Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dark Swan - Mead, R: Dark Swan

Dark Swan - Mead, R: Dark Swan

Titel: Dark Swan - Mead, R: Dark Swan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
Vom Netzwerk:
abhalten können zu kommen, als sie angerufen haben. Ich hab gedacht… Na ja, ich weiß nie, was ich denken soll…“
    Ich konnte sie nicht ansehen, als ich mich vorsichtig in den Beifahrersitz sinken ließ. Meine Augen füllten sich mit Tränen. Sie hatte mir dermaßen gefehlt. Ihre, na ja, Mütterlichkeit hatte mir gefehlt. Etliche Leute empfanden etwas für mich, aber das war nicht dasselbe. Außerdem fühlte ich mich schrecklich– schrecklich, weil ich ihr Sorgen bereitet hatte. Und nur meinetwegen war Roland jetzt wieder aktiv und damit ebenfalls in Gefahr. Ich wischte mir rasch über die Augen und drehte mich zu ihr um, als wir vom Parkplatz fuhren. „Wann hast du dir denn eine Brille zugelegt?“, fragte ich überrascht. Ein zierliches Drahtgestell saß auf einem Gesicht, das dem meinen sehr ähnlich war. Die Farbtöne machten den Unterschied. Ich hatte meine roten Haare und violetten Augen vom Sturmkönig.
    „Vor ein paar Wochen. Ich brauche sie nur für Nachtfahrten.“
    Ich sah weg, weil ich Angst vor weiteren Tränen hatte. Wegen einer Brille. Albern. Früher einmal, da hätte ich jedes kleine Detail ihres Lebens gewusst. Heute war zwischen uns dermaßen viel Distanz. Meine Aufgewühltheit und meine Schuldgefühle ließen erst nach, als meine Mutter auf den Parkplatz einer Apotheke fuhr, die ein paar Blocks vom Krankenhaus entfernt war.
    „Mom, nein! Ich muss zurück zu meinem Wagen und–“
    „Du kannst dich noch früh genug wieder in Lebensgefahr bringen. Und nun lass mich mal einen Blick darauf werfen.“
    „In diese Apotheke gehe ich sonst aber nicht“, sagte ich bockig.
    Sie ging die Anweisungen zur Wundversorgung durch. „Ja, mag sein, aber die haben hier bestimmt auch ein paar Verbände rumliegen.“
    „Du lässt mal wieder total die Mutter raushängen.“
    Sie sah auf, und ein kleines Funkeln in ihren Augen erinnerte mich daran, wie es früher einmal zwischen uns gewesen war. „Und du die Tochter.“
    Ich folgte ihr schmollend, und während wir auf das verschreibungspflichtige Medikament warteten, zwang sie mir einen ganzen Einkaufskorb voller Mullbinden, Pflaster und anderer Erste-Hilfe-Artikel auf. Den Großteil davon hatte ich längst zu Hause, aber sie würde erst Ruhe geben, wenn sie mit eigenen Augen sah, dass ich das Zeug besaß.
    „Ich bin echt froh, dass du gekommen bist“, gab ich zu, während wir warteten. „Es… es tut gut, dich zu sehen.“
    Ihr Gesichtsausdruck wurde weicher. „Es tut auch gut, dich zu sehen, Schatz. Du hast mir gefehlt.“
    „Ich nehme nicht an, dass Roland mir verziehen hat?“
    „So einfach ist das nicht. Er hat dich immer noch lieb. Wirklich. Aber er macht sich Sorgen. Und es gefällt ihm nicht, dass du ständig… drüben bist. Mir auch nicht.“
    Ich sah wieder woanders hin. Mir war klar, dass ihr das nicht gefiel– und sie hatte guten Grund dazu. Dass es mich gab, war auf ihre Gefangenschaft und Vergewaltigung in der Anderswelt zurückzuführen. Sie hatte das jahrelang vor mir verborgen, um mich sowohl vor meiner Herkunft zu schützen als auch vor dem Leid, das dieser Ort ihrer Überzeugung nach verursachte.
    „Na ja, das ist auch nicht so einfach. Ich muss dort sein, Mom. Ich weiß, dass euch das nicht schmeckt, aber es gibt dort Leute, die sich auf mich verlassen. Sie sind nicht alle so, wie du denkst. Ich kann sie nicht im Stich lassen. Sie… sie sterben meinetwegen.“
    „Geht es dabei auch um einen Mann?“
    Ich überlegte mir schon eine schnodderige Antwort, aber dann entschied ich mich für Ehrlichkeit. „Ja.“
    „Vom offensichtlichen Problem mal abgesehen… würde ich ihn mögen?“
    Ich versuchte, mir bildlich vorzustellen, wie meine Mutter Dorian kennenlernte, und konnte ein kleines Lächeln nicht unterdrücken. „Wahrscheinlich nicht.“
    „Hast du je noch mal mit Kiyo gesprochen?“
    Ich sah scharf auf, und mir verging das Lächeln. „Es ist vorbei mit uns. Er hat mich im Stich gelassen. Das weißt du. Dieser andere… der hält zu mir.“
    Ein weiteres Gespräch blieb mir erspart, als endlich mein Name aufgerufen wurde. Ich steckte das Medikament zum Verbandsmaterial und war heilfroh, dass meine Mutter das Thema meines Liebeslebens nicht länger verfolgte. Ebenso heilfroh war ich, als sie mich zurück zu Regans Haus fuhr. Es hätte mich nicht gewundert, wenn sie mich ohne Auto in Tims Obhut übergeben hätte.
    Der Abschied von meiner Mutter löste widerstreitende Gefühle in mir aus. Nachdem sie mir dermaßen gefehlt

Weitere Kostenlose Bücher