenn es Mädchen werden…“
„Dann nicht.“ Erst jetzt wurde mir klar, dass diese Entscheidung schon feststand. Als ich diese Herztöne gehört hatte… tja, da spielte es keine Rolle mehr, dass ich höllischen Schiss vor den drastischen körperlichen Veränderungen und vorm Muttersein hatte. Wenn es Mädchen wurden, Töchter, die in keiner Prophezeiung vorkamen, dann würde ich sie bekommen. Diesen Elternkram würde ich schon hinkriegen. „Wenn es Mädchen werden, dann behalte ich sie.“
Sie nickte und sagte nichts mehr,
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