Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)
ihr sanft übers Gesicht. Doch Melanie sah ihn mit großen Augen an, in denen sich sein Gesicht spiegelte und seltsam fremd wirkte. Sie schlug seine Hand weg.
„Fass ... fass mich nicht an.“ Ihre tränenerstickte Stimme war erfüllt mit Wut und Fassungslosigkeit über das, was gerade passiert war. Sie riss sich zusammen. Später war genug Zeit die Sache zu klären. Jetzt war erst einmal Kevin an der Reihe. Er sollte sich nicht aufregen.
„Geh wieder in dein Zimmer, Kevin. Mami kommt gleich nach und deckt dich zu.“
Kevin sah seinen Vater noch einen Moment lang an, wissend dass seine heile Kleine-Jungen-Welt eben einen Riss bekommen hatte, der Gefahr lief sich zu verbreitern und ihn zu verschlingen.
Kapitel 11
Die nächsten Tage waren schwierig, sowohl für Mel anie wie auch für Oliver. Sie sprachen nicht mehr über jene Nacht. Es herrschte ein nie vereinbartes Stillschweigeabkommen darüber zwischen den beiden. Wenn man nicht darüber sprach, das Problem totschwieg, so löste es sich vielleicht ins Nichts auf.
Dennoch nagte diese Nacht wie eine Ratte an ihrer be ider Verstand.
Melanie konnte sich Olivers Verhalten nur dadurch e rklären, dass ihm der Schnaps zu Kopf gestiegen war. Noch nie zuvor hatte sie ihn so erlebt. So grob, gewissenlos. Noch nie hatte er sie geschlagen, geschweige denn versucht sie zu vergewaltigen.
Sie stand gerade im Garten und hängte Wäsche an die Wäschespinne, als Oliver sie am Arm berührte. Sie zuckte zurück.
„Was willst du?“
„Mich entschuldigen für neulich. Es tut mir leid, was da passiert ist. Ich kann es mir selbst nicht erklären. Du weißt ich würde dir nie weh tun ...“
Sie starrte ihn an.
„Ich hätte dir nie mit Absicht weh getan. Ich weiß nicht was da in mich gefahren ist. Bitte verzeih mir.“ Er streckte ihr einen riesigen Blumenstrauß entgegen, den er hinter seinem Rücken versteckt hielt.
„Bitte Melanie, lass uns die Sache vergessen. Kein Schnaps mehr.“ Ein gezwungen wirkendes Lächeln verzerrte sein Gesicht zu einer Grimasse.
Es wurde nicht erwidert.
„Was ist bloß los mit dir, Oliver? Du benimmst dich so merkwürdig in letzter Zeit.“
„Ich weiß, aber ich kann es mir selbst nicht erklären. Vielleicht liegt es an den Kopfschmerzen, die mich schon seit Wochen quälen. Aber das soll keine Ausrede für mein Verhalten sein. Wenn du mich weiterhin im Wohnzimmer auf der Couch schlafen lassen willst, versteh ich das. Wenn ich dich nicht mehr anfassen soll, dann versteh ich das auch. Es gibt keine Entschuldigung, für das was ich getan habe. Aber bitte sprich wieder mit mir. Straf mich nicht mit deinem Schweigen.“
In Melanies Kopf kreisten die Gedanken. Was war, wenn die Kopfschmerzen tatsächlich der Grund für sein Verhalten waren. Vielleicht eine Migräne. Herrgott es konnte so viele Gründe für diesen Ausraster geben. Eine schlimme Befürchtung keimte ganz tief in Melanies Eingeweiden. Sie wuchs und streckte tentakelartige Finger in ihren ganzen Körper. In ihrem Kopf bildete sich ein Ball aus purer Angst. Drückte gegen ihr Hirn wie ein Tumor. War es das …? Ein Tumor? Die Erklärung für Olivers merkwürdiges Verhalten? Bitte nicht, lieber Gott! Bitte …
„Oliver, du gehst zu Doktor Kunze“, sagte sie plötzlich.
Oliver runzelte verächtlich die Stirn. „Wegen Kopfschmerzen? Ich denke nicht, dass …“
Melanie ließ ihn nicht aussprechen. „Sieh es als die Bedingung dafür an, dass ich dir verzeihe.“
Widerwillig hob Oliver die Schultern.
„Er soll der beste Arzt in der Umgebung sein“, redete Melanie weiter auf ihren Mann ein.
„Ja, weil er der einzige ist.“
„Als dich das Stinktier gebissen hat, hat er dich jede nfalls professionell versorgt.“
„Melanie du weißt doch, ich hasse Arztbesuche.“
„Du wirst gehen, keine Widerrede! Ich möchte, dass dein Kopf untersucht wird. Vielleicht ist es wirklich nur eine schlimme Migräne, aber …“ Sie konnte die Worte nicht aussprechen, selbst daran zu denken, war beinahe mehr als sie ertragen konnte.
Oliver sah seiner Frau in die Augen. Und bemerkte ihre eiserne Entschlossenheit. Da war jeder Widerstand zwecklos. Und vielleicht hatte sie ja recht. Immerhin musste es ja eine Erklärung für die immer häufiger werdenden Kopfschmerzen und seine Gefühlsausbrüche geben. Herrgott noch mal, was, wenn mit meinem Kopf wirklich etwas nicht ganz richtig ist. Jetzt kreisten auch seine Gedanken um ein einziges bedrohliches Wort. Ein Wort, das einen
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