Dark Swan - Mead, R: Dark Swan
aber bei fast allen anderen Wesen war Silber die erste Wahl.
Ich setzte ihm nach. „Sag mir, wo Regan ist. Sag es mir, und ich verbanne dich einfach nur in die Anderswelt. Wenn du Schwierigkeiten machst, werde ich dich töten.“ Ich bekam den üblichen Balanceakt hin: die Waffenhand bereit zum Angriff, während sich der Kopf gleichzeitig auf eine Verbindung zur Anderswelt konzentrierte. Das Hekate-Tattoo, eine Schlange um meinen Oberarm, begann zu kribbeln.
Der Fetch kam zu dem Schluss, dass jetzt noch etwas zu machen war, und griff erneut an. Diesmal konnte ich seine Bewegung aufgrund seiner ersten Attacke voraussehen und duckte mich weg. Fetche konnte zwar jemanden kopieren, aber ihr Kampfstil basierte zumeist auf brutaler Gewalt. Ich erwischte ihn in der Bewegung mit dem Athame am Arm, und er fauchte schmerzerfüllt auf und entblößte Fänge, von denen grüner Speichel troff. Er war verletzt, aber sein nächster Vorstoß geriet ihm fast genauso schnell. Ich wich erneut aus, bedachte aber nicht, was hinter mir war, und stieß schmerzhaft gegen irgendein Möbelstück.
Ich erstarrte für einen Moment, und er nutzte seinen Vorteil und schlug mit den Klauen nach mir. Ich entkam ihnen gerade noch, schaffte es, mich wegzudrehen, und eilte zur anderen Seite des Raumes. Höchste Zeit für eine Verbannung. Ich musste nur auf Distanz bleiben und eine Verbannung durchführen. Dazu musste ich ein bisschen Zeit schinden– und am Leben bleiben. Ich begann die Worte zu intonieren, die ihn aus dieser Welt fortschicken würden; Worte, die keiner überlieferten Form zu folgen brauchten, solange nur meine Macht und meine Absicht deutlich waren. Der Fetch hielt inne. Er hatte begriffen, was ich vorhatte, und überdachte anscheinend seine Optionen.
Ein Kreis. Ich hätte einen Schutzkreis um das Haus legen sollen. Es bestand die sehr reale Möglichkeit, dass der Fetch zu fliehen versuchte. Fliehen oder mich töten, mehr Optionen hatte er wahrscheinlich nicht. Das Erstere fiel ihm wahrscheinlich leichter– und würde Regan freigeben. Aber ich wollte nicht, dass der Fetch frei in der Menschenwelt herumlief. Ich musste ihn fortschicken.
Macht strömte in mich hinein und durch mich hindurch und trat aus dem Zauberstab wieder aus. Dies war der letzte Moment, in dem der Fetch fliehen konnte– oder auch, wie sich herausstellte, den Couchtisch nach mir werfen.
Ehrlich, das hatte ich nicht kommen gesehen– sowohl im übertragenen als auch im buchstäblichen Sinne. Hätte ich aber müssen. Möbelstücke, Requisiten, was auch immer… in einem Kampf war alles erlaubt. Der Fetch hatte keinen Grund, sich auf den Nahkampf zu beschränken, und mein Athame war Grund genug für einen Angriff aus der Distanz. Es handelte sich um einen einfachen runden Couchtisch aus Glas mit Stahlbeinen. Einer mit Holzrahmen wäre besser gewesen. Der Rahmen hätte die Streuung der Glassplitter verlangsamt. Bei diesem Tisch hier verhinderte überhaupt nichts die Streuung– außer mir. Ich versuchte, aus dem Weg zu springen, damit mein Kopf und mein Gesicht nichts abkriegten. Bloß war ich nicht weit genug weg, als er die Wand traf und zerschmetterte. Stechender, sengender Schmerz durchlief meinen Rücken und den linken Arm, als Glas dagegenprasselte und sich– so viel stand fest– in mein Fleisch bohrte.
Mein Selbsterhaltungstrieb sorgte dafür, dass ich mich trotz der Schmerzen weiterbewegte, aber meine Verbindung zur Anderswelt war zusammen mit dem Glas zerschmettert. Der Fetch wusste das und sprang vor, riskierte einen Treffer durch das Athame, weil er hoffte, dass ich zu verwirrt und verletzt war, um ihn aufzuhalten.
War ich aber nicht. Ich hatte meine Waffen nicht losgelassen und das Athame bereit, als er angriff. Ich trieb es ihm ins Herz und fing wieder mit den Bannworten an. Über die Jahre waren mir, während meine Macht wuchs und ich selbst immer mehr Zeit in der Anderswelt verbrachte, die Verbannungen immer leichter gefallen. Nicht leicht, aber leichter. Früher einmal hätte ich mir nicht mit dem Athame einen Fetch vom Leib halten und gleichzeitig mal eben eine Verbannung durchziehen können.
Aber jetzt durchströmte mich die Macht, während der Fetch sich von meiner Klinge zu lösen versuchte. Ihm blieb keine Zeit für eine Reaktion, einen Angriff, einen Fluchtversuch. Die Magie packte ihn, und er verschwand vor meinen Augen, löste sich erst in Funken und dann in Nichts auf. Ich hatte keine Ahnung, wie groß die Stichverletzung war.
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