Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)
die dritte Ausfahrt nehmen; halten Sie sich rechts« und so weiter und so fort.
Das war einfach unglaublich. Damit konnte ja nichts mehr schief gehen. So ein Ding hätte sie sich schon viel eher zul egen sollen, dann wäre ihr so manche Irrfahrt erspart geblieben.
Schnell hatte sie die Stadt hinter sich gelassen und fuhr bald, von der elektronischen Stimme geleitet, auf zu beiden Seiten von hohen Bäumen gesäumten Straßen über Land. Nach ihrem Erachten sah hier alles gleich aus, und sie war heilfroh über die Anweisungen ihres elektronischen Beifa hrers.
Sandra warf einen Blick auf die Uhr. Es war kurz nach halb neun. Zeit sich zu erkund igen, wie es auf der Partyfront lief. Sie kramte ihr Handy hervor und drückte die Kurzwahltaste für Anna. Es klingelte ein paar mal, dann meldete sich die Mailbox. Scheinbar war die Party bereits in vollem Gange, und Anna konnte deswegen das Klingeln nicht hören.
»Oh Mann, und ich gondle hier durch die Pampa, während sich alle anderen amüsi eren.«
Sie kam an eine Kreuzung.
»Bitte rechts abbiegen«, wies die elektronische männliche Stimme sie an.
Sandra wollte schon das Lenkrad einschlagen, da änderte das Navi plötzlich sowohl Meinung als auch G eschlecht.
»Fahren Sie links«, sagte eine nun eindeutig weibliche Stimme.
Verwirrt starrte Sandra die graue Box auf dem Armaturenbrett an. Was sollte das denn nun? Scheinbar hatte das Ding einen Wackelkontakt. Sanft tippte sie mit der flachen Hand dagegen. Vielleicht half das ja.
»Bitte rechts abbiegen«, wiederholte die männliche Stimme. Die weibliche ließ nichts von sich hören.
»Na also, geht doch«, murmelte Sandra und nahm die rechte Abzweigung.
Sie fuhr etwa einen Kilometer. Die Straße wurde zus ehends schmaler und der Belag schlechter, der Wald zu beiden Seiten dichter. Sie drosselte das Tempo. Allmählich stellte sich bei ihr der Eindruck ein, dass sie wohl besser ihrer Geschlechtsgenossin Vertrauen hätte schenken sollen.
Wie zur Bestätigung meldete sie sich auch prompt zu Wort: »Bitte wenden. Bitte we nden. Bitte wenden.«
»Geradeaus weiterfahren«, hielt die männliche Stimme d agegen.
»Haltet, verflucht noch mal, beide die Klappe!«
Es gab einen Knall, und der Wagen ließ sich nur noch schwer steuern. Außerdem hatte er leichte Schlagseite.
»O nein. Nicht auch das noch.«
Sie bremste und stieg aus, um sich zu vergewissern. Leider bestätigte sich ihre Befürchtung. Der rechte Vorderreifen war platt. Ein Blick auf das Handydisplay zeigte ihr, dass sie kein Netz hatte. Doch sie hatte Glück im Unglück. Durch das dichte Geäst der Bäume konnte sie etwa hundert Meter weiter vorne einen Lichtschimmer erkennen. Sie setzte sich wieder hinters Steuer und rollte im Schneckentempo darauf zu. Die Lichtquelle stellte sich als ein kleines Einfamilienhaus heraus.
Sandra atmete erleichtert aus. Sie fand es zwar merkwü rdig, dass jemand in dieser Abgeschiedenheit wohnte, doch beschweren wollte sie sich bestimmt nicht. Einem geschenkten Gaul schaute man bekanntermaßen nicht ins Maul.
Sie machte den Motor aus, stieg aus und ging zur Ei ngangstür. Auf ihr Klopfen ertönte eine Stimme von drinnen: »Ja, Moment. Ich komme schon.«
Der Mann, der ihr öffnete, war kein geringerer als Tom, der gut aussehende Verkäufer aus dem Elektronikladen.
»Was machen Sie denn hier?«, fragte sie erstaunt.
»Nun ja…ich wohne hier«, antwortete Tom nicht minder verwundert. »Aber was treibt Sie hierher?«
Sandra erzählte ihm von ihrer Panne und dem seltsamen Verhalten des Navis.
»Das tut mir leid. Das Gerät hat wohl einen Wackelkontakt. Aber dass es Sie ausg erechnet zu mir geführt hat…«
»Dürfte ich bei Ihnen telefonieren? Mein Handy hat keinen Empfang.«
Er trat zur Seite und winkte sie herein. »Sicher. Das Mobilnetz ist echt eine Zumutung hier draußen. Aber zum Glück ist auf die gute alte Landleitung Verlass. Kommen Sie.«
Sie folgte ihm ins Wohnzimmer. »Sie kennen nicht z ufällig einen Abschleppdienst hier in der Nähe?«
Tom schien kurz zu überlegen. »Wozu eigentlich? Den Reifen kann ich Ihnen auch wechseln. Ist gar kein Pro blem.«
Sandra zögerte. »Das ist wirklich nicht nötig…«
»Keine Widerrede. Immerhin habe ich Ihnen das Navi aufgeschwatzt und habe Sie so erst in diese Lage gebracht. Sehen Sie es einfach als eine Garantieleistung an.«
»Also gut. Aber nur, wenn es auch wirklich keine Umstä nde bereitet.«
Während Tom sich um ihren Wagen kümmerte, vertrieb Sandra sich
Weitere Kostenlose Bücher