Dark Swan - Mead, R: Dark Swan
und Lara meine sämtlichen Termine absagen sollte. Das würde ihr gar nicht gefallen, aber ich dachte mir, dass das noch die geringste ihrer Sorgen sein würde, wenn sie zum ersten Mal Volusian zu sehen bekam.
Als es Zeit zum Aufbruch wurde, konnte Dorian seine widerstreitenden Gefühle nicht verbergen. Als stets auf seinen Vorteil bedachter Machtpolitiker wollte er diese Krone. Als Mann, der mich liebte, machte er sich Sorgen, in was ich da hineinspazierte.
„Wird schon werden“, sagte ich und schlang die Arme um ihn. „Ich bin die Tochter des Sturmkönigs, schon vergessen? Das wird ein Kinderspiel. Und hey, wenn diese Geisterfrau gelogen hat, bin ich noch heute Abend wieder zurück.“
„Ich weiß nicht, ob ich das vorziehen soll oder nicht.“ Er legte eine Hand in meinen Nacken und gab mir einen langen, innigen Kuss. „Pass auf dich auf, Eugenie. Kämpfe hart, aber pass auf dich auf. Und nimm das hier mit.“ Er zog aus einer versteckten Tasche in seinem Umhang etwas Glitzerndes und gab es mir.
Ich hielt es hoch. Es war ein Ring an einer schmalen Kette. Beide waren aus Gold. Der Ring war mit einem von Saphiren umgebenen Diamanten geschmückt; die Steine waren so geschnitten, dass es wie ein Kreis aus Blättern aussah.
„Hat er magische Kräfte?“, fragte ich.
Dorian schüttelte den Kopf. „Er soll nur dafür sorgen, dass du mich nicht vergisst. Dass du etwas hast, worüber du nachdenken kannst.“
Ich sah ihm ins Gesicht. Auch die Feinen gingen Ehen miteinanderein, wenn auch nicht so häufig wie die Menschen. Angesichts unserer Scheidungsrate war das vielleicht nur klug. Sie schenkten einander keine Verlobungsringe wie wir, aber Dorian kannte diese Sitte unserer Welt bestimmt. Auf einmal machte mich der Ring ganz nervös.
„Ein schönes Stück“, sagte Dorian, als er meine Reaktion bemerkte, „für eine schöne Frau. Ich wusste, dass du ihn nicht am Finger tragen würdest, darum lass ihn an der Kette.“
Ich nickte. Manchmal war ein Geschenk bloß ein Geschenk– zumal wenn jemand Angst hatte, dass die Person, die er liebte, vielleicht bald sterben würde. Ich küsste ihn erneut. „Danke.“
Ich war allein und direkt aus der Menschenwelt hierhergekommen, also gab er mir eine Eskorte ins Dornenland mit. Außer Dorian und Masthera wusste niemand, was ich vorhatte, aber meine Begleiter konnten spüren, dass irgendetwas Großes im Gange war. Eine gespannte Atmosphäre lag über uns. Wie viele andere auch trauten diese Soldaten Dorian und mir die unglaublichsten Dinge zu. Sie konnten es kaum erwarten, mitzuerleben, was als Nächstes passieren würde.
Kiyo wartete noch nicht auf mich im Dornenland, aber mit so schnellen Resultaten hatte ich auch nicht gerechnet. Ich nahm es als gutes Zeichen, dass auch noch keine abschlägige Antwort von Maiwenn eingetroffen war.
„Was haben Mylord und Ihr jetzt wieder vor?“, fragte Rurik, als er mich sah. „Ihr habt diesen Blick.“
„Welchen Blick denn?“, fragte ich neugierig. Rurik erinnerte mich an Tim.
„Den Blick, der besagt, dass Ihr etwas vorhabt.“
Ich verdrehte die Augen. „Wortgewandt wie immer, Rurik.“
Er tat meinen Kommentar mit einem Schulterzucken ab. „Soll ich einen Kampftrupp zusammenstellen?“ In diesem Moment kam Shaya hinzu, Schriftrollen in den Armen.
„Nein. Ich mache das allein. Oder fast allein. Kiyo wird mich begleiten. Hoffe ich. Er dürfte noch heute hier aufkreuzen.“ Ich sagte das mit mehr Zuversicht, als ich empfand. Im Gegensatz zu Dorian war ich mir gar nicht so sicher, dass Kiyo mir helfen würde. Rurik und Shaya wechselten einen Blick. „Hört auf damit“, sagte ich. „Das ist rein platonisch. Der Vorschlag kommt von Dorian.“
Rurik machte immer noch ein Gesicht, als hätte er das eine oder andere anzumerken, aber Shaya hinderte ihn daran. „Der Lindenkönig hat geantwortet. Er wird sich nicht auf unsere Seite stellen– aber er wird auch nicht gegen uns kämpfen.“
„Nicht die besten Neuigkeiten, aber auch nicht die schlechtesten. Schauen wir mal, ob er angekrochen kommt, wenn seine Macht auf dem Spiel steht.“ Die Worte kamen mit mehr Gehässigkeit heraus, als ich erwartet hatte. Rurik schien das zu gefallen. Shaya blätterte wieder in ihren Papieren.
„Caria hingegen, die Lorbeerkönigin, würde sich gern mit Euch treffen und über den Krieg austauschen.“
Dieses Land sagte mir gar nichts. „Haben wir sie denn überhaupt angeschrieben?“
„Nein.“ Shaya sah mich bedeutungsvoll an.
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