DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters
dann verneigt er sich. »Ich werde euch allein lassen, damit ihr ungestört miteinander reden könnt.«
»Nein.« Ich halte ihn am Arm fest. »Ihr müsst hören, was ich zu sagen habe.«
»Also gut.« Er dreht sich um und führt mich in sein Gemach, wo Ismae sich vor dem Feuer zusammengerollt hat und an einem Weinkelch nippt. Als sie mich sieht, setzt sie den Kelch ab und springt auf die Füße. »Sybella! Wo bist du gewesen? Keiner der Pagen, die wir ausgeschickt haben, konnte dich finden.«
Gewissensbisse durchzucken mich, als ich an die Reihe von Pagen denke, die an meine Zimmertür geklopft haben. »Ich habe gepackt.«
»Du gehst?«, wispert sie.
Außerstande zu sprechen, nicke ich nur.
Sie tritt einen Schritt näher an mich heran. »Es ist nicht richtig«, sagt sie grimmig. »Es muss jemand anders an der Reihe sein. Ich werde gehen.«
Duval sieht sie erschrocken an. »Niemand wird gehen. Wir brauchen die Informationen nicht um den Preis eures Lebens.«
»Ich bin nicht hier, um über mein Schicksal zu jammern. Ich bin hier, um Euch ein Versprechen abzunehmen.« Ich streife den Ring vom Finger und halte ihn Duval hin. »Gebt dies Eurer hochgeborenen Schwester. Sorgt dafür, dass sie den Ring trägt. Sollte Eure letzte Verteidigungslinie fallen, wird es ihr bester Ausweg sein.«
Duval starrt auf den Ring hinab. »Ich kann nicht tun, was Ihr vorschlagt.«
Ich ergreife seine Hand, drücke den Ring hinein und schließe seine Finger dann um das Metall. »Ihr müsst. Vertraut mir. Der Tod wird besser sein, als dass d’Albret Eure Schwester in die Hände bekommt. Er hat viel zu lange Zeit gehabt, um all die Methoden zu planen, wie er sie brechen und demütigen kann und ihr so viel Schmerz zufügen, wie er denkt, dass sie ihm zugefügt hat. Was immer sonst geschieht, Ihr dürft nicht erlauben, dass er sie in seine Fänge bekommt. Denn dann wird sie eines langen und furchtbaren Todes sterben.«
Er sieht ganz blass aus, nimmt den Ring jedoch entgegen. »Versprecht Ihr es?«, frage ich.
Er schaut mir in die Augen. Was immer er dort sieht, es überzeugt ihn. »Ich verspreche es.«
Etwas in meiner Brust entspannt sich ein wenig. »Danke.«
»Nein – ich danke Euch. Und um der Gräuel willen, die Ihr erlitten habt, und um der weiteren Gräuel, denen Ihr ausgesetzt sein werdet, tut es mir aufrichtig leid. Wisset, dass meine Schwester, dass wir alle Euer Opfer tief in unseren Herzen bewahren werden.«
Seine Worte treiben mir die Tränen in die Augen, aber ich blinzle sie weg und komme zur Sache. »Ismae, ich bin hier, um zu fragen, ob ich mir deine Wurfscheiben ausborgen kann.«
»Mein Angebot war ernst gemeint. Ich möchte an deiner Stelle gehen.«
»Das weiß ich.« Ich greife nach ihren Händen. »Was der Grund ist, warum du mir so überaus teuer bist. Aber du hast hier Pflichten, Dinge, um die du dich kümmern musst. Ich erwarte, dass du und Duval die Letzten sein werdet, die zwischen der Herzogin und d’Albret stehen werden, sollte die Stadt fallen.«
Sie schlingt die Arme um mich und ich koste das Gefühl ihrer Nähe aus. Dann löse ich mich von ihr. »Nun. Was diese Waffen betrifft …«
Nach einigen Diskussionen gibt Ismae mir ihre Wurfscheiben und die Hälfte ihres Giftvorrates. Jetzt brauche ich nur noch bis Tagesanbruch zu warten, bis ich aufbreche. Als ich Duvals Gemach verlasse, ist der Drang, nach de Waroch zu suchen, beinahe überwältigend. Ich nehme mir vor, dass ich ihn am Morgen aufsuchen werde, und ich werde ihm alles erzählen. Sobald ich ihm mein Geständnis gemacht habe, kann ich dem Tod mit reinem Gewissen entgegensehen.
Bevor die Sonne über den Horizont gestiegen ist, bin ich angekleidet und auf dem Weg in den Stall. Es ist absolut unverständlich, dass von allen Dingen in meinem Leben, vor denen mir gegraut hat, dies das Beängstigendste ist: der Bestie diese simple Wahrheit zu sagen.
Ich finde den Ritter in den Ställen, wo er die Vorbereitung der Reittiere überwacht. Statt den dicken Stab, den sie ihm gegeben haben, als Gehhilfe zu benutzen, wedelt er damit herum, deutet bald in diese, bald in jene Richtung und erteilt damit Kommandos. Yannic ist bei ihm und mehr Köhler, als ich zählen kann. Mein Herz hämmert so laut, dass es mich überrascht, dass sie sich nicht alle umdrehen und angesichts des Dröhnens die Augen aufreißen, aber sie sind so beschäftigt mit ihrer Arbeit, dass sie mich zuerst nicht einmal sehen.
Ich versuche, nach der Bestie zu rufen, aber als ich den
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