Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)
eine üble Migräne. Aber de nnoch sollten wir die Sache abklären lassen. Ich schreibe Ihnen eine Überweisung für eine Kernspintomographie. Sie fahren am besten gleich nach Gänserndorf in das Institut. Ich werde inzwischen meine Beziehungen spielen lassen und zusehen, dass Sie noch heute an die Reihe kommen. Und wenn Sie den Befund haben, kommen Sie wieder zu mir. Dann sehen wir weiter.“
Kunze erhob sich von seinem Stuhl, streckte Oliver die Hand entgegen und sagte diesen einen unheilvollen Satz, der jeden Schimmer Hoffnung erstickt.
„Es wird alles wieder gut.“ Es klang wie ein Todesurteil, als hätte ihn ein Richter auf den elektrischen Stuhl verbannt. „Sie werden sehen, es ist nichts. Es wird alles wieder gut.“
Ab in die Kiste, mein Junge. Sargdeckel zu. Oliver tot.
„Doktor Kunze. Könnte das vielleicht am Biss des Stinktieres liegen?“
Kunze überlegte. „Nein, das wär mir neu. Arthur erzählte mir neulich, dass das Tier keine Krankheiten hatte. Fragen Sie mich nicht, woher der alte Knabe so was weiß.“ Zur Sicherheit begutachtete Kunze die Wunde und lächelte zufrieden. „Alles in Ordnung damit. Keine Spur einer Entzündung.“
Oliver sollte erleichtert darüber sein, war es aber nicht.
„Soll ich mitkommen?“, fragte ihn Melanie. Sie machte sich ernsthafte Sorgen um ihren Mann. Oliver war damit beschäftigt eine kleine Tasche zu packen, nur für den Fall, dass er über Nacht im Krankenhaus bleiben musste.
Nimm dir besser einen Anzug mit. Man kann nie wissen .
„Nein, ist nicht notwendig. Du und Kevin, ihr solltet zuhause bleiben.“ Leise, nur für sich hörbar, sagte er: „Es wird alles gut.“
Kapitel 13
Auf dem Weg ins Spital verspürte Oliver kein einziges Mal Kopfschmerzen. Nicht die geringste Spur. Ihm ging es besser, seit ... ja, seit er von Kirchbergen weg war. Das er ste Mal seit Langem. Es musste die Luft in Kirchbergen gewesen sein, die ihm zusetzte; oder der Umzugsstress. Anfangs hatte er einen Sonnenstich vermutet, den er sich bei den Renovierungsarbeiten zugezogen hatte. Harmlos. Jeden Tag fielen Menschen der Hitze zum Opfer, und nicht nur in Kirchbergen.
Und nun lag er in dieser beängstigend engen Röhre. Das stetige ohrenbetäubende Klicken des Magnetresonan ztomographen presste gegen sein Trommelfell. Selbst die Kopfhörer halfen nichts. Als ob jemand mit einem Vorschlaghammer versuchte eine Blechtonne kaputt zu schlagen. Tack-Tack … Tack-Tack. Dieses unrhythmische Geräusch machte ihn noch wahnsinnig.
Was machst du hier, zum Henker?
Oliver riss die Augen auf. Da hatte schon wieder jemand zu ihm gesprochen, er konnte deutlich eine Stimme hören. Doch das war unmöglich. Nicht bei diesem Lärm.
Du solltest hier abhauen, Kleiner. Es gibt andere Dinge zu erledigen. Du darfst sie nicht alleine lassen. Sie wird es wieder tun. Du weißt es.
Die Stimme schien aus seinem Inneren zu dringen, von irgendwo weit weg und doch ganz nah. Das war natürlich Unsinn, denn seine Ohren vernahmen gerade die Stimme von Neill Diamond, der aus den Kopfhörern fröhlich sein Forever in Blue Jeans trällerte, aber nicht gegen das penetrante Hämmern der Maschine ankam.
„Das ist nicht echt.“ Oliver lächelte nervös, versuchte seinen Kopf stillzuhalten. Das laute Geräusch fand ein a bruptes Ende. Eine Assistentin zog ihn wieder aus der Röhre und half ihm hoch.
„Alles in Ordnung, Herr Ritter?“
Oliver nahm die Kopfhörer ab.
„Ja, tolle Musik. War gar nicht so schlimm. Zum Glück habe ich keine Platzangst, richtig?“
Die junge Assistentin lächelte freundlich.
„Sie können Ihre Sachen wieder anziehen und draußen Platz nehmen. Ein Kaffeeautomat steht im Warteraum. Normalerweise dauert es ein paar Tage, bis der Befund fe rtig ist. Doch weil Dr. Kunze uns unterrichtete es sei dringend, werden wir nur etwa drei Stunden benötigen.“ Lächelnd zwinkerte sie ihm zu. „Da hat wohl jemand seine Beziehungen spielen lassen.“
Drei Stunden also. Eine lange Zeit um auf sein Tode surteil zu warten.
Doch die Zeit verging wie im Fluge, wenn man seinen G edanken nachhing.
Was geschieht mit Melanie und Kevin, wenn ich tot bin ? Wer wird für meine Familie sorgen, sie beschützen? Wie wird es wohl sein im Jenseits? Wenn es denn eines gibt. Werden sie alle da sein und mich empfangen? Fragen, auf die er keine Antworten hatte.
Ein Arzt trat an ihn heran. In der Hand hielt er einen braunen Umschlag.
„Herr Ritter. Ich möchte Ihnen nur mitteilen,
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