Dark Swan - Mead, R: Dark Swan
konnte. Aber tief drinnen, wenn ich mir selbst gegenüber ehrlich war, wusste ich es besser. Ich wollte das einfach nicht alleine durchstehen. Mir war klar, was die Untersuchung mit sich brachte, und auch wenn wir heute noch keine Antworten bekamen, brachte sie mich doch einen Schritt näher an das heran, was ein Riesending werden konnte.
„Du kannst dich ja einfach drauf einlassen, weißt du“, sagte Jasmine.
Ich hatte sie mit in den Untersuchungsraum kommen lassen. Wegen der Ultraschallgeräte war das Licht gedämpft, und der Arzt und die Assistentin waren rausgegangen, damit ich mich umziehen konnte. Mich vor Jasmine auszuziehen fühlte sich komisch an, darum drehte ich ihr den Rücken zu, während ich das Patientenhemd anzog.
„Auf was? Diese Untersuchung?“
„Nein. Ich meine, ja klar, auf die auch. Aber darauf, das Kind zu kriegen, meinte ich. Egal, was es wird. Und wenn es ein Junge wird. Du kannst die Prophezeiung unseres Vaters erfüllen.“ In ihrer Stimme lag ein Eifer, den ich eine ganze Weile nicht mehr gehört hatte– und von dem ich gehofft hatte, dass er verschwunden wäre.
Ich drehte mich in meinem Patientenhemd um. „Nein. Das steht außer Frage. Wenn es ein Junge wird… dann darf ich ihn nicht kriegen. Ende der Geschichte. Ein Mädchen… keine Ahnung. Dann behalte ich es wahrscheinlich auch nicht.“ Ich konnte mir die Anmerkung nicht verkneifen: „Außerdem dachte ich, du willst die Mutter des Thronerben werden.“
Ihr Gesicht war todernst, während sie über meine Worte nachdachte. „Wollte ich auch, ja. Aber vielleicht ist es mir nicht bestimmt.“
Die Mediziner kamen zurück, und ich musste mich auf den Untersuchungstisch legen, während Jasmine sich in eine Ecke zurückzog. Sie stellten sich vor: Dr. Sartori und Veronica, die Assistentin. Sie erklärten mir das Verfahren, obwohl ich mich darüber schon ein paarmal informiert hatte. Der Arzt würde– uarghh– eine Riesennadel in meinen Bauch stechen und damit Zellproben entnehmen, wobei er sich per Ultraschall orientierte. Er klärte mich noch einmal über die Risiken eines solchen Eingriffs auf. Bei einem geringen Prozentsatz von Frauen kam es zu einer Fehlgeburt. Ich erklärte trocken, dieses Risiko eingehen zu wollen.
Veronica lupfte das Hemd, legte meinen Bauch frei. Während sie Gel darauf verteilte, starrte ich staunend nach unten. Echt, ja? Er sah nicht anders aus als sonst. Ich war immer dünn gewesen, und mit meinem Appetitmangel legte ich jetzt wahrscheinlich auch nicht viel zu. Ohne meine Symptome und Dr. Moores „sehr zuverlässigen“ Test wäre ich nie auf die Idee gekommen, dass da in mir drin etwas war. Und was war da in mir drin? Mein Bauch kam mir fremd und bedrohlich vor. Wieder hatte ich das Gefühl, von meinem Körper betrogen zu werden. Er machte einfach Sachen mit mir.
„Gut“, sagte Victoria und führte die Sonde an meinen Bauch. „Dann wollen wir mal schauen.“
Sie und Dr. Sartori sahen zu einem schwarzen Monitor, auf dem unten mein Name, Geburtstag und noch ein paar andere Daten standen. Als die Sonde meine Haut berührte, flackerte der Bildschirm auf und zeigte das unverständliche grau-weiße Durcheinander, das ich aus dem Fernsehen kannte, wenn jemand einen Ultraschall machen ließ. Ich wurde überhaupt nicht daraus schlau und sah nichts, das irgendwie an einen Embryo erinnerte; aber die Bilder wurden von einem Geräusch begleitet, einem langsamen, wiederholten Wischen, wie von Wellen. Wenigstens das sagte mir was.
„Das ist der Herzschlag, oder?“ Ein Gefühl der Befremdung überkam mich. Herzschlag. Das Herz eines anderen Lebewesens schlug in mir.
Keiner der beiden Mediziner antwortete. Dr. Sartori runzelte neugierig die Stirn, und Veronica schob die Sonde umher, um andere Blickwinkel zu bekommen.
„Hui“, sagte der Arzt.
„Was?“, rief ich. Zwei Möglichkeiten fielen mir spontan ein. Einmal, dass bei der Kombination von meinem Feinenblut und Kiyos Kitsuneblut irgendein Monster herausgekommen war. Und dann– was Sicherheit versprach und grenzenlose Erleichterung–, dass es einen Fehler gegeben hatte. Der Test war doch nicht zuverlässig, und ich war in Wirklichkeit gar nicht schwanger. „Ist das nicht der Herzschlag?“
Dr. Sartori sah mich an, ein winziges Lächeln auf den Lippen. „Das sind die Herz schläge . Sie bekommen Zwillinge.“
KAPITEL 22
Niemand musste mir sagen, dass jetzt alles nur noch komplizierter war. Jasmines offen stehender Mund bestätigte meine
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