DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters
Antwort entlockt ihm ein Lachen, aber es ist wahr – ich weiß tatsächlich, dass es eine gute Sache war.
Er schüttelt den Kopf. »Ich fürchte, ich habe mein Talent für das Befehligen von Männern verloren. Es ist eine Meuchelmörderin, die es schließlich geschafft hat, sie alle zusammenzubringen, nicht ich.«
»Jetzt geht Ihr zu weit und verspottet mich. Ich habe keine Begabung dafür, Männer zusammenzubringen.«
Er fädelt seine Finger zwischen meine, dann führt er meine Hand langsam an die Lippen und küsst sie. »Ich würde Euch niemals verspotten. Ich sage nur die Wahrheit.«
Es ist das Tröstlichste, was ich je gespürt habe, diese Hand auf meiner, die stille Standhaftigkeit, die sie verspricht. Dass er mir dies anbietet nach all den Geheimnissen, die ich ihm offenbart habe, macht mich demütig. Mehr als irgendetwas sonst will ich diese Hand in meiner halten und sie niemals wieder loslassen.
Neununddreißig
G EGEN M ITTAG DES VIERTEN Tages unserer Reise kommt Morlaix in Sicht. Wir nähern uns der Stadt nicht auf direktem Weg, sondern bleiben auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses, wo wir gerade eben noch die Befestigungsmauern der umfriedeten Stadt ausmachen können.
Die Bestie führt unsere Gruppe nach Norden. Je weiter wir kommen, umso mehr verändert sich das Land. Die Felder und Wälder werden kärger, das Gras wogt im Wind und der Geruch von Salz liegt in der Luft. In der Ferne kann ich das stetige Rauschen der Wellen hören, die gegen das felsige Ufer anbranden.
Die Bestie weist den Hauptteil der Truppe an, in dem Wäldchen, das wir nun im Osten sehen können, das Lager aufzuschlagen. Er befiehlt zweien seiner Männer und zwei Köhlern, ihn zu begleiten, und mich nimmt er ebenfalls mit. Wir folgen einem Weg, der eigentlich nur ein Wildwechsel ist und uns die Küste entlangführt. Als das felsige Ufer in Sicht kommt, sehe ich eine alte, steinerne Abtei und neben ihr eine der noch älteren Steinstelen. Ich schaue die Bestie an. »St. Mer?«
Die Bestie nickt. »Die Äbtissin von St. Mer hat Duval auf dem Laufenden gehalten. Sie und ihre Akolythen haben mit den britischen Städten in Verbindung gestanden und ebenfalls ein Auge auf die französischen Bewegungen in der Gegend gehalten.«
Ich unterdrücke ein kleines Aufflackern – nicht von Furcht, sondern Erwartung. Die heilige Mer ist ein wässriges altes Weib von einer Heiligen, mit einem Gewirr von Algen als Haar und Knochen, die aus Treibholz geformt sind. Sie ist wild, unkontrollierbar und gleichzeitig spielerisch und tödlich, schön und Furcht einflößend. Sie hat einen unersättlichen Appetit auf Männer und schnappt sie sich häufig von Booten, zieht sie in Ihr wässriges Maul und spuckt sie dann wieder aus, wenn Sie mit ihnen fertig ist.
Als ich neun Jahre alt war, lange bevor ich die Geschichten über meine Geburt und Herkunft gehört habe, habe ich Sie als meine persönliche Heilige adoptiert. Die meisten Mädchen in meinem Alter huldigten Amourna, aber ich hatte keine Verwendung für Sie und Ihre weiche, sanfte Liebe, die nichts als eine Lüge war, erzählt, damit Mädchen hoffnungsvoll und fügsam blieben. Für eine Weile habe ich mich Arduinna zugewandt, denn Sie war die einzige Heilige, die eine Waffe trug, und das gefiel mir sehr, aber am Ende hat auch Sie mich enttäuscht. Als eine Beschützerin von Jungfrauen, so schien es, versagte Sie ebenso oft, wie Sie Erfolg hatte.
Und so wandte ich mich der heiligen Mer zu. Ihre wilde Natur gefiel mir. Ich hatte den Wunsch, mit dem Sturm zu tanzen, wie Sie es tat. Ich hatte den Wunsch, mir auszusuchen, welche Männer ich in meine Domäne lasse, um mich ihrer dann zu entledigen, sobald ich mein Vergnügen gehabt hatte. Nicht dass ich von irgendeinem Vergnügen zwischen einem Mann und einer Frau auch nur eine Ahnung hatte, aber die Geschichten und die Poeten sprachen oft davon, und wenn dieses Vergnügen existierte, wollte ich meinen Anteil daran haben.
Im Wesentlichen wollte ich gefürchtet werden, so wie Sainte Mer gefürchtet wurde, wollte, dass Männer mich mit großem Respekt und Vorsicht behandelten und Angst vor dem hatten, was sie erwarten würde, wenn sie es nicht taten.
Als wir die Abtei erreichen, zügeln wir unsere Pferde. Während wir absitzen, wird die Tür geöffnet, und eine verhutzelte alte Frau kommt heraus. In der Hand hält sie den heiligen Dreizack von Sainte Mer, und um ihren Hals liegen fast ein Dutzend Ketten aus Herzmuscheln, die sie als die
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